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Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher

Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher

Titel: Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher
Autoren: Fabian Lenk
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Außerdem hatte er keine Zeit. Er streckte die Arme aus und tastete sich in den Raum hinein. Plötzlich stieß er mit dem Fuß gegen etwas Hartes. Er bückte sich, fühlte Holz und erkannte, dass es eine Truhe sein musste. Und da war auch eine Art Riegel zum Verschließen der Truhe! Leon kniete sich hin und klappte den Deckel auf. Vorsichtig griff er hinein. Er fühlte etwas Weiches in seinen Händen. Eine Tunika, vermutete Leon. Er wühlte weiter in der Truhe, fand aber nichts, was sich wie ein Pfeil anfühlte.
Gerade, als er sich wieder aufrichten wollte, hörte er gedämpfte Stimmen! Die stammten unmöglich von den Kindern! Das waren Männerstimmen! Leon sprang aus dem dunklen Zimmer und flitzte zur Wohnungstür. Er hatte schon die Tür in der Hand, als er wieder eine Stimme hörte. Leon gefror das Blut in den Adern – das war Androtion! Er musste schon vor der Wohnungstür sein! Leons Fluchtweg war versperrt. Panisch blickte er sich um. Das Bett! Mit einem Satz war Leon unter das Bett gekrochen und versteckte sich dort. Die Decke hing zum Glück fast bis zum Boden. Die Tür flog krachend auf.
»Diese verdammten Kinder. Haben nichts als Blödsinn im Kopf«, sagte Androtion zu sich selbst.
Leon linste unter der Decke hervor. Androtions Füße liefen zum Tisch, machten Halt, drehten um und kamen genau auf das Bett zu. Leon hielt die Luft an. Androtion setzte sich auf die Liege! Das Holz ächzte. Offenbar hatte sich der Grieche jetzt der Länge nach ausgestreckt.
Hoffentlich fängt er bald an zu schnarchen, dachte Leon. Dann schleiche ich mich hinaus.
Doch Androtion dachte gar nicht daran einzuschlafen. Er summte ein Lied vor sich hin und redete weiter mit sich selbst. Leon hatte das Gefühl, dass der Grieche auf etwas wartete.
Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, als es an der Tür klopfte. Androtion stand auf und öffnete.
»Androtion, mein Freund: Was sagst du zu der frohen Botschaft?«
»Wunderbar, beim Zeus, besser hätte es gar nicht laufen können«, antwortete Androtion und lachte. Es war das erste Mal, dass Leon ihn lachen hörte. Staub kitzelte in Leons Nase. Er musste sich fürchterlich beherrschen, um nicht laut zu niesen.
»Willst du einen Schluck Wein?«, fragte Androtion seinen Gast.
»Nur zu gern.«
Androtions Füße verschwanden in der angrenzenden Kammer.
»Kein schlechter Tropfen«, lobte der Besucher kurz darauf.
»Ich habe ihn von einem Syrer an der Straßenecke«, erwiderte Androtion. »Der ist neu hier.«
»Muss ich mir merken«, sagte der andere Mann. »Aber nun zu unserem Freund. Wie hat er reagiert?«
Wieder lachte Androtion. »Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Es war so weiß wie die Mappa!«
»Eigentlich habe ich mir geschworen, dieses brutale Gemetzel in der Arena niemals anzuschauen«, sagte der Gast jetzt. »Aber nun ist es etwas anderes. Morgen werde auch ich kommen.«
»Nur zu! Es wird sich lohnen. Nun trink aus, mein Freund. Ich habe Hunger. Lass uns etwas essen gehen. Wenn wir uns beeilen, bekommen wir noch einen Platz in meiner Lieblings-Caupona.«
»Dein guter Wein macht es mir leicht, schnell zu trinken, beim Dionysos !«, bemerkte der Besucher.
Leon hörte, wie er seinen Becher auf dem Tisch abstellte. Dann wurden wieder Schritte laut. Die Tür schwang auf und wurde geschlossen. Nun vernahm Leon ein Geräusch, das ihm überhaupt nicht gefiel: Ein Schlüssel wurde gedreht. Leon war in der Wohnung eingeschlossen!
Der Junge krabbelte unter dem Bett hervor, klopfte den Staub von seiner Tunika und überlegte verzweifelt, wie er hier raus kommen konnte. Das Fenster! Leon öffnete es und sah hinaus. Tief unter ihm pulsierte das Leben auf der Straße. Viele Geschäfte und natürlich alle Kneipen waren geöffnet. Doch wie sollte Leon aus dem dritten Stock nach unten gelangen? Sein Blick fiel zur Seite. Ein Sims zog sich von Androtions Fenster an der Mauer entlang. Er mochte etwa zwei Fuß breit sein und verlor sich in der Dunkelheit, die sich inzwischen wie ein schwarzes Tuch über Rom gelegt hatte. Leon gab sich einen Ruck, kletterte auf den Sims und presste sich mit dem Rücken an die Hauswand. Schritt für Schritt schob er sich vorwärts und vermied es, nach unten zu sehen. Nach zwanzig Metern war der Sims zu Ende. Etwa drei Meter unter sich erkannte Leon das Dach eines anderen Hauses. Unsicher knabberte Leon auf seiner Unterlippe herum. Es gab kein Zurück. Entschlossen machte er einen Schritt nach vorn und sprang nach unten. Der Aufprall war hart und nahm ihm den Atem.
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