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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Hammer und Pickel hatten ganze Arbeit geleistet, und jetzt war nur noch der mißhandelte Stein da.
Wie ein Wirbelwind fegte Melitta in den Raum. Ein Rest telepathischen Wissens hatte ihr gesagt, daß sie ihre Schwester dort finden müßte. Sie lief von einem Zimmer ins andere. Im letzten fand sie Allira. Sie kauerte auf einer Fensterbank, hatte den Kopf auf den Arm gelegt und zitterte am ganzen Körper. Mit einem schrillen Angstschrei sprang sie auf, als Melitta ihr die Hand auf den Arm legte.
„Hör zu schreien auf, Allira. Ich bin’s doch.“
Alliras Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit vom Weinen verschwollen. Sie warf der Schwester die Arme um den Hals und schluchzte bitterlich.
Melittas Herz floß vor Mitleid fast über, aber diesem Gefühl durfte sie nicht nachgeben. Sie schüttelte ihre Schwester. „Lira, im Namen aller Götter, höre mit diesem Geheule auf! Das hilft keinem von uns. Wir wollen lieber denken. Dafür haben wir ja schließlich einen Kopf!“ Aber Allira starrte ihre Schwester nur aus verquollenen, verzweifelten Augen an. Melitta ließ ihre Schwester los und fand auf einer Anrichte eine halbvolle Flasche firi. Sie schüttete die Hälfte des Alkohols in Alliras Gesicht, die keuchend Atem holte, weil der Alkohol ihr in den Augen brannte. Aber nun sah sie wenigstens wieder vernünftig drein. Melitta hob das Kinn ihrer Schwester an und goß ihr den Rest der Flasche in die Kehle. Allira schluckte, hustete würgend und schlug nach Melittas Hand. „Bist du verrückt, Meli?“ keuchte sie.
„Das wollte ich dich schon fragen, aber ich hätte doch keine vernünftige Antwort bekommen“, erwiderte Melitta heftig. Dann wurde ihre Stimme fast zärtlich. „Ich wollte dich nicht erschrecken, Liebes. Ich weiß, du hast es nicht leicht. Aber ich mußte dich zwingen, mir zuzuhören.“
„Ich fühlte mich wieder so gut, wie es eben möglich ist“, erwiderte Allira bitter. „Das brauchst du mir nicht zu sagen.“ Sie zuckte zurück vor dem, was sie im Geist ihrer Schwester las, denn er lag wie ein offenes Buch vor ihr. „Aber er kam und sagte, du seist seine Gattin geworden.“
„Es war irgend etwas mit einem rotvermummten Priester, und dann setzte er mich neben sich auf den Hochsitz“, bestätigte ihr Allira. „Aber er hielt mir ein Messer an die Rippen, damit ich nichts zu sagen wagte.“
„Hat er dir etwas angetan?“
„Mit dem Messer nicht, wenn du das meinst. Aber was hätte ich tun sollen? Edric ist tot, soviel ich weiß, und was mit dir war, das wußte ich auch nicht. Er hätte mich umgebracht!“ schluchzte sie. „Du hättest auch nichts anderes tun können!“
„Hattest du keinen Dolch?“ fauchte Melitta.
„Er hat ihn mir weggenommen“, weinte Allira.
Den hätte ich mir ins Herz gestoßen, ehe er mich gezwungen hätte, ihm zu Willen zu sein, dachte sie. Allira war stets das zarte, sanfte Mädchen gewesen, das schon vom Schrei eines Falken erschreckt wurde. Selbst zum Reiten war sie immer zu schwach gewesen und dazu so scheu, daß sie nie an einen Geliebten oder einen Ehemann zu denken gewagt hatte. „Nun, Liebes, niemand macht dir daraus einen Vorwurf“, meinte Melitta tröstend. „Wir wollen jetzt lieber darüber nachdenken, was wir jetzt noch tun können.“
„Und haben sie dir etwas angetan, Meli?“
„Nein, vergewaltigt haben sie mich nicht. Dieses Narbengesicht hatte keine Zeit für mich, Dank sei den Göttern dafür! Vielleicht verschenkt er mich einmal an einen seiner Kumpane, wenn ich das nicht zu verhindern weiß.“ Sie dachte an das üble Gesindel aus Halbmenschen, Renegaten, Banditen und Vogelfreien, aus denen Brynats Bande bestand, und fing Alliras Gedanken auf, der Schutz eines Banditenhäuptlings sei immer noch besser als gar keiner. Nun ja, Allira war nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie sie. In ihr Mitleid mischte sich ein wenig Ärger, und sie schob ihre Schwester von sich. „Edric scheint in einem Verlies zu sein. Brynat hat mir verboten, dorthin zu gehen. Ich glaube, ich würde es fühlen, wenn er tot wäre. Du hast eine stärkere Veranlagung als ich. Reiß dich zusammen, dann kannst du ihn vielleicht erreichen.“
„Und Storn“ begann Allira erneut zu schluchzen. „Was hat er zu unserem Schutz getan? Er liegt in Trance und ist von seinem eigenen Zauber geschützt. Und uns liefert er der Gnade dieser Räuber aus!“
„Was sollte er sonst tun? Er kann kein Schwert halten, und er sieht nicht einmal. Jedenfalls kann niemand ihn als Marionette mißbrauchen
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