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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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für den schwachen Lord.
Als er durch seltsame Lichter und den magischen Vorhang aus knisterndem Feuer in die privaten Gemächer des Herrn von Storm kam, war ihm der entwischt: Der Lord lag in Trance und war nicht aufzuwecken.
Seit Tagen ging das nun schon so. Brynat war wütend. Jetzt beugte er sich über die Couch, aber kein Atemzug, keine Muskelbewegung verriet, ob der Mann noch lebte. „Storn!“ brüllte er. Der Schrei hätte einen Toten aufwecken müssen.
Kein Härchen bewegte sich an ihm. Brynat knirschte mit den Zähnen und riß sein Messer aus dem Gürtel. Konnte er sich des Mannes nicht bedienen, dann konnte er ihn ebenso aus diesem tatenähnlichen Schlaf in den Tod schicken. Er hob das Messer und stieß es nach unten. Es drehte sich mitten in der Luft, verzerrte seinen Umriß, glühte blau auf und explodierte vom Heft bis zur Messerspitze in einer weißen Flamme. Brynat heulte auf und hielt seine verbrannte Hand fest, an der mit teuflischer Kraft noch immer das glühende Messer klebte. Die beiden Söldner stürzten zitternd vor Angst und knisternd durch den elektrischen Vorhang. „Ihr habt uns gerufen, vai dom?“
Wütend schleuderte Brynat ihnen das Messer entgegen. Einer fing es ab, brüllte und warf es auf den Boden, wo es zischend und glühend liegenblieb. Fluchend verließ Brynat den Raum. Die Söldner folgten ihm. Ihre Gesichter waren Masken tierischer Angst.
In marmorner Ruhe schlief Storn weiter.
    *
    Weit unten saß Melitta Storn vor ihrem Toilettentisch. Die schlimmsten Flecken in ihrem Gesicht hatte sie mit Creme und Puder überdeckt, und die Haare waren gebürstet und zu breiten Zöpfen geflochten. Auch ein frisches Kleid hatte sie angezogen. Sie fühlte Übelkeit und trank ein paar Schlucke von dem Wein auf dem Tablett. Sie zögerte noch einen Augenblick, hob dann den gebratenen Vogel vom Boden auf, wischte ihn ab, zerriß ihn geschickt mit den Fingern und begann hungrig zu essen. Brynats Gastfreundschaft lehnte sie ab, aber wenn sie verhungerte, konnte sie ihrem Volk und sich selbst nicht mehr nützen. Nachdem sie gegessen und getrunken hatte, fühlte sie sich wieder kräftiger. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, daß sie bis auf das blaue Auge und die geschwollenen Lippen fast wieder so aussah wie früher. Aber nichts war mehr so wie früher. Schaudernd erinnerte sie sich daran, wie die Eindringlinge Edric, ihren jüngsten Bruder, der im Gesicht und am Bein schwer verletzt und halb ausgeblutet war, von ihr wegrissen. Ihre Schwester Allira hatte wie eine Irre gekreischt, als sie vor Brynat davonrannte. Melitta war ihnen nachgelaufen, bis drei Männer sie gepackt und trotz heftigster Gegenwehr überwältigt hatten. Wie eine Tigerin hatte sie gekämpft, und es hatte nichts genützt. Man hatte sie buchstäblich in ihr Zimmer geworfen und es dann abgesperrt.
Die Erinnerungen nützten ihr nichts. Sie dachte besser daran, daß sie ein bißchen Bewegungsfreiheit hatte und sie nützen mußte. Sie fand einen warmen Umhang und verließ den Raum. Die Söldner folgten ihr in einem respektvollen Abstand von zehn Schritten. Überall sah sie die Kampfspuren. Portieren waren abgerissen, Möbel demoliert, und in der Halle schienen sie Feuer angezündet zu haben. Dort zechte Brynat mit seinen Kumpanen. Auf Zehenspitzen schlich sie vorbei, damit die Betrunkenen sie nicht hörten. Wo war Allira? Brynat hatte behauptet, Allira sei seine Frau, seine Gemahlin. Melitta war in den Bergen aufgewachsen und wußte, daß solche Banditen nicht nur zerstörten, raubten und plünderten, sondern die schönen Töchter der Edelleute vergewaltigten, oder nach ihren Worten zu Frauen nahmen. Irgendein Priester fand sich schon, den man zu dieser Zeremonie zwingen konnte, und dann wurde großspurig angekündigt, daß der Bandit Sowieso in die Familie des Lords Wiewardochseinname? geheiratet habe, und nun konnte man anfangen, Legenden zu spinnen. Aber Melitta lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn sie daran dachte, daß ihre zarte Schwester in den Händen dieses Mannes war.
Wohin hatte Brynat sie gebracht. Zweifellos in die Königssuite, die von ihren Ahnen eingerichtet worden war für den Fall, daß die Hasturs Burg Storn einmal mit ihrem Besuch beehren würden. Das wäre genau die Blasphemie, die einem Brynat gefallen würde. Melitta rannte die Treppe hinauf. Sie wußte plötzlich, was sie dort finden würde. Über der Tür zur Suite waren die Insignien der Hasturs in Smaragden und Saphiren angebracht, das heißt,
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