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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
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offensichtlich: die Computerzentrale war wieder an der Arbeit.
    Er wandte sich um, als Hara sich zu ihm gesellte. »Was wolltest du mir über mein Mädchen sagen?« fragte er.
    »Na ja …« Hara zögerte. »Man weiß nie so recht, wie man mit euch Überlebenden der Kamikaze-Ära reden soll«, sagte er. »Ihr seid in den seltsamsten Dingen empfindlich. Adne sagte mir zum Beispiel, sie glaube, du nähmst es ihr übel, daß ich der Vater eines ihrer Kinder bin.«
    »Eines ihrer Kinder!« protestierte Forrester und setzte seine neue Kehle einer harten Belastung aus. »O Gott! Ich dachte, sie hätten wenigstens den gleichen Vater!«
    »Warum, Chuck?«
    »Warum? Was meinst du mit ›Warum‹? Das Mädchen ist eine Hure!«
    »Was ist eine Hure?« Als Forrester zögerte, fuhr Hara mit Nachdruck fort: »In deiner Zeit war das vielleicht etwas Schlechtes. Ich weiß es nicht; ich bin kein Spezialist in Geschichte. Aber du lebst nicht mehr in deiner Zeit, Chuck.«
    Forrester starrte nachdenklich Haras geduldiges, müdes Gesicht an. Aber es war mehr, als er akzeptieren wollte. »Das ist mir egal«, sagte er wütend. »Ich kann mir nicht helfen, manchmal denke ich, daß Taiko recht hatte. Irgendwann hat die menschliche Rasse einen falschen Weg eingeschlagen.«
    »Ach ja«, sagte Hara, »das ist genau das, worüber ich mit dir sprechen wollte. Chuck, so etwas wie einen falschen Weg gibt es nicht. Man kann die Geschichte der Rasse nicht neu schreiben; sie ist geschehen; dies ist das Resultat. Wenn es dir nicht gefällt, gibt es keinen Grund, warum du nicht versuchen solltest, die Welt zu überreden, sich wieder zu ändern. In eine andere Richtung – irgendeine! Wie du es auch immer haben möchtest. Aber du kannst das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.«
    Er klopfte Forrester auf die Schulter. »Denk darüber nach«, riet er ihm. »Laß deinen Verstand entscheiden, was richtig und was falsch ist, nicht die Überbleibsel deiner Erziehung. Denn das ist alles längst tot … Und, ach ja, noch etwas«, fügte er hinzu. »Ich habe die Listen durchgesehen. Wir tauen sie jetzt ziemlich schnell auf, und Adne sollte in etwa zwei Tagen an der Reihe sein.«
    Und damit war er gegangen.
    Forrester starrte ihm nach. Es wird schwierig werden, dachte er, aber es ist zu schaffen. Im Grunde habe ich auch kaum eine andere Wahl.
    So rief Forrester einen Flieger und befahl ihm, ihn zu einer passenden Wohnung in Shoggo zu bringen, und er war entschlossen, der Zukunft entgegenzutreten. Ein Entschluß, der sich als sehr glücklich erweisen sollte, da er einer ganzen Menge Zukunft entgegentreten mußte – nicht nur ein paar Tagen oder Jahren, sondern mit Hilfe einiger weiterer Besuche der Tiefkühltruhe einer ganzen Zahl von Jahrtausenden, in denen er immer lebendig, aktiv und gesund war.
    So lebte er denn glücklich in alle Zukunft, wie alle anderen auch. Und wenn sie nicht gefroren sind …

 

Anmerkungen des Verfassers
     
     
     
     
    Es war einmal eine Zeit, vor einem Vierteljahrhundert oder so, da war ich ein Wetterfrosch der United States Army Air Force in Italien. Es war meine erste Erfahrung in der Kunst, wirkliche Ereignisse vorherzusagen – das heißt, meine erste Erfahrung in der Art von Voraussage, bei der Geld und Leben von ihrer Genauigkeit abhängen.
    Das war lange Zeit vor der Einführung des Computers und der Faksimile-Maschine und des Wettersatelliten TIROS und all der anderen bequemen kleinen Geräte, die seitdem die Meteorologie fast schon in eine exakte Wissenschaft verwandelt haben. Doch auch damals hatten wir unsere Apparate, sogar eine ganze Menge. Der meteorologische Offizier unserer Gruppe in meinem Teil der Fifteenth Air Force war ein Captain mit stets zerzaustem Haar, der viel lächelte und nickte, aber selten sprach. Er pflegte ein oder zwei Stunden vor sich hin zu summen, während er fleißig die Fernschreiberberichte und die Übersichtskarten und die adiabatischen Karten und die PIREPS studierte. Dann ging er zum Instrumentenbunker hinaus, schwenkte das Psychrometer und klopfte mit dem Fingernagel gegen das Aneroid-Barometer. Und dann kletterte er auf das Dach der Station und sah vielleicht weit hinten am Horizont eine Wolke, die nicht größer als die Hand eines Mannes war; und dann sagte er: »Ha, sieht nach Regen aus.« Er kam zurück und sagte schlechtes Wetter für die Piloten der B-24 voraus.
    Und das ist tatsächlich auch die Methode, Science-fiction zu schreiben. (Na ja, wenigstens eine Art von
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