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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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und nach einer Weile fiel die Anspannung von ihr ab. Die Helligkeit war angenehm und legte sich über sie wie eine weiche Decke. Der vergangene Schmerz erschien ihr nicht mehr real. Ihr Geist war wie befreit. Neben ihr schwebte Michaela. Im Gegensatz zu ihr wirkte sie verwirrt und entsetzt, während sie sich umblickte.
    Juliane wollte die Hand nach ihr ausstrecken und sie trösten, doch sie verlor ihr Bewusstsein, ehe sie auch einen Muskel bewegte.
     
    Juliane stöhnte.
    Süßer Blumenduft und die unverwechselbar reine Luft Goryydons stiegen ihr in die Nase. Einen Moment lag sie wie erstarrt. War es real? Sie fühlte Gras unter sich und Sonne auf ihrem Gesicht. Die Halme raschelten. Ein Kloß saß in ihrem Magen und ihr Herz schlug hoffnungsvoll gegen ihre Rippen.
    Zögernd streckte sie sich und zuckte zusammen, als sie die schlimmsten Kopfschmerzen, die wohl ein Mensch haben konnte, erfassten. Der Versuch, die Lider zu öffnen, ließ sie stöhnen. Das Sonnenlicht folterte ihre Augen. Juliane rollte sich zusammen und blieb eine Weile liegen. Mit Nachlassen des Schmerzes wuchs in ihr das Gefühl des Verlustes. Sie drehte sich vorsichtig auf den Rücken, während sie wartete, ob sich das Unwohlsein verschlimmerte.
    Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nasenspitze. Irgendwo zirpte eine Grille und Schafe blökten. Mit jedem Atemzug wichen Pein und Übelkeit.
    Etwas Weiches, Feuchtes strich über ihr Gesicht und heißer Atem hechelte über ihre Haut.
    Sie riss die Augen auf und starrte in das freundliche Gesicht eines Schäferhundes. Er japste und schleckte sie erneut ab. Juliane schob ihn lachend weg, ehe sie sich erhob. Sie klopfte die Grashalme von ihrer Hose.
    »Na, mein haariger Freund, wo versteckt sich dein Herrchen?«
    Der Hund bellte und wedelte mit dem Schwanz.
    Sie stand an einem Waldrand. Die Burg, die sich in der Ferne gen Horizont reckte, fesselte ihre Aufmerksamkeit weit mehr, als die grasende Schafherde vor ihr. Aus den Kaminen des Küchentrakts stiegen weiße Rauchfahnen in den Himmel. Auf den Zinnen sah sie helle Flecken, die auf und ab liefen. Auf der Spitze des höchsten Turmes wehte eine Fahne mit dem güldenen Sonnenemblem, dem Symbol der goryydonischen Königsfamilie.
    Die hoheitliche Festung! Erregung pulsierte durch ihren Körper. Sie musste so schnell wie möglich dorthin und herausfinden, warum sie brutal und unvermutet nach Goryydon gerufen worden war. Die Art wie ihr Übertritt vonstattengegangen war, ließ sie das Schlimmste fürchten. Andererseits hatte Moira ihr versprochen, sie nach Hause zu holen, wenn Julianes Anwesenheit niemanden mehr gefährdete. War der heftige Übergang nur die Folge eines von Moira gewirkten Zaubers?
    Sie kraulte den Schäferhund, während ihr Herz kleine Saltos schlug. Aran, sie begegnete Aran! Und diesmal nicht in einem Traum oder einer Vision. Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch. Wie würde es sein, ihn wiederzusehen? Als sie getrennt wurden, vollendete Juliane gerade ihr fünfzehntes Lebensjahr. Als Mädchen hatte sie Goryydon verlassen und kehrte als junge Frau wieder. Hatte sie sich verändert? War sie eine andere? Bestand zwischen ihnen noch diese besondere Bindung? Fragen, die ihr nur Aran beantworten konnte. Sie spürte, dass sie strahlte wie das sprichwörtliche Honigkuchenpferd, und zwang ihre Miene unter Kontrolle. Wie wohl Kalira, Ranon und Moira staunten, wenn sie einander gegenüberstanden? Die Vorfreude wollte schier in ihr überschäumen und sie nötigte sich, nicht loszurennen wie ein übermütiges Kind.
    Sie marschierte los, drehte sich aber um, als sie mitbekam, dass der Hund ihr folgte. »Zurück, du musst bei deinen Schafen bleiben.« Sie klatschte und der Hund machte folgsam kehrt.
    Während ihrer Wanderung wuchs das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben. War da nicht jemand bei ihr im Licht gewesen?
    Juliane schüttelte den Kopf. Nein, unmöglich.
     
    Sie wanderte bereits eine ganze Zeit der Burg entgegen, als sie einen Bauernhof entdeckte. Die schwarzen Dachschindeln bildeten einen Kontrast zum hellen Holz der Wände. Hinter den Scheiben der Fenster regte sich nichts. Ein Stall und eine Scheune schlossen an das Wohnhaus an. Der Geruch von Schweinemist wehte vom Stallgebäude herüber und Grunzen drang aus dem Gebäude. In einem Gatter tummelten sich schnatternde Gänse. Ein plötzlicher Windstoß ließ einen Fensterladen gegen die Holzwand knallen und lenkte ihren Blick dorthin. Ihr fiel der flatternde Stoff eines Bettlakens oder einer
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