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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer
Autoren: Ralf Isau
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Mosphatminen von Zin konnten die Dagonisier kein Neschamah mehr herstellen. Und ohne das Odempulver wiederum vermochte kein Antisch an der Luft zu überleben.
    Mit Ausnahme von Bochim.
    Der Sohn von Gaal und Lebesi war ein Mischling gewesen, der in jeder Umgebung atmen … »Er ist tot!«, zischte Taramis und schüttelte unwillig den Kopf. Er selbst hatte dem Seelenfresser einen Dolch ins Herz gerammt und mit eigenen Augen zugesehen, wie er danach im Rachen von Allon verschwunden war.
    Nur, woher kam dann diese Antischschuppe? Hatte Dagonis einen neuen Weg gefunden, seine Krieger gegen die Kinder des Lichts ins Feld zu führen? War die furchtbarste Plage, die Berith jemals heimgesucht hatte, doch nicht für immer ins dunkle Zentrum der Welt verbannt? War sie zurückgekehrt?
    Taramis zog sich am Stab Ez hoch. Der beunruhigende Fund zwang ihn zum schnellen Handeln. Ein Antisch war hier gewesen, das stand fest. Weiß Gott, wie ihn das Fischgesicht hatte aufspüren können – nur ganz wenige kannten doch sein abgelegenes Versteck auf Barnea. Der Feuermensch hatte vermutlich den Hof ausspioniert und womöglich sogar etwas mit dem Abbrechen der Halbinsel zu tun – eine Vorstellung, die Taramis gleich wieder verdrängte. Um so große Landmassen zu bewegen, bedurfte es gewaltiger Kräfte. War es überhaupt möglich, dass ein einzelner Antisch so viel Macht besaß? Oder irgendein anderes Wesen aus Fleisch und Blut? Wenn ja, dann wäre es der reinste Wahnsinn, diesen Gegner herauszufordern.
    Taramis seufzte. Offenbar blieb ihm gar keine andere Wahl.
    Als die Abenddämmerung heraufzog, verlangsamte er das Tempo. Ungeachtet der Schmerzen war er seit dem Morgen fast ununterbrochen gerannt. Ausdauernd zu laufen, ohne sich vorschnell zu verausgaben, gehörte zur Ausbildung der Tempelwächter von Jâr’en. Meister Marnas hatte ihn auch gelehrt, dass der Geist stärker sei als der Leib. Zumindest eine gewisse Zeit lang. Irgendwann musste sich der Wille dann doch den Bedürfnissen des Körpers beugen.
    Keuchend blieb Taramis auf dem grasbewachsenen Hügel stehen, rammte Ez in den Boden und stützte die Hände auf die Oberschenkel, um Luft zu schnappen. Abgesehen von dem Stab, der nun wieder in seinem weichen Futteral steckte, hatte er kein Gepäck. Nicht einmal Proviant. Er trug die traditionelle Kleidung der barneanischen Landbevölkerung: Sandalen, schwarze Wollhosen, einen blauen knielangen Kaftan und die braune Lederweste. Die sieben Zöpfe, zu denen er sein langes, pechschwarzes Haar geflochten hatte, würde er öffnen, ehe er die Stadt betrat. Manche Leute reagierten irritiert, wenn sie die Kiemenspalten auf der Rückseite seines Halses sahen. Auf den meisten Inseln von Berith galten amphibische Menschen als Exoten.
    Sein Blick wanderte über die liebliche Hügellandschaft. Barnea war ein uraltes Kulturland. Die Insel lebte von der Forstwirtschaft, dem Ackerbau und der Viehzucht. So weit das Auge reichte, sah er nur Weideflächen und Wälder. Nirgendwo ein Gehöft. Sein nächster Nachbar wohnte eine Tagesreise entfernt.
    Zum ersten Mal seit zehn Jahren bedauerte Taramis es, in die Abgeschiedenheit des barneanischen Hinterlandes gezogen zu sein. Nach Aris Geburt hatte er der Gewalt abgeschworen und sich für das einfache, naturverbundene Leben eines Bauern entschieden. Seine Familie sei ihm wichtiger als das Amt des Hüters von Jâr’en, hatte er jedem erzählt, der ihn danach fragte. Doch es gab auch noch einen anderen Grund für den Rückzug in die Einsamkeit.
    Er konnte den stinkenden Atem der Feuermenschen nicht vergessen, die ihn beinahe als Laichplatz für ihre Brut missbraucht hatten. Oft durchlebte er in Albträumen, was er damals nur mit List und knapper Not hatte abwenden können: Gaals Legerüssel drängte sich in seinen Mund, fuhr ihm den Schlund herab und verwandelte ihn in ein fischköpfiges Ungeheuer.
    Seit jener Zeit scheute Taramis die Nähe fremder Personen. Menschenansammlungen waren ihm nicht geheuer und jedes allzu große Gedränge versetzte ihn leicht in Panik. Deshalb besuchte er die Stadt nicht öfter als unbedingt nötig. Nun jedoch musste er seine Ängste bezwingen. Für Shúria und Ari würde er noch einmal in den Kampf ziehen.
    Gewohnheitsmäßig ließ er den Blick nicht nur in die Ferne schweifen, sondern untersuchte mit der gleichen Gründlichkeit auch den Boden zu seinen Füßen. Dabei fiel ihm ein Prankenabdruck auf. Taramis zählte einen großen und vier kleinere Ballen, Letztere waren
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