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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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Tischdecke auf.
    Auf einer Wäscheleine hingen Frauenkleider, die Juliane an ihr Aussehen erinnerten. Sie starrte an sich hinunter. Ihr bauchfreies Top und die Jeans waren alles andere als unauffällig. Für goryydonische Verhältnisse wirkte ihr Oberteil geradezu schamlos.
    Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe und wog ihre moralischen Bedenken gegen die Folgen ab, für eine Wanderhure oder eine Irrsinnige gehalten zu werden. Erneut sah sie auf das Anwesen. Die Bewohner des Hofes schienen nicht zu Hause zu sein. Juliane überwand ihre Gewissensbisse. Als sie die Kleider von der Leine stahl, veranstalteten die Gänse im Verschlag neben der Scheune einen Höllenlärm.
    Mit klopfendem Herzen klemmte sie sich die Sachen unter den Arm und rannte davon.
    Im Schutz einiger Büsche zog sie sich dann die Miederbluse und den Rock über. Sie krempelte ihre Hosenbeine hoch und versteckte ihre Socken unter den Sträuchern.
    Die Schuhe, die sie trug, ähnelten nicht einmal entfernt den hier üblichen. Doch Juliane glaubte nicht, dass sie jemand derart aufmerksam in Augenschein nahm, um daran Anstoß zu nehmen.
    Jetzt stellte sich die Frage, wie sie schnellstmöglich in die Burg und zu ihren Freunden gelangen konnte.
     
    Sie war eine ganze Weile auf der Straße und begegnete noch immer keiner Menschenseele. Auf einer eingezäunten Weide standen mehrere fette Kühe. Bei genauerem Hinsehen bemerkte sie den Jungen, der auf die Kühe aufpasste. Er lag im Gras und döste.
    Sie wandte sich ab und pflückte eine Blume am Wegrand. Lächelnd strich sie über die zarte Blüte und roch daran. Endlich wieder daheim!
    Hinter ihr polterte ein Karren die Landstraße lang.
    »Wohin des Weges, junge Herrin?«, dröhnte die Stimme des Kutschers.
    Juliane drehte sich ihm zu und erblickte einen unglaublich dicken Mann. Hände und Zügel verweilten auf seinem Schoß. Ein breites Grinsen lag auf seinen feisten Zügen und die Sonne spiegelte sich auf seiner Halbglatze.
    »Ich bin auf dem Weg zur Burg.«
    Der Mann klopfte auf den Platz neben sich. »Spring rauf, Mädchen. Ich nehm’ dich mit.«
    Frohlockend kletterte Juliane auf den Kutschbock.
    »Auf, Hühnerbein!« Der Dicke knallte mit den Zügeln.
    »Hühnerbein?«, fragte sie verwirrt.
    Er lachte, dass man außer dem aufgerissenen Mund und den Ohren nichts anderes mehr sehen konnte. »Schau dir die Stelzen an, auf denen das Pferdchen läuft.«
    Sie reckte den Kopf und musste zugeben, dass er recht hatte. Die Fesseln des Tieres waren schlank und die Beine zwar sehnig, doch erstaunlich schmal. Es war erstaunlich, dass das Pferd Kraft genug besaß, die Last hinter sich zu bewältigen.
    »Ich bin Pekar, ich verkaufe in der Burg meine Waren.« Seine Wurstfinger deuteten nach hinten.
    »Mein Name ist Juliane.«
    »Was führt dich in die Burg?«, fragte Pekar und schielte neugierig zu ihr herüber.
    Der Karren schüttelte sie durch und ließ ihre Zähne aufeinanderschlagen. »Ich besuche Freunde.«
    Pekar zog ein Bündel unter dem Kutschbock hervor. Geschickt öffnete er den Knoten und holte Brot, Käse und Pökelfleisch heraus. »Hast du Hunger, Herrin Juliane?« Er bot ihr von seinem Proviant an.
    Dankend knabberte sie an einem Kanten Brot und einem Stück Käse. Sie beobachtete erstaunt die beachtlichen Mengen, die der Mann verdrückte, während sie in der gleichen Zeit ihren vergleichsweise winzigen Anteil aß.
     
    Als die Burg in Reichweite kam, begann Julianes Magen erneut, vor Aufregung zu hüpfen. Die Festung lag wie ein ruhender Koloss in der Landschaft. Auf seinen Zinnen patrouillierten Soldaten in den braun-goldenen Uniformen der Königsgarde.
    Erleichtert betrachtete sie die Soldaten und hätte am liebsten über sich und ihre Befürchtungen gelacht. Es musste alles in Ordnung sein, es konnte gar nicht anders sein. Die Königsfamilie herrschte und alle lebten in Frieden. Sie merkte, dass sie ihre Fingernägel in ihre Handflächen bohrte, öffnete die Fäuste und lockerte ihre Finger unauffällig.
    An der Zugbrücke stoppten zwei grimmig aussehenden Wachen Pekar und Juliane. Der bärtige Wachposten blinzelte und nickte dem anderen zu. »Sei gegrüßt, Pekar. Wie laufen die Geschäfte?«
    Die Mundwinkel des Händlers wanderten bis zu seinen Ohren. »Ich grüße dich, alter Haudegen. Kann nicht klagen, beileibe nicht.«
    Der Bärtige taxierte Juliane. »Wer ist diese Frau?«
    Pekar sah sie an.
    Sie legte eine stumme Bitte in ihren Blick, hoffte, er möge sie verstehen und helfen, rasch in
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