Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher

Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher

Titel: Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher
Autoren: Fabian Lenk
Vom Netzwerk:
Dämmerung leerte sich das Colosseum. Das Volk war bestens unterhalten worden. Marcus hatte ihm brutale Tierhatzen und tödliche Gladiatorenkämpfe geboten – und einen unerhörten Anschlag. Der Brandpfeil war das Thema unter den Zuschauern. Der Name des Roten Rächers machte überall die Runde. Es wurde getuschelt und spekuliert. Leise Ehrfurcht mischte sich mit der Angst vor Anschlägen. Wer war so unerschrocken und lebensmüde, diese Pfeile abzuschießen? Und wie konnte es sein, dass man den Schützen nicht fasste? Wem hatte der Pfeil überhaupt gegolten? Marcus oder etwa dem Kaiser selbst?
    Für Julian und Leon war der Arbeitstag noch nicht zu Ende. Sie rechten den mit Blut getränkten Sand der Arena, fütterten und tränkten die Tiere, die das Massaker überlebt hatten. Vorhin hatten die Freunde gesehen, wie einige tote Gladiatoren auf einem Karren eilig aus dem Colosseum geschoben wurden. Androtion konnte alles nicht schnell genug gehen. Er war immer noch nervös und hektisch. Doch endlich waren alle Arbeiten erledigt.
    »Legt euch bald schlafen«, riet Androtion den Jungen und steckte ihnen ein paar Münzen zu. »Morgen erwartet euch wieder ein harter Tag. Ich gehe jetzt.«
    Julian und Leon nickten. Sie ließen dem Griechen einen kleinen Vorsprung und folgten ihm dann unauffällig.
    Androtion bog vor dem Colosseum nach rechts ab und ging mit zügigen Schritten die Straße hinab. Dann verschwand er in einer Insula, einem der lauten Wohnblöcke.
    »Und jetzt?«, fragte Julian müde und hungrig. »Ihm nach, was sonst?«, erwiderte Leon und ging voran. Sie gelangten in einen schmutzigen Innenhof. Von hier führten Treppen in die drei oberen Stockwerke. Leon und Julian beobachteten, wie Androtion ganz nach oben stieg.
»Und jetzt?«, fragte Julian erneut und gähnte.
»Du musst ihn irgendwie aus der Wohnung locken. Dann schlüpfe ich hinein und schaue mich dort um«, dachte Leon laut nach.
»Ah ja«, sagte Julian gedehnt.
Ein Junge in ihrem Alter lief an ihnen vorbei und musterte sie argwöhnisch. Leon hatte eine Idee.
»Ave, kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Warum sollte ich?«, erwiderte der Junge und begann, in der Nase zu bohren.
»Weil wir dich dafür bezahlen werden.«
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des fremden Jungen. »Das ist etwas anderes. Was soll ich tun?«
»Ruf Androtion nach unten. Sag ihm, dass ein Bote vor dem Haus eine wichtige Nachricht für ihn habe.«
»Warum machst du das nicht selbst?«
»Weil mich niemand dafür bezahlt.«
»In Ordnung, ich mach’s. Wie viel?«
Leon zog eine Münze aus seinem Beutel hervor und schnippte sie dem Jungen zu.
Geschickt fing dieser das Geldstück auf. Doch dann schüttelte er den Kopf. Leon musste das Honorar verdoppeln. Während sich Julian unten versteckte, rannten Leon und der andere Junge die Treppe hinauf. Zielstrebig ging der junge Römer zu Androtions Tür und klopfte. Leon verschanzte sich unterdessen hinter einem Mauervorsprung im Gang. Mit klopfendem Herzen sah Leon, dass sein Plan funktionierte: Ohne die Wohnungstür zu verschließen, lief der Grieche mit dem Jungen die Treppe hinab. Blitzschnell sprang Leon hinter dem Mauervorsprung hervor und flitzte in Androtions Wohnung.
Leon versuchte, sich rasch zu orientieren. Im letzten Licht des Tages erkannte er einen viereckigen Raum, der offenbar als Wohn- und Schlafraum diente. Neben dem Fenster ragte ein schmuckloser Schrank fast bis zur Decke. Am kleinen Tisch in der Mitte des Zimmers standen zwei Stühle. In der Ecke war Androtions Bett mit einem Kopfkeil und einer Decke. Daneben gab es eine weitere Tür. Leon zögerte. Wo sollte er anfangen zu suchen? Wertvolle Sekunden verstrichen.
Fang an!, ermahnte Leon sich. Androtion kann jeden Moment zurückkommen!
Leon begann, die Wohnung planmäßig zu durchsuchen. Zuerst nahm er sich den Schrank vor. Ein paar Kleidungsstücke, eine weitere Decke, Krüge und Becher aus Ton, zwei Öllämpchen, ein bisschen Krimskrams – mehr nicht. Enttäuscht wandte sich Leon dem Bett zu und spähte darunter. Wieder nichts.
In diesem Moment hörte er draußen auf dem Gang Geräusche. Schweiß trat auf Leons Stirn. Mit schnellen Schritten war er an der Wohnungstür, zog sie einen Spalt auf und spähte hinaus. Zwei Kinder spielten Fangen. Erleichtert ging Leon zurück und setzte die Suche fort.

    Nun widmete er sich dem angrenzenden Zimmer: ein fensterloser Raum, fast völlige Dunkelheit. Leon überlegte, ob er ein Öllämpchen anzünden sollte. Aber womit?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher