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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher
Autoren: Peter Haining
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umdrehte, nachdem er eine Ladung abgeliefert hatte, und daß er Sie mitsamt einem zwanzig Tonnen schweren Bulldozer 120 Meter hoch in der Luft sah. Und dann kam alles zusammen wieder 'runter.«
    Ich starrte ihn an. »Wer war der Mann?«
    »Ein schwergebauter Typ. So um die fünfundvierzig.«
    »Ich kenne ihn«, sagte ich. »Er ist ein guter Mann.« Dann fragte ich: »Doc, wissen Sie, wie er heißt?«
    »Nein. Ich habe nicht danach gefragt. Irgend so ein spanischer Name vermutlich.«
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte ich. »Er heißt Kirkpatrick. Alonzo Padin de Kirkpatrick.«
    Er lachte. »Die Iren sind doch ein tolles Völkchen. Schlafen Sie jetzt weiter. Sie sind fast drei Wochen bewußtlos gewesen.«
    »Ich war elf Jahre lang bewußtlos«, korrigierte ich ihn und fühlte mich idiotisch dabei, weil ich so etwas Dummes gar nicht sagen wollte und keine Ahnung hatte, wie es mir in den Sinn gekommen war.
     

 
DER FLÖTENSPIELER
 
von Ray Bradbury
     
    Aus dem All betrachtet, wirkte der Mars wie eine kupferfarbene Laterne, die nur noch schwach brannte und wohl bald verlöschen würde. Als sich das Jupiter-Raumschiff jedoch näherte, sah der Mars wie eine große Blüte aus.
    Kerac, der Marsmensch, stand in der Mitte des Schiffes. Er betrachtete die liebliche verblaßte Blüte, die sich entfaltete wie die zarten Blumenblätter einer schönen Erinnerung. Er hatte fast Angst hinzusehen. Doch innerlich wußte er ganz genau, was die zwanzig verflossenen Jahre seiner Heimat zugefügt haben mußten. Auf den ersten Blick schien der Mars noch ganz der alte zu sein. Heimweh erfaßte ihn. In seine Augen traten Tränen. Als das Schiff jedoch tiefer tauchte, schien das Gesicht des Planeten voller Narben zu sein. Mitten in den Wiesen hatte sich eine Stadt ausgebreitet. Ihr Muster aus schwarz-weißen Klecksen sah aus wie das hervorquellende Auge eines Idioten. »So etwas Geschmackloses!« schimpfte Kerac, als er es erblickte. »Was für eine Bescherung!«
    Seine spinnenartigen Hände umfaßten fester die silberne Flöte, auf der er seine Symphonien und seine Volksmusik komponiert hatte – das einzige Bindeglied zu seiner Vergangenheit als berühmter Komponist und Musiker.
    Kerac fröstelte, als ob ein kühler Hauch über ihn hinstreichen würde – eine Mischung aus Bedauern, Furcht und tiefem Groll. Nun konnte er den Grundriß deutlicher erkennen. Die Stadt wirkte völlig ungeplant. Sie war mehr ein Beweis für Niedergang als für Fortschritt. Es gab keinen Zweifel, daß diese Stadt von den ungeschickten Jupiter-Ansiedlern zusammengeschustert worden war. Verwahrlosung und der Charakter dieser bläßlich-blauen Geschöpfe vom Jupiter waren für ihn Synonyme.
    Highways schossen aus dem Stadtkern und streckten metallene Fangarme gen Süden zu drei anderen Jupiter-Städten. Jede von ihnen erschien dem Auge genauso unproportioniert und unschön wie die erste Stadt.
    Teils schimpfte Kerac in sich hinein, teils richtete er seine Wut gegen den gedrungenen, schlaffen, blauhäutigen Jupitermenschen, der mit schwarzen Schlitzaugen neben ihm stand.
    »Schau was sie gemacht haben!« rief er. »Eine Million Jahre lang war dieses Tal grün und fruchtbar, übersät mit Blumen. Sie haben auf der Suche nach Mineralien den Boden aufgerissen. Jenes Gebirge dort im Süden war früher ein wunderschöner Anblick. Nun haben sie die Bergspitzen abrasiert und die Abhänge zerstört. Ist das eure Vorstellung, den Mars zu kolonisieren? Soll ich mich nach meinem langjährigen Exil vielleicht daran erfreuen?«
    Kerac verstummte. Der blauhäutige Jupitermensch, der im Vergleich zu dem ungewöhnlich hochgewachsenen und schlanken Musiker klein wirkte, sagte nichts.
    Das Gesicht des Verbannten wirkte wie ein einziges feines Netzwerk aus Linien. Bräunlich, mit kühnem Blick, glich es einem Adlerhaupt. Über ihm lag ein geheimnisvoller Schleier von Melancholie. Und nun schaute er hinunter auf die Gesichter von zehn Millionen toter Marsmenschen. Sie schrien nach ihm. Sie wollten nur eines: Rache.
    »Siehst du den Fluß, der von den Hügeln kommt?« fragte Kerac und deutete mit dem Finger nach unten.
    Der Jupitermensch preßte die dicken Lippen zusammen und blieb stumm. Der Verbannte sprach weiter.
    »Ich wurde dort, wo die Berge purpurfarben sind, nahe der Quelle des Flusses, geboren. Schau genau hin! Ruiniert durch zwanzig Jahre voll Rauch, Ruß und Unrat. Jetzt ist aus meinem Fluß ein Abwasserkanal geworden!«
    »Auf der Erde war es einst genauso schlimm«,
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