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Die zerbrochene Uhr

Titel: Die zerbrochene Uhr
Autoren: Petra Oelker
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werden durften. Die letzte offizielle Folterung fand in Hamburg 1790 statt. Der Fron, sozusagen der Fronerei-Chef, war zugleich der Scharfrichter. Für Gefangene der bürgerlichen Klassen wurde 1768 in dem aus dem 14. Jh. stammenden Turm des Winser Tores am Meßberg eine (allerdings erheblich gemütlichere) Arrestantenstube eingerichtet.
    Graham, George (1673-1751) Einer der bedeutendsten Uhrmacher des 18. J. Der Londoner erfand 1715 eine nach ihm benannte ruhende Hemmung, die dem Pendel am äußersten Punkt seiner Schwingung noch einen leichten Schub gab. So wurde die Gleichmäßigkeit der Pendelbewegung vergrößert und damit die Genauigkeit des Uhrwerks.
    Hamburger Nationaltheater wurde von zwölf Hamburger Kaufleuten gegründet und am 22. April 1767 eröffnet. Obwohl es die besten deutschen Schauspieler seiner Zeit versammelte, war es von Anfang an ein Pleiteunternehmen. Rabiate Gläubiger, interne Streitigkeiten und Desinteresse des Publikums führten nach monatelangen auswärtigen Gastspielen schon am 25. November 1768 zur Schließung. Während des Sommers 1768 stand es bereits so schlecht, daß selbst Konrad Ekhof, der als ›Vater der Schauspielkunst bezeichnete Tragöde, seine Gage in Naturalien, d. h. in Eintrittskarten bekam, die er in den Gassen zu Geld machen mußte. Der berühmte Prinzipal Konrad Ernst Ackermann übernahm 1769 das neue Haus im Opernhof am Gänsemarkt, das er zuvor gebaut und schon selbst geführt hatte. Sein Stiefsohn schließlich, der geniale Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder, führte das Theater zu großem Erfolg.
    Heinicke, Samuel (1722-1790) Der Sohn eines wohlhabenden kursächsischen Bauern ließ sich in Dresden zum Militär anwerben, floh im Siebenjährigen Krieg (1757-63) aus preußischer Gefangenschaft nach Hamburg. Dort wurde er zunächst Privatlehrer, dann Sekretär des Wirtschaftsmoguls und königlich-dänischen Schatzmeisters Graf Schimmelmann, schließlich durch dessen Vermittlung Küster und Kantor an der St.-Johannis-Kirche in Eppendorf, damals ein Dorf weit vor den Toren Hamburgs. Zu seinen Aufgaben gehörte auch der Unterricht in der kleinen Dorfschule. Seine modernen Lehrmethoden erregten großes Mißtrauen, aber eine Prüfung ergab so gute Resultate, daß zwar nicht sein Pastor, doch immerhin die bäuerlichen Eltern den Fremden zu schätzen begannen. Seine besondere Liebe galt taubstummen Kindern, die er mit einer eigenen Methode und großem Erfolg unterrichtete. Auf den Sohn des Eppendorfer Pachtmüllers folgten schnell andere aus der weiteren Umgebung, die bei ihm und seiner Frau in Pension lebten. Nachdem ihm 1774 der russische Geheimrat Graf Vietinghof seine taubstumme Tochter anvertraute, wurden Heinicke und mit ihm Eppendorf berühmt. 1778 rief ihn der sächsische Kurfürst nach Leipzig, um dort eine Taubstummenanstalt zu gründen. H. gilt auch heute noch als ein Pionier des Taubstummenunterrichts.
    Hübner, Johann (1668-1731) war von 1711 bis zu seinem Tod Rektor des Johanneums. Er wurde vom Gymnasium Merseburg nach Hamburg verpflichtet, weil er sich weniger für Philosophie, dafür mehr für die »Realien«, bes. für Geschichte, Geographie, Genealogie und Deutsch interessierte. Auch war er schon als Autor von Dichtungen, Schulbüchern und erzieherischen Schriften berühmt. Selbst Dichterfürst Goethe schickte 1806 Hübners Atileitung zur deutschen Poesie (1696) an seinen Freund W. v. Humboldt. Trotzdem galt H. nicht gerade als pädagogisches Vorbild. Eitle Selbstgefälligkeit, regelwidrige Bevorzugung ›seiner‹ Primaner und ein heftiges Temperament machten ihn und die von ihm geführte Schule nicht beliebter. Als sein Konrektor einmal einen seiner Schüler auf die Bank eines von Hübners Primanern setzte, war der über dieses Sakrileg so erbost, daß er den Kollegen verprügelte. Auch die folgende sechswöchige Suspendierung und öffentliche Entschuldigung sollen sein Temperament nicht gemildert haben.
    Hugenotten Bezeichnung für die französischen Calvinisten (Protestanten) seit der Mitte des 16. Jh. Die blutige Verfolgung der H. durch die franz. Könige trieb die meisten in die Emigration, vor allem nach N.-Amerika, Großbritannien, die Schweiz, die Niederlande und in deutsche Gebiete, insbes. Brandenburg-Preußen und Hessen-Kassel. Zuletzt (1701-1704) fand der Krieg gegen eine noch bestehende bäuerliche Gemeinde in den Cevennen statt. Waren die ersten franz. Anhänger der Reformation vor allem Angehörige des Hochadels, konvertierten bald immer
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