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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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in die Familien geheiratet, und schließlich waren die Storns gekommen. Sie waren friedlich gewesen, Edelleute der Wildnis, höflich und ehrenhaft, und sie hatten mit ihren Nachbarn und Pächtern Frieden gehalten. Sie hatten die Jagdfalken der Berge gezüchtet und abgerichtet, die feinen Metallarbeiten der Bergvölker gehandelt und waren für ihre Begriffe reich geworden. Wenn ein Storn etwas sagte, dann galt sein Wort, und seine Leute gehorchten ihm lächelnd, nicht vor Angst. Sie hatten kaum Kontakt mit den Herren der ferneren Berge oder der Ebenen. Sie lebten in Frieden und waren damit zufrieden. Jetzt war alles anders.
Brynat lachte selbstgefällig. In ihrer stolzen Einsamkeit konnten die Storns die Lords der Nachbarschaft nicht einmal mehr um Hilfe bitten. Brynat war schon lange Herr der Burg Storn, ehe sich das Gerücht, ein neuer Herr habe sich dort festgesetzt, über Hellers und Hyades hinaus verbreitete. Wen kümmerte es schon, daß die Burg Storn nun von Brynat von den Höhen beherrscht war? Kaum einen.
Vor die rote Sonne schoben sich Wolken, und ein kalter Wind kam auf. Die Männer bewegten sich rascher. Brynat drehte sich um und ging in die Burg hinein. Wehe, wenn der Schwertträger ihm nicht folgte!
Innen, wo niemand ihn sah, fiel die Maske des triumphierenden Lächelns von ihm ab. So groß war der Sieg nicht gewesen, wie die glaubten, die in den Reichtümern der Burg wühlten. Er saß auf Storns hohem Sitz, aber gesiegt hatte er nicht.
Er ging rasch nach unten und kam an eine mit Samt gepolsterte und mit Vorhängen verdeckte Tür. Dort lungerten zwei seiner Söldner und dösten auf behaglichen Kissen. Eine leere Weinhaut bewies, wie sie die Stunden der Wache totschlugen. Als er sich näherte, sprangen sie auf, und einer lachte mit der Vertraulichkeit eines alten Vasallen.
„He, Lord, zwei Weiber sind besser als eines, was?“ fragte er.
Da Brynat zornig dreinsah, meldete der andere schnell: „Heute morgen hat sie nicht mehr gewimmert und geheult, Lord. Sie ist ruhig, und wir sind nicht hineingegangen.“ Brynat sparte sich eine Antwort. Er machte eine befehlende Geste, und die beiden rissen die Tür auf.
Eine schlanke Gestalt in blauen Kleidern sprang auf und wirbelte herum. Lange, rötliche Zöpfe flogen um ihre Schultern. Das Gesicht war früher einmal reizend gewesen; jetzt war es verschwollen und zeigte die dunklen Flecken von Schlägen. Ein Auge war halb geschlossen, das andere funkelte vor unversöhnlichem Haß.
„Du Sohn einer räudigen Wölfin, wage ja keinen Schritt näher zu kommen“, fauchte sie leise und gefährlich.
Brynat verzog seinen Mund zu einem heimtückischen Grinsen. Er stemmte die Hände in die Hüften und sah das Mädchen an.
„Nun, Lady, noch immer nicht gesonnen, meine Gastfreundschaft anzunehmen? Habe ich Euch beleidigt oder Euch sonst ein Unrecht zugefügt? Oder waren meine Männer zu grob?“ „Wo ist mein Bruder? Und wo ist meine Schwester?“ fragte sie.
„Warum? Eure Schwester wohnt meinen allnächtlichen Festen bei, und ich wollte Euch einladen, meiner Gattin Gesellschaft zu leisten. Ich glaube, sie sehnt sich nach einem vertrauten Gesicht.
Aber Lady Melitta, Ihr seid blaß. Ihr habt, ja die feinen Dinge nicht angerührt, die ich Euch geschickt habe!“ Er hob ein mit Wein und Delikatessen beladenes Tablett auf und bot es ihr mit einer höhnischen Verbeugung an. „Seht, ich bin ganz zu Euren Diensten!“ Sie tat einen Schritt vorwärts, entriß ihm das Tablett, nahm einen gebratenen Vogel an einem Schenkel und warf ihn in sein Gesicht.
Brynat fluchte und wischte sich das Fett vom Kinn, aber dann lachte er. „Hölle und Teufel, Damisela, ich hätte Euch nehmen sollen, nicht Eure weinerliche, zimperliche Schwester!“ Sie atmete keuchend. „Ich hätte Euch aber vorher getötet!“
„Ich zweifle nicht, daß Ihr’s versucht hättet. Wäret Ihr ein Mann gewesen, dann wäre die Burg vielleicht nicht gefallen, aber Ihr tragt Röcke statt Hosen, und die Burg liegt in Trümmern. Jetzt bin ich hier der Herr, und ich rate Euch in Güte, kleine Lady, wascht Euch das Gesicht, zieht schöne Kleider an und unterhaltet Eure Schwester, die noch immer Lady Storn ist. Seid vernünftig und ratet ihr, sie soll sich fügen, dann habt Ihr und sie Kleider und Juwelen und all das, was Frauen zu schätzen wissen.“
„Von dir?“
„Von wem denn sonst?“ Er lachte und riß die Tür auf, um die Wachen zu rufen. „Lady Melitta kann innerhalb der Burg kommen und gehen, wie sie will“,
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