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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
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dann.
    Hara stand an der Tür und erwartete ihn. »Ver dammter Kamikaze«, sagte er freundschaftlich. »Kann man dich denn keine Minute lang aus den Augen lassen?«
    Es war nie Forresters Art gewesen, seine Gefühle zur Schau zu stellen, aber jetzt packte er Haras Hand und schüttelte sie. »Himmel, bin ich froh, dich zu sehen. Ich bin ganz durcheinander. Ich habe keine Ahnung, was überhaupt los ist, und –«
    »Wenn du dich doch mal für eine Weile aus allen Schwierigkeiten raushalten könntest! Setz dich.« Hara zauberte einen Sessel aus der Wand und eine Flasche aus seinem Schreibtisch hervor. Er zog geschickt den Korken heraus und goß Forrester einen Drink ein, wobei er sagte: »Ich hatte eigentlich gehofft, du würdest mit eigener Kraft herkommen und nicht in einem LR -Wagen. Hat die Zentrale dich denn nicht gewarnt, daß jemand hinter dir her war?«
    »Bestimmt nicht!« erklärte Forrester verwundert und empört.
    »Was heißt das überhaupt, jemand war hinter mir her! Ich hatte keine Ahnung –«
    Dann dämmerte es ihm langsam. »Das heißt«, sagte er, »der Joker hat da so was erzählt. Irgendwas mit Bürgschaften und Garantien und einem Typ namens Heinz sowieso von Syrtis Major. Das ist doch auf dem Mars, nicht? Mensch !«
    »Heinzlichen Jura de Syrtis Major«, ergänzte Hara und trank Forrester zu. Forrester folgte seinem Beispiel. Es war wieder Champagner. Hara seufzte und sagte: »Ich weiß nicht recht, Charles, aber ich fürchte, ich werde diesem Zeug nie so richtig auf den Geschmack kommen.«
    »Als ob das jetzt wichtig wäre! Der Marsianer! Dieser Bursche in dem orangefarbenen Trikot. Der war’s, der mich verprügelt hat, der und seine Bande!«
    Hara wirkte leicht verwundert. »Wieso – natürlich.«
    Forrester nahm das rote Kristallglas und trank es leer. Es war kein sehr guter Champagner. Der Himmel mochte wissen, wo Hara ihn aufgetrieben hatte, nachdem er Champagner einmal als eins der besonderen Luxusgüter der Vergangenheit erwähnt hatte. Jedenfalls wurde er in keiner Weise der Situation gerecht. Er kitzelte in der Nase. Aber er enthielt wenigstens Alkohol, und Forrester hatte das Gefühl, daß er etwas Alkoholisches jetzt dringend brauchte.
    Er sagte demütig: »Bitte erklär mir, was passiert ist.«
    »Schinderei, Charles, wo soll ich denn anfangen? Was hast du Heinzie eigentlich getan?«
    »Nichts! Das heißt – also wirklich gar nichts. Es ist möglich, daß ich ihm beim Tanzen auf die Füße getreten habe.«
    Hara sagte ärgerlich: »Einem Marsianer ? Du hast ihm auf die Füße getreten?«
    »Was ist denn daran so schlimm? Selbst wenn ich es getan habe – ich bin nicht mal sicher. Würdest du dich vielleicht wegen so einer Kleinigkeit so anstellen?«
    »Der Mars ist nicht Shoggo«, erklärte Hara geduldig, »und selbst dann – möglich wäre es. Das käme darauf an. Hast du dein Orientierungsbuch gelesen?«
    »Mein was?«
    »Das Informationsbuch über das Jahr 2527. Du hast es doch bekommen, als du hier entlassen wurdest.«
    Forrester durchforschte sein Gedächtnis. »Ach das. Mir scheint, das habe ich auf der Party liegenlassen.«
    »Ach so, dann wundert mich allerdings nichts mehr«, sagte Hara angeekelt. »Würdest du in Zukunft bitte versuchen, daran zu denken, daß ich erstens gewissermaßen für dich verantwortlich bin und daß du dich zweitens hier nicht auskennst? Ich werde dafür sorgen, daß du ein zweites Exemplar des Buches bekommst. Lies es gefälligst. Und komm morgen wieder zu mir; jetzt habe ich zu tun. Beim Rausgehen hol dir im Entlassungsbüro dein Zeug ab.«
    Er brachte Forrester zur Tür und wandte sich um. Dann hielt er inne.
    »Übrigens, Adne Bensen läßt dich grüßen. Nettes Mädchen. Sie mag dich.« Er schloß die Tür und war verschwunden.
     
    Forrester erledigte den Rest der Entlassungsformalitäten und wurde schließlich von der medizinischen Abteilung freigegeben. Bevor er ging, übergab man ihm eine geschmackvolle weiße Mappe, die in Goldbuchstaben seinen Namen trug.
    Die Mappe enthielt vier verschiedene Unterlagen. Die erste war ein Bündel medizinischer Aufzeichnungen. Die zweite war das Buch, das Hara erwähnt hatte; ein schmales Bändchen, auf dem in leuchtendem Prägedruck der Titel stand:
     
    DEIN FÜHRER DURCH DAS 26. JAHRHUNDERT
    AUSGABE 1970 – 1990
     
    Als drittes enthielt die Mappe ein Blatt, das ein juristisches Dokument zu sein schien. Es steckte in einem steifen blauen Umschlag, was ihm das Aussehen einer Vorladung verlieh.
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