Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitfalle

Die Zeitfalle

Titel: Die Zeitfalle
Autoren: Terry Carr
Vom Netzwerk:
und beweglicher als diese hier.«
    »Ich sehe.« Surgenor hatte den beunruhigenden Gedanken, daß sie sich jederzeit der Aufgabe gegenübersehen könnten, ohne irgendwelche Hilfsmittel bei der Geburt eines paladorischen Kindes zu assistieren. »Warum mußten wir ausgerechnet eine Schwangere fangen?«
    »Als ich sagte, daß sie weniger beweglich sind, meinte ich das in einem doppelten Sinne.« Giyani wartete auf Surgenor und bot ihm eine Zigarette an, die der Zivilist dankbar annahm. »Die Aufzeichnungen der Beobachtungssatelliten zeigen, daß schwangere Einheimische nicht so leicht wie die anderen durch die Zeit flitzen. Sie materialisieren vollständig, erscheinen körperlich greifbar in der Gegenwart, und wenn sie das getan haben, bleiben sie auch länger. Das Verschwinden scheint für sie mit gewissen Schwierigkeiten verbunden zu sein.«
    »Warum sollte das so sein?«
    Giyani zuckte die Schultern und blies eine Rauchfahne in die unbewegte Luft. »Wer weiß? Wenn es durch geistige Kontrolle geschieht, was der Fall zu sein scheint, dann wird die Frau vielleicht von der Anwesenheit eines anderen Geistes in ihrem eigenen Körper ein wenig behindert. Wäre es nicht so, hätten wir diese hier niemals erwischt.«
    Surgenor umging vorsichtig einen zersplitterten Baumstumpf, dann sagte er nachdenklich: »Das wirft eine andere Frage auf. Wenn die Paladorier so bemüht sind, jeden Kontakt mit uns zu vermeiden, warum lassen sie dann ihre schwangeren Frauen in einen von uns besetzten Raumzeitsektor?«
    »Das ist wieder eine gute Frage, David. Ich wünschte, ich wüßte die Antwort. Vielleicht ist ihre Kontrolle über die Zeit nicht so absolut, wie wir uns vorstellen. Unsere Intellektuellen behaupten zwar, die Einheimischen hätten bewiesen, daß Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft koexistent seien, aber vielleicht ist die ›Gegenwart‹ doch in irgendeiner Weise wichtiger als die anderen zwei. Oder vielleicht ist der Fötus irgendwie an die Gegenwart gebunden, weil er die geistige Disziplin nicht gelernt hat, oder ...« Giyani machte eine ungeduldige Handbewegung. »Was nützt es, all dieses theoretische Zeug zu erörtern? Es ändert nichts.«
    Surgenor nickte gedankenvoll und revidierte seine Einschätzung Giyanis. Er hatte vermutet, daß der Major ein intelligenter Mann war, der die Gefahr, in die er sich begab, nüchtern einzuschätzen wußte, aber er hatte ihn genauso wie McErlain als einen engstirnigen militärischen Typ von sturer Unbeweglichkeit des Denkens angesehen. Sein Gespräch mit Giyani war in mehr als einer Hinsicht instruktiv gewesen ...
    Surgenor sah, was vor ihnen war, und hörte auf, über den Major nachzudenken. Eine schwarze Scheibe von ungefähr drei Metern Durchmesser schwebte in der Luft. Der untere Rand war ungefähr zwei Meter über dem Boden, aber es gab keine präzise Abgrenzung, sondern nur ein vage schimmerndes Verfließen, und als Surgenor näher kam, sah er, daß die Schwärze der Scheibe vom intensiven Glitzern ungezählter Sterne belebt war.
     
    Die verhüllte Gestalt der Paladorierin eilte ein paar unbeholfene Schritte vorwärts und blieb stehen, als McErlain zwischen sie und die Scheibe trat und ihr den Weg versperrte.
    »Richtig, McErlain«, sagte Giyani. »Halten Sie sie zurück. Vielleicht kommen wir doch noch zum Frühstück zurecht.«
    »Dies war das Ding, nach dem sie von Anfang an Ausschau gehalten hat«, sagte Leutnant Kelvin. »Ich wette, es ist eine Art Rettungsleine. Was man da sieht, ist unsere eigene Zeit.«
    Surgenor beschirmte seine Augen und spähte aufwärts durch die Scheibe. Die Sterne dort sahen tatsächlich genau wie die aus, die er zuletzt über der paladorischen Wüste des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts gesehen hatte. Er fühlte sich von einem fröstelnden Schauer überlaufen und bemerkte, daß eine Brise über seinen Rücken strich. Die Luftströmung schien sich in die Richtung der seltsamen Scheibe zu bewegen. Surgenor zog an seiner Zigarette und blies den Rauch aufwärts. Der Rauch wurde von der Schwärze eingesogen. Nun warf er den Zigarettenstummel hinterher. Der kleine weiße Zylinder schimmerte einen Moment im Sonnenlicht, bevor er verschwand. Es war nicht auszumachen, ob er seine Bahn vollendete oder nicht.
    »Unterschiedlicher Luftdruck«, sagte Surgenor. »Die warme Luft strömt durch dieses Loch ab. In die Zukunft, nehme ich an.« Er, Giyani und Kelvin arbeiteten sich durch die Vegetation, bis sie auf der anderen Seite der Scheibe waren, aber aus diesem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher