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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
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sie. »Reg dich nicht auf. Wir sind in einer Minute da.«
    »Wo?«
    Ungeduldig bewegte sie die Hand. Die Arena mit samt dem Mann und dem Mädchen verschwand, gera de als der Mann die Pistole zu heben schien, und Forrester erblickte blauen Himmel und Wolken. »Richte dich ein bißchen auf«, sagte das Mädchen in Blau, »dann siehst du’s. Da drüben.«
    Forrester versuchte, sich auf einen Ellenbogen zu stützen, erhaschte einen Blick auf Bäume und weitverstreute pastellfarbene Gebäude und fiel kraftlos wieder zurück. »Ich kann mich nicht aufrichten! Verdammt noch mal, ich bin halb totgeschlagen worden.« Er merkte erst jetzt, daß er auf einer Art Trage lag und daß neben ihm eine zweite stand. Auch sie war besetzt, von jemandem, dessen Kopf unter einem Laken verborgen war. »Wer ist das da?« rief er.
    »Woher soll ich denn das wissen? Ich hole sie nur ab, ich schreib doch nicht ihre Biographien. Jetzt leg dich wieder hin, oder ich muß dich zum Schlafen bringen.«
    »Du dämliches Stück«, sagte Forrester sehr deut lich. »So kannst du mit mir nicht umgehen. Ich verlange, daß – halt! Was machst du da?«
    Das Mädchen hatte sich umgedreht und zielte jetzt mit einem Gegenstand auf ihn, der seinem eigenen Joker ähnlich sah. »Wirst du jetzt den Mund halten und stilliegen?«
    »Ich warne dich! Wag es ja nicht –«
    Sie seufzte, und etwas Kühles berührte sein Gesicht.
    Forrester sammelte all seine Kräfte, um ihr zu sagen, was er von ihr, ihrem vermutlichen Liebesleben und ihrer ganzen Welt hielt, in der man derart selbstherrlich und unfreundlich mit wohlhabenden Leuten wie ihm umsprang. Aber er brachte es nicht fertig. Alles, was er herausbrachte, war »Arr, a-r-r-r«. Er war nicht bewußtlos, aber unendlich schwach.
    Das Mädchen sagte: »Du machst mich krank, Grüner. Du bist doch ein Greenhorn, oder nicht? So was merke ich immer. Ihr wacht im Sanatorium auf und bildet euch ein, ihr wäret Gottes eigene Schinderei. Herr im Himmel! Du lebst also. Du hast unverschäm tes Glück gehabt. Na und? Glaubst du, das interessiert uns auch nur soviel?«
    Während dieser ganzen Zeit hatte sich das Fahrzeug hinuntergeschraubt und setzte jetzt zur Landung an. Das Mädchen, das er bisher für den Piloten gehalten hatte, kümmerte sich nicht darum. Sie war wütend. Sie sagte: »Meinen Job kenn ich. Mein Job ist, dich am Leben zu erhalten oder auf deine Leiche aufzupassen, bis man sich um dich kümmern kann. Mit dir reden brauch ich nicht. Und dir zuhören schon gar nicht!«
    Forrester sagte: »Arrr.«
    »Du gefällst mir nicht mal«, sagte sie verärgert, »und deinetwegen hab ich jetzt mein Lieblingsprogramm verpaßt. Ach, geh doch schlafen.«
    Und gerade, als Forrester merkte, daß das Fahrzeug den Boden berührte, hob sie noch einmal ihren Joker, und Forrester schlief ein.
     
    Bei der Temperatur von flüssigem Helium hören al le chemischen Prozesse auf.
    Darauf und auf einer einzigen begründeten Hoffnung war die größte Industrie des zwanzigsten Jahrhunderts aufgebaut worden.
    Die Hoffnung bestand darin, daß der zukünftige Fortschritt in der Medizin dem der vergangenen Jahre nicht nachstehen würde. Gleichgültig, woran ein Mensch gestorben war – man durfte damit rechnen, daß irgendwann in Zukunft einmal ein Weg gefunden werden würde, den Schaden zu heilen oder zu reparieren oder ihn wenigstens für ein normales Weiterleben bedeutungslos zu machen (einschließlich einer Methode, die durch das Einfrieren auf diese Temperatur hervorgerufenen Schäden zu beseitigen).
    Durch das Einfrieren stand die Zeit still.
    Und die so entstandene Industrie hieß Unsterblichkeit GmbH.
    In der Stadt Shoggo, in der Forrester wiedererweckt worden war – einer Stadt, die fast achthundert Jahre alt und ungeheuer groß war –, hatten sich viereinhalb Quadratkilometer Parkgelände am Ufer eines Flusses zu einem Hügel zusammengeschoben. Rundherum war alles flach. Der Hügel war künstlich. Er war das Gefrierzentrum für diesen Teil der Welt.
    Einhundertfünfzig Millionen Kubikmeter Erde wa ren ausgehoben worden, um eine riesige Gefriertruhe für menschliche Körper zu schaffen. Nachdem sie fertig war, hatte man den größten Teil der ausgehobenen Er de als Isolierung wieder darüber aufgehäuft.
    Der Temperaturunterschied zwischen der Erdoberfläche und dem Herzen des gefrorenen Hügels betrug nahezu fünfhundert Grad Fahrenheit oder etwas über dreihundert Grad der Kelvinskala, mit der man jetzt arbeitete.
    Als Forrester
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