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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher
Autoren: Peter Haining
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Wüstenstück zu der toten und verlassenen Marsstadt Kam. Die Türme von Kam ragten in die dünne Luft. Zwischen ihnen lagen weite, symmetrisch angeordnete Alleen und Gärten wie die unbenutzten Schwingen eines gewaltigen Vogels, für immer zur Ruhe verdammt, nie mehr zum Flug bestimmt.
    Vor gar nicht langer Zeit hatte diese Stadt geatmet und Millionen von Marsmenschen ernährt, sie aufgezogen, ihnen Reichtümer und Glückseligkeit bereitet dank unzähliger Jahrhunderte des Friedens.
    Kerac strich sanft über die Flöte, die allein ihm während seiner langen Verbannung auf Jupiter Trost gespendet hatte.
    Er ließ den Blick wandern. Ein großer Schwarm von Vögeln erhob sich aus der toten Stadt – ein Zug von hoch fliegenden weißen Vögeln, die mit schrillen Schreien an den Sternen vorbeischwirrten. Immer wieder ertönten die Vogelschreie, wurden schwächer und schwächer, bis schließlich nur noch ein kaum hörbares Echo zurückkam.
    Sie flogen über die künstlichen Jupiterstraßen hinweg und weiter zum Horizont, an dem viele Stunden später die Sonne aufgehen würde.
    Dann ertönte ein tiefes Brummen. Das Brummen hatte begonnen, als die großen Kam-Vögel mit ihrem nachhallenden Lied hochflatterten. Seinen Höhepunkt hatte es erreicht, als die Vögel in die Ebene davonflogen. Nun wurde das Brummen schwächer. Kerac war jedoch klar geworden, was es bedeutete.
    Als die Vögel aufgestiegen waren, erfolgte sofort das Gebrumme. Und es kam aus dem Boden, aus den dunklen Höhlen der Berge. Er wußte, wer das Brummen ausstieß: die Schwarze Rasse! Tief in ihren Löchern lebten sie also immer noch. Freudige Erregung erfüllte ihn. Es gab noch Marsmenschen! Kerac hatte Verbündete! Auch wenn sie nur stumpfsinnig und mißgestaltet waren.
     
    Er hatte noch keinen Plan, als er sich den Höhlen der Schwarze Rasse näherte. Langsam ging er zwischen kahlen Wänden, die 150 Meter hoch in den Himmel ragten. Es war, als ginge er durch die Granitblöcke einer Totenstadt. Tiefes Schweigen herrschte. Nur seine Füße verursachten auf den Felsen ein schurrendes Geräusch.
    Er hielt an. Seine Erregung war gemischt mit leiser Furcht. Vor ihm raschelte etwas. Ein Schatten tauchte auf. Grüne Augen glotzten Kerac an. Tiefes, gutturales Knurren tönte aus der Dunkelheit.
    Der Schatten bewegte sich schwerfällig, wie eine plumpe, halb menschliche Amöbe. Eine Masse aus schwarzem Fleisch, die kurz davor ist, den Menschen nachzuahmen. Das Wesen torkelte auf dicken schwarzen Beinen, tastete mit fetten, schwarzen Armen und klumpigen, hungrigen Fingern. Es öffnete ein breites, lippenloses Maul und stieß ein Grunzen aus.
    Kerac zuckte zurück. Furcht preßte seinen Brustkorb zusammen wie ein Schraubstock. Seine Finger tasteten nach der silbernen Flöte. Doch er hob sie nicht an die Lippen. Was sollte Musik gegen dieses Schreckenswesen schon ausrichten?
    Er machte einen Versuch, das Wesen anzureden.
    »Mein Freund«, sagte er sanft. »Wir sind Brüder. Wir sind von den Männern eines anderen Planeten verdammt worden.«
    Er machte eine Pause. Dann wiederholte er:
    »Wir sind Brüder.«
    Das unmenschliche Wesen schwankte. Die Beine stolperten auf dem Felsboden in einer gräßlichen Imitation von menschlicher Bewegung. Etwas Ähnliches wie ein Arm griff in Keracs Richtung.
    »Wollt ihr mir helfen«, bat Kerac. »Die Bestien vom Jupiter entreißen euch alles. Sie nehmen eure Bodenschätze, verderben das Weideland. Bald werden sie kommen, um euch umzubringen. Bevor sie das tun, helft mir, bitte!«
    Das Wesen drehte sich um und schnarrte. Aus den Höhlen schrillten ein Dutzend Stimmen Antwort. Kerac wich sechs Schritte zurück.
    »Wir sind Brüder, verstehst du denn nicht? Wir haben die Pflicht, eine Aufgabe zu erfüllen! Helft mir dabei!«
    Eine dumpf dröhnende Welle kam aus den tiefen Höhlen herauf. Über ihnen zog ein kreischender Schwarm Kam-Vögel vorbei. Als sie die Vögel hörten, stieß die Schwarze Rasse ein ohrenbetäubendes Geschrei aus. Hunderte von ihnen krabbelten, krochen, taumelten aus den stickigen Höhlen.
    Kerac zuckte zusammen, als ihn Tausende von grünen Augen anstarrten. Sein Herz schmerzte vor Hoffnungslosigkeit. Sie begannen ihn zu umzingeln. Er floh.
    Er rannte, bis die Felsmauern zurückwichen. Hier hielt er an. Die Schwarze Rasse kam nicht näher. Noch nie waren sie über diese Grenze gegangen. Noch nie. Nur ihre drohenden Stimmen drangen herüber.
    Auch jetzt gaben sie ihre kurze Jagd auf und kehrten in ihre Höhlen
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