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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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legte.
    »Komm herein.«
    Beherzt trat sie ein und blinzelte, bis sich ihre Augen an das helle Licht im Raum gewöhnt hatten. Wie in ihrem Traum erhellten zig Kerzen und Fackeln das geräumige Zimmer. Bis auf die Regale und den schwarzen Steinaltar war das Gemach leer.
    »Welch eine Überraschung! Juliane, die Drachentochter allein in meinem Turm«, ertönte die Stimme hinter ihr.
    Sie zuckte zusammen und stolperte instinktiv fort von Kloob, erst dann drehte sie sich um.
    Hinter ihr stand ein großer, dünner Mann in einer wollweißen Kutte. Sein Gesicht erinnerte sie an eine Spitzmaus. »Du hast dich nicht zu deinem Vorteil verändert, Kloob.« Sie befeuchtete ihre Lippen und hoffte, er sähe ihr die Angst nicht an.
    Er grinste breit und streckte seine Hände von sich, um darauf zu sehen. »Nach dieser Nacht wird meine Rache vollkommen sein. Du lieferst dich mir aus, ganz wie ich es geplant habe. Du kommst allein, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber wenn ich mit dir fertig bin, werde ich mich all deinen Freunden widmen.« Er begann umherzustolzieren. »Soll ich dir erzählen, was ich plane?« Er blieb stehen und legte einen Zeigefinger an seine rechte Wange, während er sie mit der kalten Berechnung eines rücksichtslosen Wissenschaftlers musterte. »Ich frage mich, ob deine Schwester ebenso mutig sein wird wie du? Ich habe Großes mit ihr vor.«
    Er nahm seine Wanderung erneut auf. »Es wird mir ein Vergnügen sein, sie an ihre Grenzen zu bringen. Sie wird mit dem Wissen sterben, dass ihr Tod deine Schuld ist.«
    Julianes Wangen fühlten sich an, als legte sich Frost auf ihre Haut. »Das hast du mir bereits alles erzählt. Du willst mich zu Tode reden? Beende diese Folter und töte mich auf der Stelle, ich halte es nicht aus«, spottete sie, um ihre Panik zu überspielen.
    Mit einem Satz war Kloob hinter ihr und packte sie an der Gelöbnisschnur.
    Ihre Finger krallten sich um das Band und versuchten den Druck auf ihren Hals zu mildern. Es gelang ihr nicht. Sie röchelte. Sie hatte nicht erwartet, dass sterben so schwierig sein würde. Sie war mit dem Vorsatz gekommen, ihr Leben zu opfern, weil sie lieber sterben wollte, als zu riskieren, dass Kloob gewann und Rache an ihrer Familie und ihren Freunden übte. Doch nun, als sie fühlte, wie ihr die Luft knapp wurde und das Blut in ihren Ohren zu rauschen begann, wünschte sie sich, sie hätte den ursprünglichen Plan Shaaras verfolgt. Vielleicht hätten sie Erfolg gehabt. Ihre Finger schmerzten dort, wo die Gelöbnisschnur in ihre Haut schnitt. Die Knochen knackten und ihre Armmuskeln verkrampften sich vor Anstrengung.
    Es war zu spät, ihre Freunde waren betäubt und konnten ihr nicht mehr helfen. Dies war keine Zeit der Reue. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, nun musste sie danach handeln. Tränen des Schmerzes und der Panik stiegen in ihr auf.
    »Du wirst sterben, Auserwählte! Und es wird mir ein Vergnügen sein, dir anschließend das Herz herauszuschneiden und vor deinen Augen zu essen«, zischte er an ihrem Ohr.
    Gern hätte sie ihn darauf hingewiesen, dass dies ein reichlich unerquickliches Vorhaben sein würde. Doch sie wusste, dass ihre Kraft und der letzte Rest Luft dafür nicht reichen würde. Es gab nicht einmal genug Pathos für eine heldenhafte Abschiedsrede.
    Juliane zwang sich, stillzuhalten. Sie unterdrückte ihren Überlebensinstinkt und es kostet sie Überwindung, nicht gegen Kloobs Angriff anzukämpfen. Sie krallte ihre Finger in das Fleisch ihrer Handflächen. »Es ist mir ein Vergnügen, dich zurück in die Hölle zu schicken«, krächzte sie und löste ihre Finger von der Schnur.
    Das Band schnitt in ihre Haut, ihre Kehle schmerzte gewaltig. Die Luft in ihrer Lunge dehnte sich aus. Sie ruderte mit ihren Armen und wehrte sich nicht. Ihre Knie knickten ein, ihr Körper fühlte sich watteweich an. Dunkelheit senkte sich über sie, weiße Blitze zuckten vor ihren Augen. Übelkeit wollte nach oben wandern. Ihre Nase lief, Tränen benetzten ihre Wangen. Ihr Bewusstsein driftete davon. Entfernt vernahm sie ein Krachen.
    Der Griff lockerte sich, sie stürzte auf die Knie und sog gierig die Luft ein. Sie wusste nicht, was vorging, hockte auf dem Steinboden und keuchte, ächzte und stöhnte. Jeder Atemzug schmerzte wie Eiswasser in ihrer Luftröhre. Ihr Sichtfeld schien begrenzt, in ihren Ohren rauschte es.
     
    *
     
    Als Aran in das Turmzimmer stürmte, die Tür so heftig aufschlagend, dass einzelne Holzstücke absplitterten, erkannte er Kloob,
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