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Die Zeitfalle

Die Zeitfalle

Titel: Die Zeitfalle
Autoren: Terry Carr
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schockiert und empört. »Wissen Sie, was diese Drohung Sie kosten kann?«
    »Nein, aber es interessiert mich wirklich, Major. Was können Sie mir dafür tun?« Der Unteroffizier hielt sein Gewehr lässig wie zuvor, aber die Waffe hatte plötzlich Bedeutung gewonnen.
    »Ich kann damit anfangen, daß ich Ihnen diese Waffe abnehme.«
    »Meinen Sie?« McErlain lächelte und zeigte unregelmäßige, aber sehr weiße Zähne, und Surgenor sah ihn auf einmal als ein menschliches Wesen und nicht mehr als eine militärische Figur aus einem Ausschneidebogen. Die zwei Uniformierten standen einander in der schwülen Stille des Dschungels gegenüber. Während er sie beobachtete, fühlte Surgenor sich von einer seltsamen Belanglosigkeit abgelenkt. Irgendwo war hier eine Ungereimtheit. Dieser ganzen Urwaldszenerie schien irgend etwas zu fehlen ...
    Die paladorische Frau machte ein zischendes Geräusch und richtete sich mit langsamen Bewegungen wie unter Schmerzen auf. McErlain trat auf sie zu und zog mit einem Ruck die kapuzenähnliche graue Umhüllung von ihrem Kopf. Surgenor starrte verwundert und fasziniert in das fremdartige Gesicht, das nun ungeschützt dem grellen Sonnenlicht preisgegeben war. Der kurze und ungewisse Blick, den er in der Dunkelheit des Fahrzeugs getan hatte, hatte einen Eindruck nicht von Schönheit, doch von einer gewissen Vergleichbarkeit mit menschlichen Vorstellungen von Schönheit hinterlassen. Nun, in der unbarmherzigen Helligkeit, war nicht zu übersehen, daß ihre Nase ein formloser Hügel war, daß ihre Augen erheblich kleiner als die eines Menschen waren, und daß ihr schwarzes Haar von so grober Beschaffenheit war, daß jede einzelne Strähne wie lackierter Draht glänzte. Trotz alledem, dachte er, es gibt keinen Zweifel, daß dies eine Frau ist. Kann es irgendein kosmisches Weiblichkeitsprinzip geben, das sich auf den ersten Blick offenbart, sogar einem andersartigen Fremden?
    Klagende Geräusche kamen aus den trockenen Lippen der paladorischen Frau, als sie ihren Kopf von einer Seite zur anderen drehte und ihre, kleinen, pflaumenfarbenen Augen über die vier Männer und den Dschungelhintergrund gehen ließ.
    »Fangen Sie an, Unteroffizier«, sagte Giyani ironisch. »Verhören Sie die Gefangene und bringen Sie heraus, wie wir eine Million Jahre in die Zukunft reisen können.«
    Surgenor wandte sich zu ihm. »Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte, was die Sprache der Paladorier betrifft?«
    »Nicht ein Wort. Wir wissen nicht einmal, ob sie sich mit artikulierten Lauten irgendeiner Art verständigen ...« Er hörte auf zu sprechen, als die fremde Frau aufstand und leicht wankend zwei Schritte ging. Ihr blasses Gesicht glänzte ölig.
    »Sie sieht immer wieder in die Richtung«, sagte Leutnant Kelvin und zeigte in die Schneise der zerbrochenen und entwurzelten Vegetation – in die Richtung, aus der das Fahrzeug gekommen war. Dann setzte er sich in Bewegung und rannte mit jungenhaften Sprüngen acht oder zehn Meter durch das zermalmte grüne Pflanzengewirr. »Major! Hier ist etwas. Ein Tunnel oder so!«
    »Unmöglich«, sagte Surgenor instinktiv, aber er stieg auf einen liegenden Stamm und beschattete seine Augen. Am Ende der Schneise war etwas Rundes und Schwarzes, das tatsächlich wie die kreisförmige Öffnung einer Höhle aussah. Aber es gab keinen hügeligen oder felsigen Hintergrund, nur das undurchdringliche Grün des Dschungels.
    »Das werde ich mir ansehen!« Kelvins große, kräftige Jungengestalt sprang weiter.
    »Leutnant!« sagte Giyani scharf und machte klar, daß er nach seinem Zusammenstoß mit McErlain wieder das Kommando übernommen hatte. »Wir werden zusammen gehen.« Er blickte die Paladorierin an und zeigte mit einer angedeuteten Verbeugung zu der seltsamen Erscheinung am Ende der Schneise. Sie schien sofort zu verstehen und raffte ihr langes Gewand, genau wie eine menschliche Frau es getan haben würde, dann folgte sie Giyani. McErlain, sein Gewehr in der Armbeuge, schloß sich ihr an. Surgenor, der neben dem Unteroffizier ging, bemerkte, daß die Paladorierin schwerfällig und mühsam zu gehen schien, beinahe als ob sie krank wäre.
    »Major«, rief er, »wir brauchen hier keine militärische Geheimhaltung. Woher wußten Sie im voraus, daß die Gefangene eine schwangere Frau sein würde?«
    »Unsere zentrale Datenverarbeitungsmaschine arbeitete das aus, nachdem sie alle Meldungen von den Beobachtungssatelliten untersucht hatte. Die Einheimischen sind im allgemeinen viel dünner
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