Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
befahl er ihnen. „Aber hört mir zu, meine Dame. Brüstung, Graben und Wälle sind verboten. Wenn Ihr versucht, trotzdem dorthin zu gehen, werden meine Männer Euch mit Gewalt aufhalten.“ Sie war bereit, ihm einen Fluch entgegenzuschleudern, doch dann überlegte sie, wie sie die beschränkte Freiheit nützen könnte. Wortlos drehte sie sich um. Er schloß die Tür und ging davon.
Er war überzeugt, daß dies der erste Schritt zu seinem zweiten Sieg sei. Er wußte - er, nicht seine Männer -, daß die Eroberung der Burg, der erste Sieg, ein Loch blieb, wenn ihm nicht der zweite folgte. Mit einem Fluch ging er weiter, hoch hinauf in den alten Turm. Hier gab es keine Fenster, nur schmale Schlitze, durch die ein seltsames, blaues, flackerndes Spuklicht fiel. Ein kalter Schauer überlief ihn.
Vor gewöhnlichen Gefahren hatte er keine Angst. Aber hier herrschte die alte Zauberei von Darkover, welche die Burg Storn auch dann noch beschützte, wenn ihre Wälle erstürmt waren. Nervös fingerte Brynat an dem Amulett, das um seinen Hals hing. Er hatte geglaubt, der alte Zauber sei nur billiges Theater, und er hatte seine Söldner angefeuert, daß sie die Burg stürmten und im Sturm nahmen. Über die alten Legenden hatte er nur gelacht, denn auch ihre Magie hatte die Burg nicht retten können.
Er ging durch einen blassen Bogen aus durchscheinendem Stein. Hier lungerten auf einem alten, reichgeschnitzten Sofa zwei seiner brutalsten Söldner. Aber ihre Augen vermieden ängstlich jenen Bogen weiter hinten, in dem ein flackernder Vorhang aus bläulichem Licht hing, der wie ein Springbrunnen zwischen den Steine stieg und fiel. Auf ihren Gesichtern zeigte sich deutliche Erleichterung, als ihr Häuptling zu ihnen trat.
„Irgendeine Veränderung?“
„Keine, Lord. Der Mann ist tot. Mausetot.“
„Wenn ich das nur glauben könnte“, sagte der Lord und stampfte durch den Vorhang aus blauem Licht.
Das hatte er schon einmal getan, und es war, wie er selbst zugab, seine mutigste Tat gewesen. Ähnliche Dinge hatte er schon jenseits der Berge gesehen. Sie waren zum Fürchten. So sahen sie wenigstens aus und waren dabei doch so harmlos. Natürlich spürte er angewidert das elektrische Kraftfeld, und die Haare auf dem Kopf und den Armen stellten sich auf. Aber er schob die Schultern zurück und warf den Kopf in den Nacken, um die animalische Angst zu überwinden. Dann ging er durch.
Das blaue Licht erlosch. Er stand in einer dunklen Kammer, die nur dürftig von ein paar Wachsstöcken in Mauernischen erhellt war. Weiche Pelzvorhänge umgaben eine niedrige Couch, auf der ein bewegungsloser Mann lag.
Die Gestalt schien in der Dunkelheit sanft zu schimmern. Es war ein schlanker, zerbrechlich wirkender Mann, dem blaßblondes Haar über die hohe Stirn und die tief eingesunkenen Augen fiel. Er war noch jung, aber sein Gesicht war ernst und schmerzverzerrt. Er trug eine Tunika und Strümpfe aus gewebter Seide, keine Pelze und keine Juwelen, nur um den Nacken einen einzigen, sternförmigen Stein, der ein Amulett zu sein schien. Seine Hände waren weiß, weich und nutzlos, die Hände eines Dichters oder Priesters, der niemals ein Schwert geschwungen hatte. Die Füße waren nackt und weich. Die Brust hob und senkte sich nicht. Brynat fühlte die alte, enttäuschte Wut, als er in das blasse Gesicht des sanften Mannes sah. Hier lag der Herr von Storn, hilflos zwar, aber jenseits von Brynats Reichweite. Als die Burg fiel, nahm man die Diener und Soldaten gefangen. Die Damen sollten gefesselt werden, aber sonst durfte ihnen kein Leid geschehen. Er persönlich suchte die Männer für diese Aufgabe aus. Der junge Storn, der aus vielen Wunden blutete, war fast noch ein Kind. Hatte er die Burg allein verteidigt? Brynat konnte soviel Mut seine Bewunderung nicht versagen, wenn er sie auch nicht zeigte, sondern den Jungen in ein Verlies werfen ließ. Trotzdem hatte er ihm seinen eigenen Arzt geschickt, der seine Wunden verband. Storn von Storn, der hier lag, war seine eigentliche Beute.
Das wußten seine Männer nicht. Sie hatten nur den Überfluß eines reichen Hauses gesehen und die Macht, die eine alte Festung verkörperte. Aber Brynat suchte mehr - die Talismane und Kräfte der alten Storns. Mit Storn von Storn in seiner Hand, einem echten Storn, konnte er mit ihnen spielen, und der jetzige Storn war ein zerbrechlicher, kranker, unkriegerischer Mann, wie er gehört hatte, einer, der blind geboren war. Seine jüngeren Geschwister hatten die Burg verwaltet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher