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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten
Autoren: Frederik Pohl
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Vielleicht seh ich ja wie ein Bauerntölpel aus, dachte er, aber diesen Superschlauen habe ich jedenfalls erst einmal gründlich abfahren lassen.
    Er überlegte, wer wohl Adne Bensen sein mochte, die ihm diesen Schwindler auf den Hals gehetzt und ihm einen elektronischen Kuß geschickt hatte. Wenn sie in persona ebensogut küßte wie per sensorische Stimulation der Gefühlsnerven, dann würde es sich lohnen, sie kennenzulernen. Ein Risiko war es jedenfalls nicht. Wenn dieses Jahrhundert nichts Gefährlicheres aufzuweisen hat als diesen Taiko, sagte er sich vergnügt, dann brauche ich um meine Viertelmillion Dollar keine Angst zu haben.
    Zwanzig Minuten später hatte er sich bis zum Straßenniveau des Gebäudes durchgefunden. Der Joker erhob Einwände. »Mensch-Forrester«, sagte er, und seine Stimme klang fast gekränkt, »es empfiehlt sich, ein Taxi zu nehmen. Gehen Sie nicht zu Fuß. Die Garantien erstrecken sich nicht auf Vorschub und Provokation.«
    »Kannst du denn keinen Augenblick ruhig sein?« Forrester bekam die Tür auf und blickte hinaus.
    Die Stadt des Jahres 2527 nach Christus war sehr groß, sehr schnell und sehr laut. Forrester stand in ei ner Einfahrt. Eine Gruppe feingefiederter, neun Meter ho her Farne vor ihm verdeckte teilweise die Sicht auf eine zwölfspurige Schnellstraße, auf der sich dichter, schnellfließender Verkehr in beiden Richtungen bewegte. Gelegentlich bog ein Fahrzeug in die Einfahrt des Gebäudes ein, hielt einen Augenblick vor ihm an und fuhr dann weiter. Forrester fragte sich, ob das wohl Taxis seien. Wenn ja, würde er sie jedenfalls nicht bemühen.
    »Mensch-Forrester«, sagte der Joker, »ich habe das Lebensrettungsfahrzeug alarmiert, aber es wird erst in ein paar Minuten hier sein. Ich muß Sie warnen; nach den Garantiebestimmungen kann die Zahlungsverpflichtung angefochten werden.«
    »Ach, halt doch die Klappe.« Es schien ein warmer Tag zu sein, und Forrester fühlte sich noch immer leicht benebelt; er konnte der Versuchung zu einem Spaziergang nicht widerstehen. Alle anderen Probleme konnten warten – mußten sogar warten, sagte er sich. Offensichtlich war es doch das wichtigste, sich erst einmal zu orientieren. Immerhin war er – und darauf bildete er sich einiges ein – in jenen Tagen vor seinemTod so etwas wie ein Kosmopolit gewesen und hatte sich in San Franzisko ebenso zu Hause gefühlt wie in Rom, New York oder Chikago. Und er hatte sich immer die Zeit genommen, eine Stadt zu Fuß zu erforschen.
    Und durch diese Stadt bummle ich jetzt auch erst mal. Zum Teufel mit allen Jokern, dachte Charles Forrester. Er wandte sich nach rechts, hakte den Joker an seinem Gürtel fest und ging den schmalen Bürgersteig entlang.
    Es waren kaum Fußgänger zu sehen. Man soll ja keine voreiligen Schlüsse ziehen, sagte sich Forrester, aber diese Leute machen entschieden einen verweichlichten Eindruck. Vielleicht können sie es sich leisten, verweichlicht zu sein. Er kam auf den Gedanken, daß jemand wie er ihnen zweifellos wie ein steinzeitlicher Höhlenbewohner vorkommen mußte, haarig, wild und ungehobelt.
    »Mensch-Forrester«, rief der Joker von seinem Gürtel her. »Ich muß Ihnen mitteilen, daß Heinzlichen Jura de Syrtis Major gegen die Übernahme der Bürgschaft Protest eingelegt hat. Das Lebensrettungsfahrzeug ist unterwegs.« Er gab ihm einen Klaps, und der Joker schwieg; vielleicht wurde sein weiteres Geschrei auch durch den lauten Verkehrslärm übertönt. Womit diese Autos immer betrieben werden mochten – Benzin war es jedenfalls nicht, denn sie hinterließen keine Abgase. Man hörte nur ununterbrochen das hundertfach verstärkte Heulen des Luftstroms und das Singen der Rei fen. Die Straße lag zwischen hohen Gebäuden in bun ten Farben, eins in einem weichen, fließenden Orange, das andere in einem kristallischen Stahlblau. Im Innenhof eines Gebäudes auf der anderen Seite der Straße erblickte man durch das Glas und gelegentliche Lücken im Verkehrsstrom undeutlich eine wild wuchernde Pflanze mit riesigen, scharlachroten Früchten. Auf einem Balkon plätscherten duftende Springbrunnen.
    Der Joker sagte wieder etwas, aber er konnte nur ein Bruchstück davon auffangen. »… jetzt zur Stelle, Mensch-Forrester.« Ein Schatten zog über ihn hinweg, und er blickte hoch.
    Dort oben glitt irgendein weißes Luftfahrzeug – Flügel hatte es nicht – schräg abwärts auf ihn zu. Es trug an der Seite ein dunkelrot schimmerndes Zeichen, ähnlich dem Schlangenstab des
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