Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
mit?«
    »Nun, im Augenblick spielt er
gar nicht.« Bennett räusperte sich leise. »Edgar hat sich zurückgezogen.«
    »War das seine eigene Idee — oder
die des Broadways?«
    »Er fand, daß er etwas Ruhe
bräuchte.«
    »Ich verstehe, was er meint«, sagte
ich.
    Es war an der Zeit, daß wir das
Thema wechselten. Ich zündete mir eine Zigarette an, sah mich im Zimmer um und dann wieder auf Bennett. »Wie kommen all
diese äußerst modernen Annehmlichkeiten auf die Spitze eines Berges?«
    »Jemand
hatte den Gedanken, hier oben einen Landklub zu gründen«, sagte er. »Auf halbem
Weg machte er Pleite. Wir übernahmen das Ganze.«
    »Gehört
Stella Gibb ein Teil davon?« fragte ich.
    »Wir haben eine Vereinbarung
getroffen, derzufolge sie diesen kleinen Bungalow
hier bewohnen darf«, sagte er vorsichtig.
    »Ein kleiner Bungalow«, sagte
ich. »Was würde sie als Haus bezeichnen — ? Das Beverly Hilton ?«
    »Der Bursche, der den Landklub
gebaut hat, hatte sehr ehrgeizige Pläne.« Bennett grinste schwach. »Vielleicht ist
er deshalb Pleite gegangen.«
    »Sehen Sie zu, daß Ihnen nicht
dasselbe passiert«, sagte ich und reichte ihm mein leeres Glas. »Gießen Sie mir
bitte etwas zu trinken ein — Sie stehen am nächsten.«
    »Mit Vergnügen, Lieutenant.«
    Von der anderen Seite des Zimmers
herüber ertönte ein klatschender Laut. Es klang, als ob jemand eine Ohrfeige
erhalten hätte. Ich blickte mich um und sah Stella und Julia, die regungslos
voreinander standen. Julia Grants Wange war flammend rot.
    »Gut«, sagte sie mit klarer
Stimme. »Damit ist alles klar, für alle Zeiten.«
    Stella Gibb holte tief Luft, so
daß der Träger ihrer Corsage beinahe platzte, und
schlug Julia erneut ins Gesicht. Ich schauderte bei dem Geräusch; es mußte weh
getan haben.
    »Gut, Stella«, wiederholte
Julia mit gelassener, tiefer Stimme. »Du hast es nicht anders gewollt, und nun
wirst du dein Fett abbekommen — mit Pauken und Trompeten.« Sie drehte sich
langsam um und verließ unter nunmehr tiefer Stille den Bungalow.
    »Ihr Whisky, Lieutenant«, sagte
Bennett.
    Ich nahm das Glas. »Um was,
glauben Sie, hat es sich dabei gedreht?«
    Er zuckte die Schultern. »Keine
Ahnung, Lieutenant. Eben Weibergeschwätz, vermute ich.«
    »Und was für reizende weibliche
Wesen das sind«, sagte ich anerkennend. »Es ist ein Wunder, daß noch niemand
die beiden fürs Fernsehen entdeckt hat — für die Kinderstunde. Sie haben
wirklich eine ausgesprochen erzieherische Wirkung.«
    »Sie haben einen ausgeprägten
Sinn für Humor, Lieutenant«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. »Ich wette,
daß bei jeder Wohltätigkeitsveranstaltung der Polizei die Damen schon auf den
Gängen vor Ihnen hinsinken.«
    »Weibliche Beamte gehen nicht
zu diesen Veranstaltungen«, sagte ich. »Es gibt da eine städtische Vorschrift
oder so was. Führen Sie Bücher?«
    »Selbstverständlich«, sagte er.
»Sie sind in meinem Bürosafe. Wollen Sie sie einsehen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
»Ich mache mir eigentlich nichts aus all diesen Zahlen. Ich war lediglich
neugierig.«
    »Wenn Sie etwas wissen wollen,
fragen Sie nur.«
    »Ich glaube, ich habe
ausreichend viel gesehen, Bennett. Ich werde meine Blondine einpacken und nach
Hause fahren.«
    »Nett, Sie kennengelernt zu
haben«, sagte er. »Kommen Sie nur immer vorbei, wann Sie wollen.«
    »Ich werde jedesmal, wenn die
Sonne scheint, an Sie denken«, versicherte ich ihm.
    Ich machte mich in Richtung der
Ecke auf, in der Annabelle und der Schauspieler viel zu tief in irgend etwas
vertieft waren. Wie ich hoffte, drehte es sich dabei lediglich um eine
Unterhaltung. Ich war schon halbwegs dort, als mich jemand am Arm packte.
    »Sie gehen doch nicht etwa
schon?« gurrte Stella Gibb in mein Ohr.
    »Ist das nicht unser neuer
Meister?« sagte ich und löste vorsichtig meinen Arm von dem ihren. »Es war ein
grandioser Kampf, Meisterin, und Sie haben ihn verdient gewonnen — ein
technischer K.o. in der ersten Runde. Nicht wahr?«
    »Sie hat abbekommen, was sie
verdient hat«, sagte Stella vergnügt. »Ich habe es sehr genossen. Der Abend
wäre sonst so langweilig geworden.«
    »Es war ein wundervoll
langweiliger Abend«, sagte ich. »Ihnen verdanke ich es, daß ich ihn nicht
genossen habe. Sie werden mich hoffentlich nicht wieder einladen. Kann ich
jetzt gehen?«
    »Wissen Sie, Honey«, ihre Augen
glitzerten, während sie mich anblickte, »Sie können nicht einfach so
davonrennen. Ich mag Sie, Al. Reicht das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher