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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Eine Mars‐Odyssee
    (A Martian Odyssey)
     
STANLEY G. WEINBAUM
     
     
    Jarvis streckte sich so ausgiebig, wie es in der ziemlich engen Hauptkabine der Ares überhaupt möglich war.
    »Endlich wieder richtige Luft zum Atmen!« rief er begeistert. »Nach dem dünnen Zeug da draußen kommt sie mir dick wie Suppe vor!« Er warf einen Blick hinaus zu der flachen, kahlen Marslandschaft, die sich jenseits der Sichtluke im Licht des näheren Mondes ausbreitete.
    Die anderen drei musterten ihn verständnisvoll – Putz, der Ingenieur, Leroy, der Biologe, und Harrison, der Astronom und Kommandant der Expedition. Dick Jarvis war der Chemiker der berühmten Ares -Expedition, die die ersten Menschen zu dem geheimnisvollen Nachbarn der Erde, dem Planeten Mars, gebracht hatte. Dies geschah natürlich alles in den Anfängen der bemannten Raumfahrt, weniger als zwanzig Jahre, nachdem der verrückte Amerikaner Doheny den Atomantrieb um den Preis seines Lebens vollendete. Die vier von der Ares waren richtige Pioniere. Abgesehen von einem halben Dutzend Mondexpeditionen und dem unseligen Flug De Lanceys zu der verführerischen Venus waren sie die ersten, die die Schwerkraft eines anderen Himmelskörpers als der Heimatweit verspürten, und ganz gewiß die erste Mannschaft, der es gelang, sicher das System Erde-Mond zu verlassen. Und ihr Ruhm war verdient, wenn man all die Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten berücksichtigt – die Monate, die sie noch auf der Erde in Klimakammern zubringen mußten, um dünne Luft wie auf dem Mars atmen zu lernen, die Überwindung des leeren Raums in der winzigen Rakete mit ihrem klapprigen Reaktorantrieb, wie ihn das einundzwanzigste Jahrhundert kannte, und vor allem die Herausforderung und Gefahr einer völlig fremden Welt.
    Jarvis reckte sich nochmals und betastete seine von Erfrierungen mitgenommene Nasenspitze. Er zupfte etwas Haut ab und seufzte zufrieden.
    »Also«, platzte Harrison unvermittelt heraus, »erfahren wir nun endlich, was passiert ist, oder nicht? Sie ziehen mit einem Beiboot los, wir hören zehn Tage lang keinen Ton von Ihnen, und dann muß Putz Sie aus einer Art verrücktem Ameisenhaufen rausholen, und in Ihrer Gesellschaft befindet sich ein marsianischer Strauß oder so was! Raus mit der Geschichte, Mann!«
    »Ein ganz besonderer Strauß«, stellte Jarvis ernst fest, ohne den zweifelnd amüsierten Gesichtsausdruck der anderen zu beachten. Er setzte sich gemütlich zurecht und begann.
    »Befehlsgemäß«, sagte er, »habe ich gewartet, bis Karl hier in Richtung Norden gestartet war, mich dann in meine fliegende Konservenbüchse gesetzt und bin nach Süden aufgebrochen. Wie Sie wissen, Käptn, hatten wir Anweisung, nicht zu landen, sondern nur nach interessanten Stellen Ausschau zu halten. Ich schaltete die beiden Kameras ein und sauste ziemlich hoch dahin, in rund siebenhundert Metern, weil dadurch erstens die Kameras ein größeres Gesichtsfeld hatten, und zweitens, weil der untere Düsenstrahl in dieser verdammt dünnen, sogenannten Luft so weit reicht, daß eine Menge Staub aufgewirbelt wird, wenn man tief fliegt.«
    »Das wissen wir alles schon von Putz«, knurrte Harrison. »Ich wünschte nur, Sie hätten die Filme retten können. Damit wäre dieser Ausflug wenigstens rentabel geworden. Erinnern Sie sich, wie die Öffentlichkeit sich begierig auf die ersten Mondaufnahmen gestürzt hat?«
    »Die Filme sind in Sicherheit«, gab Jarvis zurück. »Nun«, fuhr er fort, »ich bin, wie gesagt, ziemlich flott dahingesaust; wie wir angenommen hatten, liefern die Flügel in der dünnen Atmosphäre recht wenig Auftrieb, jedenfalls unter hundertfünfzig Stundenkilometern oder so. Ich mußte trotzdem noch etwas Vertikalschub dazuschalten.
    Nun, bei der Geschwindigkeit und Höhe und der durch die Vertikaldüsen verursachten Trübung war die Sicht nicht allzu gut. Ich konnte jedoch ausmachen, daß das unten auch weiter nichts war als graue Ebene, wie wir sie in der Woche seit unserer Landung erforscht haben – der gleiche zerzauste Bewuchs, und immer wieder diese Teppiche von herumkriechenden Pflanzentierchen oder Biopoden, wie Leroy sie nennt. Ich flog also weiter, gab, wie angewiesen, jede Stunde meine Position durch und hatte keine Ahnung, ob ihr mich auch hereinbekommen habt.«
    »Und ob!« knurrte Harrison.
    »Vielleicht zweihundertfünfzig Kilometer weiter südlich«, fuhr Jarvis ungerührt fort, »ging die Oberfläche in eine Art niedriges Plateau über, eine Wüste aus gelbrotem
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