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Die zerbrochene Uhr

Titel: Die zerbrochene Uhr
Autoren: Petra Oelker
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geräumigeren der Domina neunzehn Wohnungen aus je zwei Zimmern und Küche, von denen im Laufe der Jahrhunderte immer mehr leer blieben, weil immer weniger der eingekauften Damen im Kloster lebten. Vielleicht wegen der strengen, allerdings nicht immer erfolgreichen Zucht: 1632 und 1804 wurde je eine Konventualin wegen Schwangerschaft vor die Tür gesetzt, eine andere 1734, »weil sie vor 20 Jahren in Unehren eine Tochter geboren hatte«. 1837 zogen die Konventualinnen in ein neues Gebäude am Schützenwall nahe dem Steintor (heute Klosterwall), auch ein Witwenhaus (für W. »der gebildeten Klassen«) wurde errichtet; nach und nach wuchs die Zahl der Konventualinnen wieder auf 100 an. (1841 begann der Abriß der mehr als 500 Jahre alten Klostergebäude.) 1872 wurden vom Verkaufserlös einiger Grundstücke die Unterrichtsanstalten des Klosters St. Johannis eröffnet, eine Mädchenschule (ab 1916 bis zum Abitur) und ein Seminar für Lehrerinnen, die 1881 von 742 Schülerinnen und 92 Seminaristinnen besucht wurden. Die Klosterschule am Holzdamm nahm nur gutbürgerliche Schülerinnen auf, der Andrang war groß, nicht zuletzt wegen der fortschrittlichen Lehrinhalte, die Gymnastik, Physik, Chemie und Mathematik einschlossen. Heute befindet sich das St.-Johannis-Kloster, ein als Wohnheim geführtes Damenstift, an der Alster in Eppendorf. Immer noch gibt es eine Domina. Die verzichtet inzwischen allerdings auf die Anrede Ehrwürdige Jungfrau.
    Kulubin, Ivan berühmter russischer Automatenbauer des 18. Jahrhunderts.
    Küterhaus Schlachthaus
    Lessing, Gotthold Ephraim (1129-1781) Schriftsteller, Kritiker und Philosoph und einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Aufklärung. 1766, er war schon hochgerühmt, aber arm wie eine Kirchenmaus, stand er »auf dem Markte und war müssig …«, als aus Hamburg das Angebot kam, dort am neugegründeten (- › ) Hamb. Nationaltheater Konsulent (Rechtsberater) und Dramaturg (hauseigener Kritiker) zu werden. Die Stadt und die Leute gefielen ihm, in der Hoffnung auf einige ruhige, angenehme Jahre sagte er zu. Er wollte seine »theatralischen Werke s welche längst auf die letzte Hand gewartet haben, daselbst vollenden und aufführen lassen. Solche Umstände waren nötig, die fast erloschene Liebe zum Theater bey mir wieder zu entzünden.« Außerdem wollte er mit dem Druckerei-Besitzer Johann Joachim Christoph (– › ) Bode gemeinsame Sache und endlich etwas Geld machen. Tatsächlich wurde sein Lustspiel Minna von Barnhelm (nach einigen Querelen mit dem nach der Zensur rufenden preußischen Gesandten) in Hamb, uraufgeführt, mit mäßigem Erfolg; tatsächlich wurde er Kompagnon von Bode und verlor dabei nur das Geld, das er mit dem Verkauf des größten Teils seiner Bibliothek für die Einlage erzielt hatte. Seine Hamburgische Dramaturgie, als zweimal wöchentlich erscheinende Theaterschrift gedacht, erschien umgehend in Leipzig als Raubdruck. Den Profit machten andere. Im Herbst 1768 verließ er das Hamburger Theater, die Stadt erst 1770, um eine Stellung als Bibliothekar im ungeliebten, weil einsamen Wolfenbüttel anzutreten. L. lebte bei allem Verdruß gerne in Hamburg, in Briefen schrieb er immer wieder von den Freundschaften und geistigen Anregungen, die er dort gefunden hatte und in Wolfenbüttel so sehr vermißte.
    Mannheimer Hof- und Nationaltheater Es dauerte dann doch noch etliche Jahre bis zur Eröffnung des M. H.und N.th. 1779. Leider hieß der erste Direktor auch dann nicht Jean Becker, auch nicht G. E. Lessing, der zunächst mit dem Schauspieler Konrad Ekhof im Gespräch gewesen war. Die Leitung übernahm der wichtigste Förderer Heribert von Dalberg. Der Theaterdichter hieß 1783/84 Friedrich Schiller, der Regisseur von 1792 bis 1796 August Wilhelm Iffland.
    Müller, Johann Samuel (1701-1773) wurde 1732 Rektor der Hamburger Gelehrtenschule (- › ) Johanneum. Er war kein großer Gelehrter, sondern ein engagierter pädagogischer Praktiker: »Ein Mann von vorzüglichen Gaben des Herzens, der gute und doch strenge Schulzucht zu halten verstand, nachgiebig zur rechten Zeit, aber auch fest und bestimmt, wo es not tat‹ (Edmund Kelter, 1928). Er neigte den Ideen der Aufklärung zu, und als großer Verehrer des Theaters und gelegentlicher Opernlibrettist förderte er das Theaterspiel am Johanneum entschieden. Die Texte, zumeist zu Themen aus der klassischen Antike, schrieb er in der Regel selbst und übte sie auch ein. Die öffentlichen Vorführungen waren so beliebt, daß
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