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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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ihre frivole Schwester würde ihr erlauben, zu gehen. Ihre Finger umschlossen die Phiole. Die Tür öffnete sich und Aran kam herein. Juliane wischte sich rasch die Tränen aus dem Gesicht.
    Er trat hinter sie und umarmte sie. »Du bist traurig.«
    »Ich habe Angst.«
    Aran küsste ihren Nacken. »Es wird alles gut werden.«
    Sie seufzte und drehte sich um. Seine Augen waren dunkle ruhige Seen. Er ruhte in sich selbst. Ein Vollblut-Krieger, der dem Angesicht des Todes gelassen entgegentrat.
    »Ich wollte, ich könnte so gefasst sein wie du.«
    Aran verhinderte jedes weitere Wort, indem er seine Lippen auf ihre presste. Juliane drängte sich an ihn. Verzweifelt umklammerte sie ihn und küsste ihn, als wäre es das letzte Mal. Vielleicht war es das auch.
    Als sie sich voneinander lösten, waren beide atemlos.
    »Aran«, flüsterte sie und berührte seine Wange zärtlich. »Wenn ich sterben sollte …«
    Mit einer Geste brachte er sie zum Schweigen. »Wenn du stirbst, werde ich ebenfalls sterben.«
    Sie hob erneut an zu sprechen, doch Aran hielt sie zurück.
    »Ich kann ohne dich nicht leben. Das habe ich einmal getan.«
    Einen Moment lang war Juliane verwirrt, doch dann verstand sie, dass er auf seine frühere Inkarnation anspielte. Sie war vor ihm gestorben und er hatte einige Jahre ohne sie gelebt. Ihr Magen verkrampfte sich, als sie daran dachte, wie er sich gefühlt haben musste. Wie sie an seiner Stelle empfinden würde. Die Schuld drückte sie schier nieder. Sie mutete ihm diesen Schmerz erneut zu. Und es gab nichts, was ihr gegen diese Verfehlung half.
    Aran starrte ins Leere, dann fing er sich und ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen. »Bin nicht ich derjenige, der überall Tod und Unglück sieht?«, scherzte er.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich glaube, du hast keinen alleinigen Anspruch darauf. Gibt es einen besonderen Grund, dass du nicht auf dem Übungsplatz bist?«
    »Michaela und Shaara warten in der Bibliothek auf uns.«
    Panik ergriff Juliane. »Wollten wir nicht die Nacht abwarten?«
    Aran wirkte irritiert, dann begriff er offenbar, auf was sie anspielte. Seine Miene erhellte sich. »Aber ja, Shaara schlug vor, dass wir uns gemeinsam die Zeit vertreiben sollten und unseren Plan noch einmal durchgehen.«
    »Unser Plan, ja natürlich«, murmelte sie. Sie ging zur Kommode und schnallte sich den Gürtel mit Scheide und Schwert um.
    Aran zog eine Schublade heraus. Dort bewahrte er seine Dolchsammlung auf. Er steckte fünf Wurfmesser in seinen Gürtel und nahm zum Schluss sein Schwert an sich, nachdem er prüfend über die Klinge geglitten war. Er legte seinen Arm um Juliane. »Gehen wir?«
    Ihr fiel das Atmen schwer. »Ich will nicht sterben«, sagte sie.
    Aran zog sie an sich. »Ich auch nicht, nicht jetzt, nachdem wir vereint sind.« Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Ich hoffe, du wirst mir eine Tochter schenken.«
    Julianes Herz stockte. Sie krümmte sich ein wenig und hatte Angst, Aran könnte ihre Schwangerschaft doch noch erraten. Sie hatte immer darauf geachtet, dass nach Shaara niemand ihren Zustand erkannte. Nachdem ihre morgendliche Übelkeit verschwunden war, hatte sie einen großen Appetit entwickelt. Ihre Freunde machten Scherze über ihren Hunger. Sogar ihre monatliche Blutung hatte sie vorgetäuscht. Gelegentlich fing sie Shaaras fragende, irritierte Blicke auf, doch er sprach sie nie darauf an. Wahrscheinlich vermutete er, dass sie erst nach dem Zusammentreffen mit Kloob Aran darüber in Kenntnis setzen würde, Vater zu werden.
    »Einen Sohn«, flüsterte sie sehnsüchtig. »Einen Sohn, der mich mit so viel Freude erfüllt wie sein Vater.«
    Aran hob ihr Kinn. »Wir werden nicht sterben, ich weiß es.« Er küsste sie sanft auf den Mund. »Wenn wir das alles überstanden haben, werde ich mein Bestes tun, dir deinen Wunsch nach einem Sohn zu erfüllen.«
    Julianes Augen füllten sich mit Tränen. Es würde kein Später geben. Nicht für sie und auch nicht für seinen Sohn.
     
    Michaela drehte sich in der Mitte des Bücherzimmers nach einem imaginären Walzertakt. Shaara saß auf einem Stuhl und beobachtete sie, als Juliane und Aran eintraten.
    Juliane überblickte den Raum und entdeckte auf dem Beistelltisch die Karaffe und zwei unbenutzte Kelche. Sie schlenderte dorthin und füllte Wein in beide Gefäße. Dann holte sie die Phiole aus ihrem Beutel und goss unauffällig den gesamten Inhalt in den Krug. Selina hatte sie gewarnt, der Trank wirke am besten, wenn er
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