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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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mit Juwelen geschmückten Prismenlampen, die tanzende Schatten an die rauchfleckigen Wände der Höhle warfen. Da Barron kein Wort von den zahlreichen Tischreden und epischen Vorträgen verstand, war er froh, als sie endlich von ihren Führern zu winzigen, in den Stein gehauenen Zellen gebracht wurden, wo sie noch ein wenig ausruhen konnten.
Barron war allein in einer Zelle. Melitta und Desideria verschwanden in einer anderen, die ganz in seiner Nähe lag. Zu seinem Erstaunen fand Barron ein bequemes Feldbett vor. Er legte sich nieder und hoffte, sofort einschlafen zu können.
Doch er schlief nicht. Er fühlte sich einsam und ratlos. Vielleicht hatte er sich zu sehr an Storns Anwesenheit und Gedanken gewöhnt. Auch Melitta hatte sich von ihm zurückgezogen und war von seinen ausgreifenden Gedanken nicht mehr zu erreichen. Er wußte, wie sehr er sich verändert hatte.
Plötzlich wünschte er sich, Larrys Freundschaft besser gewürdigt und herzlicher beantwortet zu haben. Aber Storn hatte diesen Kontakt für ewig verdorben.
Der winzige Raum schien sich auszudehnen, und das Licht flackerte. Ihm war, als schwebten Gedanken auf ihn zu, sammelten sich um ihn, schlügen auf ihn ein. Er klammerte sich an das Bett, um sich dem massiven Anprall zu stellen. Der Raum schien zu schaukeln. Angst packte ihn. Griff Storn erneut nach seinem Geist? Er konnte Storn sehen, ohne zu wissen, daß er es war, einen blonden Storn mit weichem Gesicht und weichen Händen, der schlafend auf einem Seidenlaken lag. Sein Gesicht war entrückt, und sein menschlicher Körper schien da und nicht da zu sein. Und dann sah er den großen, weißen Vogel, der um die Burgtürme kreiste und einen seltsamen, musikalischen Schrei ausstieß, um dann mit mächtigen Flügelschlägen davonzufliegen.
Übelkeit und Angst schienen ihn auseinanderreißen zu wollen. Er hörte sich schreien, kniff seine Augen zu, rollte sich zusammen und versuchte nicht zu denken, nicht zu fühlen. Er wußte nicht, wie lange er so lag. Dann hörte er, wie jemand leise und drängend seinen Namen rief. „Dan! Dan! Ich bin’s, Melitta. Es ist alles gut.
Versuche meine Hand zu erreichen. Hätte ich gewußt, dann wäre ich früher gekommen…“ Ihre Hand schien der einzige stabile Punkt in einem unausgesetzten Heben, Schweben und Schwimmen zu sein. Er klammerte sich mit der Kraft eines Mannes an sie, den eine unbekannte Energie über die magnetischen Linien des Raumes hinausgeschleudert hatte. „Tut mir leid“, antwortete er flüsternd, „hier dreht sich alles…“
„Weiß ich. Das passiert manchen Telepathen, wenn sich die Kräfte entwickeln. Wir nennen diesen Vorgang ,Schwellenkrankheit’. Er schadet dir nicht, ist aber entsetzlich, ich weiß es. Halte dich an mir fest. Alles wird gut werden.“
Allmählich beruhigte sich der Raum wieder, nur die Benommenheit blieb. Melitta war eine Realität, ein ruhender Pol, wenn auch nicht körperlich.
„Wenn dies wieder geschieht, halte dich geistig an etwas Wirklichem fest“, riet sie. „Du bist wirklich. Du bist die einzige Wirklichkeit, die ich je gekannt habe.“ „Ich weiß.“ Ihre Stimme war sehr weich. Ihre Lippen berührten sanft die seinen. Ihre Wärme war wie ein beruhigendes Licht. Barron kam nun schnell wieder zurück. Er holte tief Atem und ließ ihre Hand los.
„Wenn Desideria entdeckt, daß du hier bist…“
„Sie hätte mehr für dich tun sollen. Sie ist Wärterin und eine sehr geübte Telepathin. Du weißt nicht, welche Ausbildung sie haben. Sie müssen Körper und Geist von Emotionen freihalten…“ Sie lachte leise, doch durch das Lachen klang ein leises Weinen. „Und Desideria weiß noch nicht, daß sie und Storn…“
„Und zu denken, daß ich dich vielleicht niemals kennengelernt hätte“, seufzte er fast schluchzend.
„Wir hätten einander auf jeden Fall gefunden, auch wenn das ganze Universum zwischen uns gelegen hätte. Wir gehören zueinander.“
Und sein letzter Gedanke war der, daß er auf seiner eigenen Welt immer ein Fremder geblieben war. Nun hatte ein fremdes Mädchen auf einer fremden Welt ihm eine Heimat gegeben.
    14.
    Zwei Stunden vor Sonnenaufgang brachen sie auf. Es schneite in dicken Flocken. Die kleinen Leute und ihre Ponys sahen wie skurrile Eisbären aus. Barron ritt neben Melitta, doch sie sprachen nicht; es war auch nicht nötig. Er fühlte die Angst der Verzweiflung vor dem, was sie nun wagen wollten.
Valdir hatte ihm gesagt, daß die Verehrung der Sharra seit langem verboten war, und
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