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Die Zeitfalle

Die Zeitfalle

Titel: Die Zeitfalle
Autoren: Terry Carr
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denken Sie.« McErlain sprach mit einer triumphierenden Wildheit, die Surgenor aufmerken ließ. Der grobschlächtige Unteroffizier stand scheinbar entspannt da, aber seine Augen bohrten sich in die des Majors. Er hatte sich seltsam nahe an die stumme paladorische Frau herangeschoben, und es hatte fast den Anschein, als sei es zwischen McErlain und der fremden Frau zu einer Art von Bindung gekommen. Surgenors Blick wanderte zu der Rampe, die sie aus umgerissenen und abgebrochenen Bäumen gebaut hatten. Das untere Ende war nur ein paar Schritte entfernt, und er konnte in zwei Sekunden hinaufrennen und das Loch erreichen – aber er fühlte eine düstere Gewißheit, daß der Unteroffizier ihn in einem Bruchteil dieser Zeit niederbrennen konnte. Seine Hoffnung schien darin zu liegen, daß Giyani und McErlain sich so in ihren eigenen Konflikt hineinsteigerten, daß sie vielleicht vergäßen, ihn im Auge zu behalten. Er schob sich näher an die Rampe heran und versuchte, eine Möglichkeit zu ersinnen, die zwei Soldaten in eine blindwütige Kollision hineinzusteuern.
    »Major«, sagte er beiläufig, »Sie sagten, Ihre Hauptsorge gelte dem Expeditionskommando?«
    »Das ist richtig.«
    »In diesem Fall haben Sie die Gelegenheit, eine wirklich bedeutsame Geste des guten Willens zu machen. Eine, die die Paladorier zur Zusammenarbeit geneigt machen könnte. Es würde der Mehrzahl zum größten Nutzen gereichen, wenn Sie Ihre Gefangene durch das Loch in ihre eigene Zeit schicken würden. Welchen Wert haben unsere drei Leben, verglichen mit ...«
    Giyanis Hand fuhr an seine Seite. »Versuchen Sie nicht, sich über mich lustig zu machen, David. Und gehen Sie von der Rampe weg.«
    Surgenor hatte ein ungutes Gefühl im Magen, aber er rührte sich nicht von der Stelle. »Ich denke nicht daran, mich über Sie lustig zu machen, Major. Aber wie wär's? Die Denkart der Einheimischen ist uns so fremd, daß wir keine Ahnung haben, was die Frau dort denkt. Wir können kein Wort und keinen Gedanken mit ihr austauschen, aber es gäbe keine Zweifel über unsere Absichten, wenn wir sie durch das Loch schickten.« Er setzte seinen Fuß auf die Rampe.
    »Zurück, habe ich gesagt!« Giyani ergriff seine Pistole und begann sie aus der Halfter zu ziehen.
    McErlains Gewehr klickte. »Nehmen Sie Ihre Hand von der Pistole«, sagte er ruhig.
    Giyani erstarrte. »Seien Sie kein Dummkopf, McErlain. Sehen Sie nicht, was er tut?«
    »Hauptsache, Sie lassen Ihre Pistole stecken.«
    »Was bilden Sie sich ein?« knirschte der Major, das Gesicht dunkel vor unterdrückter Wut. »Wir sind hier nicht ...«
    »Nur weiter so«, sagte McErlain mit gefährlicher Freundlichkeit. »Machen Sie noch eine Bemerkung über mich und die Georgetown. Beschuldigen Sie mich wieder des Völkermordes.«
    »Ich habe nicht ...«
    »Sie haben! Das ganze letzte Jahr habe ich nichts anderes von Ihnen gehört, Major.«
    »Tut mir leid.«
     
    »Es braucht Ihnen nicht leid zu tun. Schließlich ist es die Wahrheit, nicht? Ich war einer der Schützen. Aber wir wußten nichts von der seltsamen Vermehrungsweise der Einheimischen. Wir wußten nicht, daß die Handvoll Männer die Ehre der Rasse durch einen rituellen Angriff wahren mußte. Wir sahen nur einen Haufen von grauen Gorillas, die mit Speeren auf uns losgingen. Also brannten wir sie nieder.«
    Surgenor verlagerte langsam sein Gewicht und versuchte, die Zahl der Schritte zu kalkulieren, die nötig waren, um den Stamm hinaufzurennen, der das Rückgrat der Rampe war.
    »Sie kamen auf uns zu«, sagte McErlain traurig, »also brannten wir sie nieder. Mehr war nicht daran. Wir erfuhren erst hinterher, daß wir eine ganze Spezies von intelligenten Lebewesen ausgelöscht hatten.«
    Giyani breitete seine Hände aus. »Tut mir leid, McErlain. Ich wußte nicht, wie es war, aber wir müssen jetzt über die Situation hier sprechen.«
    »Aber davon rede ich ja, Major. Haben Sie es nicht gewußt?« McErlain blickte verdutzt. »Ich dachte, Sie hätten es gewußt.«
    Giyani holte tief Atem, ging auf den Unteroffizier zu und sagte mit fester Stimme: »Sie sind Berufssoldat, McErlain. Wir beide wissen, was das bedeutet. Nun hören Sie gut zu. Ich befehle Ihnen, mir dieses Gewehr auszuhändigen.«
    »Sie befehlen mir?«
    »Ich befehle es Ihnen, Unteroffizier.«
    »Auf Grund welcher Autorität?«
    »Das wissen Sie so gut wie ich, Unteroffizier. Ich bin ein Offizier der Streitkräfte des Planeten, auf dem Sie und ich geboren wurden.«
    »Ein Offizier!«
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