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Die zerbrochene Uhr

Titel: Die zerbrochene Uhr
Autoren: Petra Oelker
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mehr wohlhabende Kaufleute und hochqualifizierte (Kunst-)Handwerker. Sie nahmen ihr Wissen, ihre Verbindungen und ihre Fähigkeiten mit ins Exil. Das Aufblühen der britischen und der Niedergang der französischen Uhrenindustrie z. B. war eine Folge der Vertreibungen. Im strikt lutherischen Hamburg durften die Reformierten sich zunächst nicht niederlassen, im norddeutschen Raum waren ihre ersten Stationen deshalb Stade und Altona. Erst 1716 entstand eine eigene Hamburger Gemeinde unter dem Schutz des Holländischen Gesandten. Nach und nach erhielten die H. wie andere Nicht-Lutheraner mehr Rechte, die volle Religionsfreiheit jedoch erst mit der neuen Stadtverfassung von 1860.
    Johatmeum/St.-Johannis-Schule Die im Zuge der Reformation 1529 eröffnete Lateinschule wurde nach ihrem Standort im alten (– › ) Kloster St. Johannis benannt. Die erste Schulordnung von (- › ) Bugenhagen schrieb fünf Klassen vor, zwei mehr, als im Mittelalter üblich gewesen war, Lehrinhalte wurden reformiert, das Schulgeld gestaffelt und für begabte arme Kinder Stipendien eingerichtet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Schulordnung, die Organisation, Verwaltung und Lehrinhalte der Schule festschrieb, immer wieder der Zeit angepaßt. In der Mitte des 18. Jh. hatte das J. acht Klassen, von Oktava bis Prima, die in zwölf bis dreizehn Jahren absolviert wurden. In jeder Klasse unterrichtete ein Lehrer, nur die Prima wurde von Rektor und Konrektor geleitet (letzterer wird in diesem Roman unterschlagen). Außerdem gab es einen Kantor, einen Zeichen- und einen Rechenmeister. Nur wer schon (halbwegs) Deutsch lesen und schreiben konnte, wurde aufgenommen. Fächerkanon und Stundenaufteilung der einzelnen Wochentage waren genau festgelegt. Latein war neben Religion auch im 18. Jh. noch zentraler Unterrichtsstoff, dennoch wurde nun überwiegend in Deutsch unterrichtet und zunehmend Wert auf die perfekte Beherrschung der Muttersprache in Wort und Schrift gelegt. Weitere Fächer: Griechisch, Hebräisch, Historie, Geographie, Rhetorik, Logik. Neben etwa zwanzig Wochenstunden am J. erhielten die meisten Schüler weitere sechzehn Stunden Privatunterricht zur Vertiefung des Lehrstoffes. Für zukünftige Handwerker galten die unteren vier Klassen als ausreichend. Wer Kaufmann werden wollte oder sollte, begann spätestens nach der Prima mit einer mehrjährigen Lehre. Zukünftige Studenten besuchten nach dem J. zur Vorbereitung auf die Univ. in der Regel noch das (- › ) Akademische Gymnasium.
    Kaiserhof am Neß Das renommierte Gasthaus für vornehme Gäste der Stadt wurde 1619 nur wenige Schritte von Rathaus und Börse entfernt erbaut. Seine Renaissance-Fassade galt als die schönste in Hamburg. Deshalb wurde sie 1873 bei Abriß des Gebäudes abgetragen und im Hof des Museums für Kunst und Gewerbe wiederaufgebaut. Dort ist sie heute noch zu sehen.
    Kapok Watteähnliches, faseriges und wasserabstoßendes Polstermaterial aus den inneren Fruchtwänden des Kapok- oder Baumwollbaumes (Ceiba). Die bis zu 50 in hohen Bäume wachsen in etwa zwanzig Arten vor allem in den tropischen Regenwaldgebieten, aber z. B. auch auf Madeira.
    Kloster St. Johannis Das 1235 gegründete Dominikanerkl. wurde wahrscheinlich nach den beiden Johannes, dem Evangelisten und dem Täufer, benannt. Mit der Auflösung bzw. der Umwandlung der hamb. Klöster in soziale Einrichtungen während der Reformation wurde der Kreuzgang für die Lateinschule (– › ) Johanneum zu Klassenräumen umgebaut; der größere Teil des alten Gemäuers nahm die zum evangelischen Glauben konvertierten Nonnen des zerstörten Harvestehuder Zisterzienserinnenklosters auf. Auch wenn es keine Nonnen mehr gab, brauchte die Stadt eine Einrichtung zur standesgemäßen Versorgung unverheirateter »Töchter aus gutem Haus«. Während der Besitz der vertriebenen Dominikaner (41 Mönche und 13 Novizen) zugunsten der Stadtkasse verkauft wurde, behielten die Nonnen, nun Stiftsjungfrauen oder Konventualinnen genannt, den ihren: neben kostbaren Kirchenschätzen etliche Dörfer »mit zum Teil bedeutenden Holzungen«, Ländereien und Pachthöfe, innerhalb der Stadtmauern Brau- und Wohnhäuser, Speicher und Grundstücke. Alte Lebensmittel-Listen zeugen von reichlichen, wahrhaft weltlichen Genüssen. Das St. J. unterstand nicht wie die Jungfrauenstifte anderer Regionen der Kirche, sondern wurde von Mitgliedern des Rats und gewählten Bürgern unter Beteiligung der jeweiligen Domina verwaltet. Im Kloster gab es neben der
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