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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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unglücklich. Michaela in Goryydon und Juliane in der anderen Welt. Schützend streichelte ihre Hand den sanft gerundeten Bauch. Immerhin hätte sie das Baby.
    Aran legte seinen Arm um sie.
    Doch diese Geste konnte sie nicht trösten. »Michaela, sieh dir den Spiegel an«, flüsterte sie heiser. Sie wusste, dass sie die Entscheidung nicht länger hinausschieben konnte.
    Sie spürte den schier unüberwindbaren Drang, die Scheibe zu berühren und gleichzeitig wehrte sich ihre Seele heftig gegen den Zwang. Sie stöhnte. Es zerriss sie förmlich. Sie empfand sich wie in zwei Welten. Das Summen der Silberschnur und das heisere Wispern des Spiegels dröhnten in ihrem Kopf. Sie ballte ihre Fäuste.
    Zögernd trat Michaela näher. Juliane fühlte ihre Aufregung. Michaela streckte die Hand aus und berührte die polierte Silberscheibe.
     
    *
     
    Juliane und Michaela standen plötzlich in einer nebelverhangenen Umgebung.
    Panik erfasste Juliane. Sie wollte das nicht. Noch nicht. Sie konnte sich noch nicht entscheiden. »Nein«, flüsterte sie. Tränen füllten ihre Augen. Sie drehte sich um. Doch alles bis auf eine Entfernung von zwei Armlängen verbarg sich hinter dicken weißen Schwaden. Sie wusste nicht, in welcher Richtung Goryydon lag.
    »Wo sind wir?« Michaela blickte sich um und ergriff ihre Hand.
    »Wir sind an einem Zwischenort. Ein Ort zwischen unserer Welt und Goryydon.«
    Dass Michaelas Herz vor Freude einen Sprung machte, schmerzte sie mehr, als sie gedacht hatte. Sie drückte ihre Hand.
    »Ich will in Goryydon bleiben.« Sie streichelte ihren Bauch.
    »Ist das dein fester Wunsch?«, erkundigte sich eine silbrige Stimme aus dem Nichts.
    »Wer ist da?« Juliane starrte angestrengt in den Nebel.
    »In Goryydon nennt man uns die Schicksalsmächte«, sagte die Stimme freundlich. »Michaela, was ist dein Wunsch?«
    Sie warf Juliane einen scheuen Blick zu. »Ich will nach Hause.«
    »So sei es! Ihr kehrt dorthin zurück.« Die Schicksalsmächte klangen gütig, aber auch entschlossen.
    Ihr Herz wollte brechen. Der Schmerz, der sie durchfuhr, raubte ihr den Atem. Sie biss sich auf die Lippen, nicht bereit zu verraten, wie sie sich fühlte.
    »Moment«, Michaela straffte sich. »Juliane soll zurückkehren nach Goryydon.«
    Es kostete Juliane Mühe, ihre Mimik unter Kontrolle zu halten.
    »Du willst deine Schwester in Goryydon zurücklassen, während du nach Hause gehst?«
    »Ich will, dass sie glücklich ist, und das ist sie nur bei Aran und in Goryydon. Ich liebe sie zu sehr, um sie in unsere Welt mitzunehmen. Bitte, lasst sie in Goryydon bleiben! Dort ist Julianes Heimat.«
    Eine Weile herrschte Stille, dann sprach die Stimme erneut. »Dein Wunsch sei gewährt. Aber seid euch sicher! Die Wahl, die einmal getroffen wurde, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.«
    »Michaela.« Juliane konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. »Ich danke dir. Ich habe dich lieb!«
    Ihre Schwester umarmte sie. »Ich habe dich auch lieb!« Sie löste die Umarmung. »Geh zu Aran und werde glücklich. Und hab kein schlechtes Gewissen. Mir hätte es in Goryydon nie gefallen und dir nicht daheim. Es ist okay. Jede von uns kriegt, was sie will.«
    »Hier entlang, Michaela«, mischte sich die Stimme ein und ein sanftes Leuchten wies ihr den Weg. Sie war einige Meter gelaufen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Richte Shaara aus, dass er der schärfste Typ ist, dem ich bisher begegnet bin.« Dann setzte sie ihren Weg lachend fort.

Epilog
     
     
     
    I m Unterholz des Waldes knackte es. Von Norden her wehte ein kalter Wind. Der Atem des Winters war deutlich spürbar. Morgens lag Raureif über dem Land und die Erde war hart gefroren.
    Juliane sehnte sich nach einem Kaminfeuer oder Arans warmen Körper. Er lag bestimmt im Bett und hatte ihre Abwesenheit noch nicht bemerkt. Hoffte sie wenigstens, denn sonst käme er bald angeritten wie ein zorniger Kriegsgott und würde sie an den Haaren zurück zur Burg schleifen, wenn er es für nötig befand. Und ihr augenblicklicher Zustand war nicht so, dass er mit ernsthafter Gegenwehr rechnen musste, die sie ihm unter anderen Umständen hätte zukommen lassen.
    Kalira zog sich den pelzverbrämten Umhang über den Bauch. »Es ist kalt. Was meinst du, hat Aran bereits bemerkt, dass wir uns aus der Burg geschlichen haben?«
    »Wir sind doch ganz offen durch das Burgtor geritten. Wir haben nichts Verbotenes getan.« Das stimmte zwar, doch Aran besaß ganz eigene Vorstellungen davon, was verboten war
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