Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
Cherokee-Streifens vergleichen läßt. Ich glaube, daß wir alle von Geburt an so oft daran erinnert werden, unweigerlich sterben zu müssen, daß wir das Angebot der Unsterblichkeit nicht akzeptieren können, wenn es uns unterbreitet wird, bevor nicht gezeigt worden ist, daß es funktioniert, werden wir uns darum reißen, wie wir uns bisher nur um wenige Dinge gerissen haben … Und dann wird der Bau solcher Anlagen wie des West Annex Center mit höchster Geschwindigkeit voranschreiten.
    Die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen »Voraussagen« sind vielleicht etwas schwerer zu verteidigen als die technischen. Aber ich glaube, der Grund dafür besteht darin, daß Wirtschaftswissenschaften, Soziologie usw. zur Zeit wesentlich weniger »wissenschaftlich« als die exakten Wissenschaften sind. Der finanzielle Teil der Erzählung ist ziemlich verläßlich erklärt. Offensichtlich werden wir auch in Zukunft beide Arten der Inflation haben, die bereits während unserer ganzen Geschichte stattgefunden haben – sowohl die Entwertung existierender Geldwährungen (wie der römische Solidus, der wenigstens einige hundert Dollar wert war, im Laufe von zwei Jahrtausenden zu dem französischen Sou entwertet wurde, der noch nicht einmal ein »Dankeschön« wert ist), als auch die Vervielfachung der Dinge, für die wir Geld ausgeben können; das ist die psychologische Wurzel eines großen Teils der »Armut« unserer eigenen Zeit und unserer eigenen Nation. (Amerikas Arme haben gewöhnlich genug Geld, um zu überleben. In ihrer Umgebung sehen sie jedoch so viele wünschenswerte Dinge, die sie sich nicht leisten können, und das ist es, was sie in Wirklichkeit so furchtbar und unbestreitbar »arm« macht).
    Die Vorstellung, für Tätigkeiten einen Lohn bezahlt zu bekommen, die wir jetzt für richtigerweise unbezahlte Freizeitbeschäftigungen halten, ist auch nicht besonders phantastisch. Man beachte nur die Vorschläge eines garantierten jährlichen Einkommens und einer negativen Einkommensteuer; man beachte institutionalisierte Wohlfahrtsprogramme; man beachte, wie viele Freizeitbeschäftigungen bereits bezahlte Berufe geworden sind. Wer hätte im Mittelalter einem Skilehrer Lohn bezahlt? Schon heute haben in Amerika fast alle großen Freiwilligen-Organisationen eine professionelle Kerntruppe, die bezahlt wird. (In Europa ist das nicht so verbreitet – noch nicht.) Ich schlage nur vor, daß die Mitglieder genauso wie die Führer für das bezahlt werden, was sie tun.
    Ich muß zugeben, daß ich mich in bezug auf Heiratsbräuche, zwischenmenschliche Verhaltensweisen und so weiter meiner Charaktere des sechsundzwanzigsten Jahrhunderts auf unsicherem Boden befinde. Ich bin nicht sicher, daß sich die Dinge in dieser Weise entwickeln werden. Aber die Form paßt sich der Funktion an. Selbst heute wird die Familie gebraucht, als eine Art Nest für das Aufziehen von Kindern, und zweifellos wird ein solcher Bedarf auch in der vorhersehbaren Zukunft bestehen. Ich glaube allerdings nicht, daß es der gleiche Bedarf sein wird wie in der unmittelbaren Vergangenheit. Denn früher gab es genügend Arbeit im Haushalt, um auch eine kräftige Frau von morgens bis abends zu beschäftigen, und auch das Verdienen des Lebensunterhalts beanspruchte den Mann so sehr, daß er fast jede wache Stunde auf dem Feld oder in der Fabrik verbrachte. Mit steigender Freizeit, gesteigerter Produktivität und besonders mit der Zunahme solcher äußeren Hilfen zur Kindererziehung wie Schulen und Kindergärten ist die Funktion der Familie eine etwas andere geworden. Unsere Gesellschaftsstruktur hat sich dieser Tatsache noch nicht richtig angepaßt, wenn auch die Anzeichen dafür sehr deutlich sind; ich nehme nur an, daß in fünfhundert Jahren diese Anpassung vollzogen sein wird.
    Fast jede Spekulation in diesem Roman könnte ähnlich verteidigt werden, die Anwesenheit von Sirianern eingeschlossen. (Oder wenigstens von extraterrestrischen Lebewesen, die das tun können, was die Sirianer in der Erzählung tun. Es gibt mehr als einhundert Milliarden Sonnen in unserer Galaxis, und man kann sich todsicher darauf verlassen, daß wenigstens einige davon bewohnte Planeten haben.) Aber ich muß zugeben, daß es zwei Bereiche gibt, in denen ich mich nicht verteidigen kann. Der eine betrifft die Dinge, die ich ausgelassen habe. Ich habe die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe nicht in Betracht gezogen – durch einen Atomkrieg oder durch Verschmutzung der Luft oder eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher