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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
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anderen ein komplettes Gedeck, aber kein Essen trug.
    »Ah, Frühstück«, sagte Taiko Hironibi. Er öffnete eine Tasche in dem kiltähnlichen Kleidungsstück, das er trug, und entnahm ihr eine kleine verschlossene Schale, eine Plastikschachtel, die, wie sich herausstell te, irgendwelche Kekse enthielt, und ein kugelförmiges Gefäß, aus dem heißer, wäßriger, grünlicher Tee in seine Tasse floß, als er es drückte. »Wie wär’s mit ei ner eingelegten Pflaume?« fragte er höflich und nahm den Deckel von seiner Schale.
    Forrester schüttelte den Kopf. Neben dem Tisch waren Stühle erschienen, und er ließ sich auf den gleiten, der vor seinem Teller mit Schinken und Eiern stand.
    Neben dem dampfenden Teller stand ein kleines Kristalltablett mit einer Kapsel und einem Streifen Goldpapier, auf dem stand:
    Ich weiß nicht viel über diesen Champagner. Wenn du einen Kater hast, nimm das ein.
    Hara
    Soweit Forrester es beurteilen konnte, hatte er keinen Kater, aber die Kapsel schien zu schade zum Wegwerfen. Er spülte sie mit einem Schluck Orangensaft hinunter und fühlte sich auf der Stelle noch entspannter, wenn das überhaupt möglich war. Er empfand jetzt regelrecht Zuneigung zu diesem blonden Japaner, der mittlerweile sehr manierlich an einem dunklen, schrumpeligen Objekt knabberte.
    Forrester kam der Gedanke, daß die Kapsel und das Spraymittel des Jokers zusammen unter Umständen kräftiger wirken könnten, als ihm lieb war. Ihm war fast ein wenig schwindelig. Vorsicht, dachte er und fragte so barsch, wie er nur konnte:
    »Wer hat dich eigentlich zu mir geschickt?«
    »Wieso – die Kontaktperson war Adne Bensen.«
    »Kenne ich nicht«, sagte Forrester kurz und versuchte, nicht zu grinsen.
    »Die kennst du nicht?« Taiko hörte erschrocken auf zu essen. »Schinderei, Mann, sie hat doch aber gesagt, daß –«
    »Spielt ja auch keine Rolle«, erklärte Forrester und bereitete sich insgeheim auf die vernichtende Frage vor, die er sich bis jetzt aufgespart hatte. »Nun sag mir mal eins. Was hab ich eigentlich davon, wenn ich eurer Gesellschaft beitrete?«
    Der blonde Mann war sichtlich verstimmt. »Also hör mal, ich will dich ja schließlich nicht anbetteln. Wir haben da etwas wirklich Gutes. Wenn du mitmachen willst – schön; wenn nicht, dann läßt du es eben bleiben.«
    »Das ist doch kein Argument. Beantworte bitte meine Frage.« Forrester steckte sich eine Zigarette an und blies Taiko den Rauch ins Gesicht. »Hat es zum Beispiel was mit Geld zu tun?«
    »Na ja, schon. Geld braucht schließlich jeder, oder nicht? Aber Geld ist doch nicht das einzige …«
    Forrester unterdrückte einen Impuls zu kichern und sagte höflich, aber kühl: »Aha! So ähnlich hatte ich mir das gedacht.«
    Er spürte, daß die beiden Beruhigungsmittel im Verein mit dem, was vom Abend vorher noch in seinem System steckte, ihn in einen Zustand versetzt hatten, der sich kaum von einem Vollrausch unterschied, und war stolz auf sich, weil er trotzdem die Situation so spielend meisterte.
    »Du tust ja geradezu, als wolle ich dich übervorteilen«, sagte Taiko ärgerlich. »Was ist eigentlich mit dir los? Begreifst du denn nicht, daß die Maschinen uns buchstäblich unser Erstgeburtsrecht rauben? Das Recht, traurig zu sein, wenn uns danach zumute ist, das Recht, Fehler zu machen oder mal was zu vergessen? Kapierst du nicht, daß wir Luditen die Maschinen zerschlagen und die Welt den Menschen zurückgeben wollen? Ich rede jetzt natürlich nicht von den absolut notwendigen Maschinen.«
    »Aber sicher verstehe ich«, nickte Forrester freund lich. Er stand leicht schwankend auf. »Dann also vie len Dank. Du gehst jetzt wohl besser, Hironibi. Ich will noch einmal über alles nachdenken, was du mir erzählt hast, und vielleicht können wir uns mal wieder treffen. Aber ruf mich nicht an. Ich melde mich dann schon.« Er begleitete Taiko unter Verbeugungen bis zur Tür, sah zu, wie sie sich hinter ihm schloß, und bemühte sich, seine Gesichtszüge zu beherrschen, bis der Japa ner gegangen war.
    Dann krümmte er sich vor Lachen. »Junge, Junge«, keuchte er, »der dachte wohl auch, mit mir könnte er’s machen! Ist doch immer dasselbe, wenn einer reich ist – andauernd versucht jemand, einem die Moneten abzuknöpfen!«
    »Ich verstehe nicht, Mensch-Forrester«, sagte der Joker. »Haben Sie mit mir gesprochen?«
    »Ich denke gar nicht daran«, erklärte Forrester der Maschine. Er lachte noch immer in sich hinein. Wachsender Stolz erfüllte ihn.
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