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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
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Äskulap. Die ihm zugekehrte Seite war ganz aus durchsichtigem Glas, und im Innern starrte eine junge Frau in einem adretten blauen Kostüm schläfrig auf einen Bildschirm, den Forrester nicht sehen konnte. Sie blickte auf, sah ihn an, sprach in ein Mikrofon, blickte noch einmal zu ihm hinüber und wandte sich dann wieder ihrem Bildschirm zu. Das Fahrzeug bezog über seinem Kopf Stellung und folgte ihm langsam, als er weiterging.
    »Sonderbar«, sagte Forrester laut.
    »Die Welt ist schon sonderbar«, sagte jemand ganz dicht neben ihm.
    Er drehte sich um. Vor ihm standen vier Männer, die ihn offen und freundlich ansahen. Einer von ihnen war sehr groß und massig – man konnte ihn beinahe fett nennen. Er stützte sich auf einen Stock und betrachtete Forrester wachsam und interessiert.
    Forrester begriff, daß er es gewesen sein mußte, der gesprochen hatte, und im gleichen Augenblick erkann te er ihn wieder. »Aber natürlich«, sagte er, »der Marsianer in dem orangefarbenen Trikot.«
    »Ausgezeichnet«, sagte der Marsianer und nickte. Heute trug er nicht das orangefarbene Trikot, sondern eine lose weiße Tunika und schiefergraue Shorts. In Wirklichkeit war er gar kein Marsianer, erinnerte sich Forrester jetzt; zumindestens seine Vorfahren stammten von der Erde.
    Einer der anderen Männer nahm Forresters Hand und schüttelte sie. »Du bist doch der mit der Viertelmillion Dollar«, sagte er. »Komm mich mal besuchen, wenn dies hier vorbei ist. Ich wüßte gern, was ein Mann wie du von unserer Welt hält.«
    Dann riß er das Knie hoch und stieß es Forrester heftig in die Leisten.
    Forrester fühlte, wie die Welt aus seinem Innern her explodierte. Er sah, daß der Mann zurücktrat und ihn mit erfreutem Interesse betrachtete, aber es war schwierig, ihn im Auge zu behalten, denn die Stadt um ihn herum bewegte sich. Sie kippte zur Seite, und der Bürgersteig schlug ihm gegen die Stirn. Er rollte herum, während er krampfhaft seine Hoden umklammerte, und blickte nach oben.
    Der Mann vom Mars sagte im Gesprächston: »Übereil dich nicht. Wir haben jede Menge Zeit.« Er hob seinen Stock und humpelte heran. Forrester sah, daß er erhebliche Schwierigkeiten hatte, sich im Schwerefeld der Erde zu bewegen. Der Stock sauste auf seine Schulter und seinen Oberarm herab, hob sich und kam wieder herunter, regelmäßig, langsam und mit großer Kraft. Er mußte mit etwas Schwerem gefüllt sein und fühlte sich an wie ein Baseballschläger.
    Der Schmerz in Forresters Eingeweiden war wie der Tod selbst. Sein Arm war taub.
    Er war unfähig, sich zu bewegen, und sah zu, wie der Stock von Hand zu Hand ging und wie die Frau in dem weißen Luftfahrzeug über seinem Kopf geduldig auf ihn herabspähte. Dabei war er sich darüber klar, daß es eigentlich weniger schmerzte, als man hätte annehmen müssen. Vielleicht kam das noch von Haras Katermedizin. Vielleicht war es auch einfach Schock.
    »Sie sind gewarnt worden, Mensch-Forrester«, sagte der Joker neben seinem Kopf traurig.
    Er versuchte zu sprechen, aber seine Lungen verweigerten ihm den Dienst.
    Andererseits war er jedoch außerstande, das Be wußtsein zu verlieren, obwohl er es sich sehr wünsch te. Möglicherweise war das ein weiteres Ergebnis von Haras Euphoriekapsel. Dann endlich spürte er, daß es ihm gelang. Der Schmerz in seinem Innern nahm alarmierende Ausmaße an und ebbte dann ab, und dann spürte er gar nichts mehr, jedenfalls nichts Physisches.
    Aber in seinem Unterbewußtsein blieb ein Schmerz zurück, eine Stimme, die wimmernd fragte: »Warum? Warum gerade ich?«
     
     

3
     
    Brüllendes Gelächter rollte über Forrester hinweg. Ein Mädchen kreischte: »Es hat ihn erwischt! Es hat ihn erwischt! Großer Gott, ich glaube, ich habe die Kugel gesehen!«
    Forrester öffnete die Augen. Er befand sich in einem Fahrzeug, das brummte und schaukelte. Ein Mädchen in einem blauen Kostüm saß mit dem Rücken zu ihm und starrte auf etwas, was vermutlich ein Fernsehschirm war und eine Art Arena zeigte, in der das kreischende Mädchen mit freudig gerötetem Gesicht vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen trat. Es beugte sich über einen Mann mit verbundenen Augen, der einen Revolver in der Hand hielt.
    Forresters Schmerzen und Prellungen riefen ihm sofort die jüngsten Ereignisse ins Gedächtnis zurück. Er war überrascht, sich noch am Leben zu finden. Er krächzte: »He, du!«
    Das Mädchen in dem blauen Kostüm drehte sich halb nach ihm um. »Alles in Ordnung«, sagte
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