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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher
Autoren: Peter Haining
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fuhr der Jupitermensch auf ihn los. »Wir machen hier die gleiche Entwicklung durch. Das Ziel rechtfertigt die Mittel.«
    Das kleine Jupiter-Raumschiff landete im Sturzflug und kam ruckend zum Stehen. Türen wurden geöffnet. Sekunden später schritt Kerac zum erstenmal seit zwanzig Jahren auf dem Marsboden. Es war der gleiche schwammartige, feucht riechende Boden, auf dem er als Kind gelaufen war. Jetzt war er jedoch übersät mit Unrat, zerfurcht und zerschrammt von den Fahrgestellen der Raumschiffe und gefleckt vom Maschinenöl.
    Kerac verharrte einen Moment. Hi-Fi-Lautsprecher, die um die Landebahn herum aufgestellt waren, spuckten Musik aus, grelle, chaotische Jupiter-Schlager voller Dissonanzen. Unbeherrscht fluchend, holte Kerac mit dem Fuß aus.
    Eine leere Utanaflasche rollte klirrend davon.
    Die beiden verließen den Raumhafen und wanderten in die Stadt. Sie betraten die engen Gäßchen, die von dem aufdringlichen Fischgeruch der Jupiternahrung erfüllt waren. Gelächter erscholl aus labyrinthartigen Durchfahrten. Glas splitterte. Ab und zu verhieß ein krachendes Gewehr Tod und erhöhte noch das Getöse der fremdartigen Stadt. Der Jupitermensch deutete auf eine schäbige Unterkunft.
    »Schlaf hier!«
    »Vielen Dank, nein!« Kerac machte auf dem Absatz kehrt und ging in Richtung des Stadtrands, wo der verunstaltete Strom auf seinem Weg von den lila verfärbten Hügeln vorbeifloß. »Ich gehe dahin, wo ich atmen kann.«
    Der Jupitermensch machte keine Anstalten zu folgen, sondern grunzte nur: »Du wirst ins Gefängnis geworfen, wenn du dich nicht einmal pro Tag meldest. Ich werde dich morgen erwarten, Marsmensch!«
    »Wenn du mich suchst, folge einfach dem Fluß ...« Keracs Stimme glich einem Vogel, der in die hereinbrechende Dämmerung davonfliegt.
    Er schritt hastig aus. Die Lippen waren zusammengepreßt. Auf seiner Seele lastete Trauer. Die grellen Lichter stachen ihm in die Augen. Die Jupitermusik gellte von Lautsprechertürmen, die über die ganze Stadt verstreut waren. Und einmal drang schwach das Kichern von Frauen an seine Ohren.
    Die Sonne war gerade am Untergehen, als er den schweigenden Strom erreichte. Er kniete sich dort nieder und betete zu den Sternen, daß irgendein Plan all dies Schreckliche beenden möge.
    Das Wasser berührte kalt seine Finger. Es war so kalt wie das Blut der Marsmenschen, die Selbstmord begangen hatten, um nicht von der Flut der Jupiter-Kolonisten überwältigt und beherrscht zu werden. Kerac dachte an die Pioniere, an seine ermordete Familie, an den entweihten Boden. Er betete noch heftiger.
    »Kam, gib mir Kraft«, flehte er.
     
    Als die ausgedehnte Stadt hinter ihm lag, begann er mit neuem Elan auszuschreiten. Heiterkeit erfüllte ihn, ein Lied fiel ihm ein. Er hob die silberne Flöte an die Lippen und spielte seine Musik gegen die Hügel. Ein leises Echo ertönte.
    Sterne tauchten auf. Der Fluß neben ihm murmelte Melodien, wie er über die Kieselsteine rann. Plötzlich war die Zeit keine Barriere mehr. Zwanzig Jahre verschwanden wie ein Schleier. Alles war wieder friedlich. Es gab keine Eroberung, nichts als Schönheit und die Nacht.
    Er drehte sich um, um die Jupiterstadt mit ihren Lichtern zu betrachten. Ein millionenäugiges Monstrum, das die Ebene entstellte. Musik unterbrach sein Flötenspiel. Musik von den Lautsprechern der Stadt, so sehr verstärkt, daß der Ostwind sie mit sich zu den Hügeln trug.
    Kerac unterdrückte einen Fluch und ging weiter. Die irre Musik heftete sich an seine Fersen. Gab es kein Entrinnen?
    Der Wind drehte sich. Die Musik der Stadt verstummte. Er seufzte vor Erleichterung auf. Es würde nicht mehr lange dauern, überlegte er. Er war in seine Heimat gekommen, um zu sterben. Er war alt. Die Wissenschaftler vom Jupiter hatten ihre Experimente mit seinem Körper und seiner Psyche beendet und schickten ihn jetzt zu seinem toten Planeten. Sie wußten sehr wohl, daß er allein keinen Schaden anrichten konnte. Er war der letzte der Goldenen Rasse.
    Doch was war mit den Geschöpfen in den Marsbergen? Jenen unzähligen Horden von mißgestalten, stammelnden Wesen, die in den Höhlen des Mars hausten. Sind sie genauso erbarmungslos vernichtet worden wie die große Goldene Rasse?
    Kerac wußte, daß die Schwarze Rasse nicht Selbstmord begangen hatte. Und es würde viel Zeit gekostet haben, um sie aus ihren Millionen Höhlen herauszuholen. Ein schwacher Hoffnungsschimmer regte sich in ihm.
    Er blickte über ein nur spärlich beleuchtetes
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