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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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unsicherer darstellte als gewöhnlich. Auf der Toilette befanden sich, abgesehen von ihr und der Toilettenfrau, nur drei junge Frauen, die schnatternd mit lang gestreckten Hälsen vor den Spiegeln standen. Juliane lächelte der Reinigungskraft zu und verschwand in einer der freien Kabinen. Eine Klospülung rauschte. Der Geruch nach Toilettenstein und Urin hing in der Luft.
    Eine telepathische Stimme raunte ihren Namen.
    Ein schmerzhaftes Ziehen erfasste sie. Jedes ihrer Härchen richtete sich wie elektrisiert auf. Kühle glitt über ihre Haut und sickerte in sie, durchtränkte sie, wie ein Waschlappen Wasser aufsog. Sie überkam das Gefühl, als würde ihr Innerstes nach außen gestülpt. Noch während sie die Klinke unter ihren Fingern spürte, verschwamm ihre Sicht. Für Momente glaubte sie, zwischen oben und unten, hell und dunkel, rückwärts und vorwärtszutreiben.
     
    Juliane spürte festen Grund unter ihren Füßen. Ein sachter Luftzug wehte ihr ins Gesicht. Sie öffnete die Augen.
    Sie stand inmitten riesiger Bäume. Durch das Blätterdach malte die Sonne goldene Kringel auf den Boden. Die Luft roch frisch, wie sie es seit Ewigkeiten nicht mehr wahrgenommen hatte.
    Die Elfenwälder. Sie war wieder in Goryydon! Sie lachte freudig auf und streckte ihre Hände in die Luft, als könne sie so jedes kleinste Detail, jede Empfindung aufsaugen und konservieren.
    »Juliane.«
    Die Stimme war kaum mehr als ein Wispern und doch erkannte Juliane sie sofort. Sie drehte sich in Richtung der Stimme und erkannte den Sprecher augenblicklich. Sie sah sein Gesicht seit fünf Jahren tagtäglich in ihren Träumen und Wünschen. Sein geliebtes, so sehnsüchtig vermisstes Gesicht. »Aran!« Sie stürzte sich in seine Arme. »O Mann, ich hab mich unglaublich nach dir gesehnt.«
    Er hatte sich nicht verändert und schien keinen Tag gealtert. Sein schwarzes Haar fiel ihm über den Rücken, und für einen Moment war seine Miene stoisch. Dann ging eine Veränderung in ihm vor. Aran kniff seine Augen misstrauisch zusammen.
    Er legte ihr den Finger auf die Lippen, um ihren Redeschwall zu unterbrechen. So dicht vor ihr, verströmte er den Geruch nach Leder, Rauch und seinem Körper.
    Ihr Bauch kribbelte allein beim Erschnuppern seines persönlichen Duftes.
    »Pst, wie bist du hergekommen?«, fragte Aran. Seine dunkelbraunen Augen fixierten Juliane.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich es mir so sehr wünschte«, erwiderte sie verwirrt und musterte ihn sehnsüchtig. Sie hob ihre Hand und berührte seine Wange. Die Haut fühlte sich unter ihren Fingerspitzen weich und an den Stellen des Bartwuchses kratzig an.
    Aran schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, ohne den Zauberspiegel klappt das nicht. Hat er dir geholfen?«
    »Nein.« Verwirrung ergriff Juliane. Warum freute sich Aran nicht? »Ist das nicht egal? Ich bin zurück. Bei dir.« Sie griff nach seinen Händen.
    »Ich träume nur. Ich bin nicht wirklich bei dir. Ich liege in meinem Bett. Du kannst nicht in Goryydon sein. Nicht ohne Spiegel.« Er blickte an sich herunter.
    Juliane folgte seinem Blick und bemerkte erst jetzt, dass er die schwarze Rüstung aus seiner Zeit als Todesreiter trug. Ein Muskel in seinem Gesicht zuckte, dann wandte er sich wieder zu ihr. Mit einer einzigen fließenden Bewegung packte er sie hart an den Oberarmen und schob sie von sich.
    Juliane stöhnte vor Schmerz und Überraschung.
    »Was soll das? Wer bist du?« Arans Stimme klang so kalt und abweisend wie seit Anfang ihres Kennenlernens nicht mehr. Es versetzte ihr einen Stich, dass ihr Seelengefährte so gefühlskalt reagierte. Erkannte er nicht, dass sie es war, dass es sie wahrhaftig hierher geführt hatte?
    Ein eisiger Wind strich durch das Unterholz und streifte ihren Nacken. Sie meinte mit Frösteln, höhnisches Gelächter zu vernehmen.
    »Nehmt euch in acht vor dem, der nicht mehr ist«, raunte eine Stimme.
    Ein weißer Blitz schoss durch Julianes Hirn. Sie fiel nach hinten, stieß gegen die Trennwand der WC-Kabine und schüttelte benommen den Kopf.
    Sie keuchte leise und verließ die Toilette. Am liebsten hätte sie geweint. Aran, sie hatte ihn getroffen und es fühlte sich fremd an. All die Jahre pflegte sie ihre Erinnerungen und fantasierte von einer mystischen Vertrautheit zu ihm. Doch ihr Erlebnis erwies sich als ernüchternd. Keine Magie, kein Seelen verschmelzender Blick. Kein Vibrieren und Summen der Silbernen Schnur … Juliane erstarrte. Das mysteriöse Band fehlte. Was war eben mit
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