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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
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es eigentlich genauso natürlich war, mit einer Art Zepter zu reden, wie in ein Telefon zu sprechen. Nur war am anderen Ende der Telefonleitung immer ein Mensch gewesen, oder doch zumindest, fiel ihm ein, die Bandaufnahme einer ursprünglich menschlichen Stimme … Dies je denfalls kam ihm nicht natürlich vor. Er sagte vorsich tig: »Ich verstehe das alles nicht. Ich weiß auch gar nicht, was das für Leute sind, die mich anrufen.«
    »Mensch-Forrester, die privaten Anrufer sind folgende: Taiko Hironibi, maskulin, dentritischer Konfu zianer, Arkadier, einundfünfzig Realjahre, einsdrei undachtzig, Organisator, Zweck des Besuchs: politisch. Er bringt sein Frühstück mit. Adne Bensen, feminin, Universalist, gemäßigte Arkadierin, dreiundzwanzig Erstjahre, einsachtundsechzig, Eindruckstester, Zweck: nicht genannt. Ihr Kuß folgt.«
    Forrester hatte keine Ahnung, was er erwarten soll te, aber er machte sich auf alles mögliche Angenehme gefaßt.
    Was er erhielt, war tatsächlich ein Kuß. Die flüchtige Spur eines duftenden Atems, dann ein Druck auf seine Lippen – warm und weich, feucht und süß.
    Überrascht griff er sich an den Mund. »Wie in aller Welt hast du das gemacht?« rief er.
    »Sensorische Stimulation der Gefühlsnerven, Mensch-Forrester. Wollen Sie Taiko Hironibi empfangen?«
    »Tja«, sagte Forrester, »wenn ich das wüßte. Na schön, von mir aus. Schick ihn herein … hör mal, soll te ich mich nicht erst anziehen?«
    »Wünschen Sie andere Kleidung, Mensch-Forrester?«
    »Jetzt bring mich nicht durcheinander. Moment noch!« sagte er verwirrt und ärgerlich. Er überlegte einen Augenblick. »Wenn ich nur wüßte, wer dieser Hirowieheißter ist!«
    »Taiko Hironibi, Mensch-Forrester. Maskulin, dentritischer Konfuzianer …«
    »Ach, hör doch endlich auf!« Forrester atmete schwer. Der Joker in seiner Hand zischte plötzlich und besprühte ihn mit etwas, das sich einen Augenblick lang feucht anfühlte und dann verflog.
    Forrester spürte, wie seine Nerven sich beruhigten. Er empfand dankbar die Wirkung des Beruhigungsmittels, wenn es ihm auch nicht ganz recht war, daß eine Maschine ihm dergleichen verordnete und verabreichte.
    »Himmel«, sagte er, »schließlich kann es mir ja egal sein, wer er ist. Schick ihn herein. Und beeil dich ein bißchen mit meinem Kaffee, ja?«
     
    »Du bist richtig!« schrie Taiko Hironibi. »Großartig überhaupt. Dieser Zerebralindex! Du siehst einfach – also tatsächlich, ich weiß gar nicht, wie ich es nennen soll –, also du siehst wirklich Klasse aus! Sagenhaft!«
    Charles Forrester wies mit einer Handbewegung auf einen Sessel und sagte ernst, aber nicht unfreundlich: »Setz dich. Ich weiß zwar nicht, was du willst, aber wir können uns gern unterhalten. Jedenfalls bist du der komischste Japaner, der mir je untergekommen ist.«
    »Wirklich?« Der Mann schien verblüfft. Er sah wirklich völlig unjapanisch aus: goldblonder Bürstenschnitt und blaue Augen. »Sie verändern einen andauernd«, sagte er entschuldigend. »Vielleicht habe ich früher mal anders ausgesehen. Sag mal, bin ich tatsächlich der erste?«
    »Du warst sogar schneller als das Frühstück.«
    »Na wunderbar! Große Klasse! Also paß mal auf, die Sache ist nämlich die: Du mußt dir von Anfang an klar darüber sein, daß wir hier alle völlig verkehrt leben. Die Leute sind wie die Schafe. Sie wissen ganz genau, daß sie regelrecht ausgeraubt werden. Aber glaubst du, sie tun was dagegen? Schinderei, nein, die lassen sich das seelenruhig bieten und finden es sogar noch schön! Und dafür sind wir in der Ned-Lud-Gesellschaft da. Ich weiß nicht, wo du politisch stehst, Charley –«
    »Früher war ich Demokrat, meistens jedenfalls.«
    »… na, ist ja auch egal. Spielt ja jetzt keine Rolle mehr. Ich bin natürlich Arkadier, aber wir haben auch eine ganze Menge Gemäßigte bei uns, und vielleicht –«, er kniff ein Auge zu, »vielleicht auch noch Schlimmeres, wenn du verstehst, was ich meine. Schließlich sitzen wir ja alle im selben Boot. Das geht uns doch alle an. Wenn du deine Kinder mit Maschinen großziehst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn nachher Maschinenfans daraus werden, oder? Aber –«
    »Nanu!« sagte Forrester und starrte die Wand an. An der gleichen Stelle, wo vorhin, soweit er sich erinnern konnte, sein Bett verschwunden war, hatte sich wieder eine Öffnung gebildet. Sie spuckte einen für zwei Personen gedeckten Tisch aus, der an der einen Seite sein Frühstück und an der
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