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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe
Autoren: Carter Brown
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Haut
erkennen.
    »Mich«, sagte sie schlicht.
    Ich stand auf und strebte der
Tür zu.
    »Ich bin bereit«, sagte ich.

ZWEITES KAPITEL
     
    M an pflegt immer zu sagen, der
Tod sei die Strafe für die Sünde«, sagte ich. »Ich habe eine bessere Theorie,
und ich bin bereit, sie an das Schatzamt gegen eine angemessene Summe zu
verkaufen. Sünde ist das einzige, was bis jetzt noch nicht besteuert werden
kann. Ich weiß nicht, warum.«
    Ein unangenehmes Schweigen
entstand, das etwa drei Sekunden dauerte.
    »Es ist das erstemal ,
daß ich einen gebildeten Knülch kennenlerne«, sagte Stella Gibb. »Und wenn wir
schon von Knülchen sprechen, stelle ich Ihnen vielleicht am besten die
restlichen Anwesenden vor.«
    Ich wurde mit einer
Naturblonden konfrontiert. Es schien bei dieser Party ein Durcheinander von
Blonden zu herrschen. Aber wenn ich schon durcheinandergebracht wurde, dann am
liebsten von einer Blonden.
    »Das ist Julia Grant«, sagte
Stella. »Sie ist reich, faul und gelegentlich bösartig.«
    Julia war, wie gesagt, jung,
schön und blond. Sie trug einen Rock und etwas Durchsichtiges, das als Bluse
gelten sollte.
    »Hallo, Lieutenant«, sagte sie
mit kühler Stimme. »Hat jemand jemanden umgebracht, oder was ist los?«
    »Ich bin lediglich zu meinem
Vergnügen hier«, sagte ich. »Stella hat versprochen, dafür zu sorgen.«
    »Auf dieses Versprechen können
Sie sich verlassen«, sagte sie. »Stella ist eine Expertin auf diesem Gebiet.«
    »Habe ich >gelegentlich
bösartig< gesagt?« fragte Stella. »Wie bin ich nur auf diese Einschränkung
gekommen?«
    »Ich würde gern noch etwas
trinken«, sagte ich erwartungsvoll. »Oder wollt ihr Mädchen euch erst noch
fertig kabbeln?«
    »Die Bar ist dort drüben«,
sagte Stella. »Macht es Ihnen etwas aus, sich allein ein Glas einzuschenken? Es
gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die ich mit Julia besprechen muß.«
    »Tut mir leid, Darling«, sagte
Julia obenhin. »Aber ich habe im Augenblick keine abgelegten Männer für dich.
Frag im Herbst wieder an. Bis dahin sollte ich eigentlich ein paar abgetragene
Exemplare für dich haben.«
    »Wenn einer davon der Prophet
sein sollte«, sagte ich hilfsbereit, »so ließe sich das wahrscheinlich mit
einer Höhensonne ausflicken. Und geben Sie ihm in jedem Fall einen Morgenrock.
So dick kann seine Sonnenbräune gar nicht sein.«
    In die Augen der beiden Blonden
trat ein eisiger Blick, und selbst mein sensibles Gemüt begriff, daß dies keine
erfolgreiche Bemerkung gewesen war. Ich lächelte beiden flüchtig zu und zog
mich schnell an die Bar zurück.
    Ich goß Scotch über ein paar
Eiswürfel und fügte soeben etwas Soda hinzu, als ich mich plötzlich nicht mehr
allein hinter der Theke befand. Das erste, was ich bemerkte, war das Parfüm — eine
Art dokumentarischer Version von Meine Sünde.
    Ich wandte langsam den Kopf und
blickte in wasserklare bernsteinfarbene Augen. Ich versuchte, eine Sekunde lang
darin zu schwimmen, gab es auf und ließ mich langsam und entzückt absinken.
    »Sie haben doch bestimmt schon
früher mal ein Mädchen gesehen?« erkundigte sich eine kehlige Stimme.
    »Das Gebäude selbst spielt
keine Rolle«, sagte ich heiser. »Es ist die Konstruktion, die zählt.«
    Langsam nahm ich die
Konstruktion in mich auf, Punkt für Punkt. Sie hatte eine leichte Stupsnase,
eine cremeweiße Haut, und ihr dunkles Haar hing in Fransen in die Stirn und war
im übrigen kurz und glatt, so daß es die ovale Form ihres Gesichts betonte.
    Sie trug ein enganliegendes
blaues Seidenkleid, das sich an sie schmiegte, als befürchtete es, sie zu
verlieren. Vielleicht hatte es allen Grund dazu. Sie hatte volle hohe Brüste,
eine fast unwahrscheinlich schmale Taille und hübsch gerundete Hüften. Wenn ich
es mir recht überlege,
    habe ich im übrigen noch nie
ein Frauenzimmer mit rechteckigen Hüften kennengelernt, aber bei ihr hätte sogar
das gut ausgesehen.
    »Sie können den Führer am
Schluß der Besichtigung bezahlen«, sagte sie freundlich.
    »Kann ich Ihnen etwas zu
trinken eingießen?« stotterte ich.
    »Einen Martini, sehr trocken.«
    »Das ist der vornehme Ausdruck
für reinen Gin.«
    »Sie können einen Versuch mit
der Vermouthflasche unternehmen«, sagte sie. »Und ein
paar Tropfen Limone.«
    Ich mixte ihr den Drink und
reichte ihn ihr.
    »Danke«, sagte sie gelassen.
»Ich habe gehört, Sie sind Polizeilieutenant .
Vermutlich vom Polizeilabor — Röntgenabteilung.«
    »Wenn ich dumm aussehe, so
liegt das nur an mir«,
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