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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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die Liebe meines Lebens! Ich werde nie jemand anderen lieben.«
    »Man kann auf viele Arten lieben. Es ist Zeit, ich muss gehen.«
    Er löste sich von ihr und Kalira öffnete endlich die Augen.
    Schwindel befiel Michaela. Das Erste, das sie wahrnahm, war ein gleißendes Licht vor sich. Das Leuchten verging und Ranon wurde im Lichtkegel sichtbar. Anders als in der Nacht zuvor wirkte er nicht länger wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Er war sichtbar, doch zugleich durchscheinend und wie von einem Lichtkegel beleuchtet.
    Er wandte sich ihr zu. Seine Lippen formten ein »Danke«. An der gegenüberliegenden Wand entstand ein heller Tunnel.
    Sie fühlte sich magisch davon angezogen. Liebe und Geborgenheit schienen dem Tunnel zu entströmen. Das Versprechen auf etwas unglaublich Schönes.
    Ranon ging zum Eingang. Kurz bevor er ihn betrat, drehte er sich um und lächelte ihnen zu.
     
    *
     
    Michaela und Kalira saßen auf den Zinnen der Burg.
    »Darf ich dich um etwas bitten?«, begann Kalira.
    Michaela blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Kommt drauf an, frag mich einfach.«
    Kalira ergriff ihre Hand. »Ich möchte dich nur darum bitten, für dich zu behalten, was Ranon mir gesagt hat, als er zu mir kam.«
    Michaela war zwar neugierig, weshalb sie nichts erzählen sollte, doch sie tat Kalira diesen Gefallen gern. Vermutlich hielt sie es für zu intim, zu wertvoll, als dass sie es teilen wollte. »Kein Thema, werde schweigen wie der städtische Friedhof.«
    Die beiden sahen auf die Landschaft unter sich. Langeweile kratzte an Michaelas Nervenkostüm. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte keinen Geschmack daran finden, in Goryydon zu leben.
    »Ich bin froher Hoffnung.« Kalira blickte stoisch hinaus auf das Land.
    »Du bekommst ein Kind von Ranon?«
    Kalira nickte.
    »Vielleicht kann ich es noch auf dem Arm halten. Anscheinend bin ich ja hier gefangen«, sagte Michaela und seufzte. Ein Kind gebären, in einer Welt ohne Schmerzmittel und Pampers. Grauenhafte Vorstellung! Gerade hatte sie sich daran gewöhnt, Tante zu werden. Juliane war verrückt genug, das durchzustehen, Kalira wusste es nicht besser. Aber sie? Michaela musste sich wohl damit anfreunden, keusch zu leben. Denn selbstverständlich gab es in einer Welt ohne Pampers auch keine Verhütung. Vermutete sie zumindest.
    »Willst du wieder nach Hause?«, erkundigte sich Kalira mitfühlend.
    »Mehr als alles andere.« All die Abenteuer und Wunder hatten ihre Meinung nicht ändern können. Sie wollte einfach nur nach Hause. Das Bedürfnis in ihr wurde beinahe übermächtig. Sie blinzelte die Tränen fort. Jemand wie sie weinte nicht. Nie! Wenn sie wüsste, wie sie zurückkehren konnte. Und gleichzeitig hatte sie Angst davor. Sie ahnte, dass Juliane diesmal vor Kummer sterben würde, wenn sie Goryydon verlassen musste. Schließlich bekam sie ein Kind von Aran. Es würde beiden das Herz brechen, wenn sie sich trennten. Und dann verlöre Juliane noch das Baby. Sie hatte davon gehört, dass werdende Mütter sehr empfindlich waren. Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Wer konnte ihr versichern, dass nur sie zurückkehrte?
    Michaela lehnte sich über die Brüstung und starrte hinunter.
    »Ist es in deiner Welt besser als hier?«, durchbrach Kalira ihre Überlegungen.
    Sie blickte Kalira an. »Nein, nur anders.« Sie schwieg einen Moment. »Juliane würde es vermutlich anders sehen.« Sie schlug mit ihren flachen Händen auf die Steine. Sie fühlte sich plötzlich sehr unruhig und aufgedreht. »Egal, ich glaube, ich verziehe mich in die Bibliothek und lese ein bisschen.«
    Sie drehte sich um und Kalira folgte ihr. »Ich komme mit, mir wird es draußen zu kalt.«
     
    *
     
    Juliane stand vor dem großen, antik wirkenden Spiegel. Shaara und Aran hatten sich links und rechts wie Gardesoldaten positioniert.
    Sie hatte all die Monate den Spiegel erfolgreich übersehen, doch an diesem Tag war alles anders. Seit dem Morgen hatte er sie magisch angezogen. Sie konnte sein Wispern vernehmen. Michaela und Kalira betraten die Bibliothek. Beide hatten rote Gesichter und zerzaustes Haar vom Herbstwind. Juliane lächelte verlegen.
    Als sie Michaela erblickte, ergriffen sie Sorge und schlechtes Gewissen. Sie wusste, dass ihre Schwester heimkehren wollte und sie hatte Angst, mitgehen zu müssen. Sie fühlte sich hin und her gerissen. Dürften die Schwestern nicht getrennt entscheiden, in welcher Welt sie heimisch wurden, wäre eine von ihnen bis ans Ende ihrer Tage
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