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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wußte, daß noch nacht alles zu Ende war.
Die Sonne stand nun kaum über dem Horizont. Der ganze Kampf hatte nicht länger als eine Stunde gedauert. Der große weiße Vogel schwebte lautlos über ihm, schien ihn nach oben zu locken. Melitta nahm seine Hand und ging mit ihm über unendlich lange Treppen hinauf. Zusammen traten sie durch einen Bogen, durch das blaue, zitternde Licht eines Kraftfeldes und kamen in einen Raum, wo auf einem mit Pelzvorhängen umgebenen Bett die Gestalt eines Mannes lag. Er sah aus, als sei er tot. Der Vogel umflatterte ihn und fiel zu Boden. Dort lag er als Häufchen juwelenschimmernder Federn wie ein zerbrochenes Spielzeug. Storn öffnete die blinden Augen, setzte sich auf und streckte ihnen die Arme entgegen. Melitta lief auf ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Hals, lachte und weinte und versuchte ihm etwas zu erzählen. „Ich habe alles durch die Augen des Vogels gesehen“, wehrte er lächelnd ab. „Wo ist Barron?“
„Ich bin hier, Storn.“ Bis zu diesem Augenblick hatte er geglaubt, diesen Mann töten zu müssen, doch jetzt war aller Zorn von ihm gewichen. Viele Tage lang war er ein Teil dieses Mannes gewesen. Wie sollte er ihn jetzt hassen? Was konnte er diesem Blinden antun? „Alles verdanke ich dir“, hörte er Storn sagen. „Aber ich habe dafür gelitten. Ich werde vom Schicksal annehmen, was es mir bringt.“
„Darüber kann man später sprechen“, erklärte ihm Barron mit vor Bewegung rauher Stimme. „Und auszumachen hast du es mit anderen, nicht mit mir.“
Storn stand auf und tat, auf Melitta gestützt, ein paar taumelnde Schritte. „Wo ist Desideria?“ fragte er.
„Hier bin ich“, sagte sie, die gerade durch die Tür kam, und nahm seine Hand. „Nur einmal hätte ich so gerne dein Gesicht gesehen“, seufzte er. Barron wußte nun, daß er diesen Mann höchstens bemitleiden, niemals aber hassen konnte, daß aber sein Mitleid die schlimmste Rache war an dem Mann, der ihm Arbeit, Körper und Seele gestohlen hatte. Unten im Hof blies jemand ein Horn. Die Mädchen liefen zum Fenster. Barron brauchte ihnen nicht zu folgen. Er wußte, daß Valdir Alton mit Larry und seinen Männern angekommen war. Er war ihnen tagelang durch die Wälder gefolgt und dann, als er sie verloren hatte, direkt hierhergekommen. Barron wunderte sich nun über gar nichts mehr. Er wußte ja, daß Larry schon seit langem mit ihm in Rapport gestanden hatte.
Storn richtete sich hoch auf. Der Mut, den er zeigte, löschte das Mitleid für ihn in Barron aus. An dessen Stelle trat eine ruhige Bewunderung. „Meine Strafe liegt in den Händen der Comyn“, sagte er voll Würde. „Kommt, ich muß meine Gäste willkommen heißen - und meine Richter.“
    *
    „Dich richten? Dich bestrafen?“ sagte Valdir Stunden später, als die Formalitäten hinter ihnen lagen. „Loran von Storn, du bist blind und gestraft genug. Glaubst du, diese Gesetze wurden nur gemacht, um Räuber zu schonen?“
Barron fiel es schwer, sich Valdir zu stellen. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, trat vor ihn, sah ihm fest in die Augen und sagte: „Ich schulde dir unter anderem ein Pferd.“ „Behalte es“, antwortete Valdir ruhig. „Sein Zwilling und Stallgefährte sollte mein Geschenk an dich werden, wenn du deine Arbeit beendet hattest. Ich wußte, daß du nicht dafür verantwortlich warst, als du uns so schnell verließest. Und wir haben dir - oder Storn - für die Rettung der Station und all der Pferde in der Nacht des Geisterwindes zu danken.“ Dann wandte er sich ernst an Desideria. „Weißt du, daß wir vor Jahrhunderten Sharra und ihren Kult verboten hatten?“
„Ja“, erwiderte sie stolz und abweisend. „Ihr Comyn wollt uns Terras neue Kräfte versagen und uns die alten von unserer eigenen Welt wegnehmen.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht glücklich mit dem, was die Aldarans tun, aber auch nicht mit dem, was mein Volk tut. Darkover und Terra sind Bruderwelten. Sie dürfen nicht ewig im Kampf miteinander liegen. Wir sollten uns friedlich zusammentun. Ich kann nur sagen, Desideria, Gott möge dir helfen, jeder Gott, der dir beistehen will. Du kennst das Gesetz. Du hast dich in eine private Fehde gemischt und in zwei Menschen telepathische Kräfte aufgerührt, die nichts davon wußten. Nun bist du, du allein, dafür verantwortlich, sie zu lehren und sie vor sich selbst zu bewahren. Wärterin Desideria, Storn, Melitta und Barron unterstehen nun deiner Verantwortung. Nun lehre sie.“
„Ich war es nicht
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