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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer
Autoren: Kooky Rooster
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Gesicht.
    „Schwamm drüber.“ Der Cop machte eine wegwerfende Geste und Niko war erleichtert. Solche Geständnisse machten ihn immer wahnsinnig nervös. Die Leute erwarteten dann immer irgendeine Reaktion von ihm, aber er wusste nicht welche. Sollte er sie loben? Sie bedauern? Sich entschuldigen? Meist schwieg Niko dann und die Leute schüttelten darüber abschätzig den Kopf und gingen zu einem anderen Thema über. Niko hatte dann immer das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
    „Weißt du noch … die Party, auf der du die Mieze kennengelernt hast?“, fragte Harry plötzlich.
    „Mein zwanzigster Geburtstag?“, stellte Niko die Gegenfrage. Das war zumindest die Party gewesen, auf der er Karin kennengelernt hatte.
    Niko war frisch in die erste eigene Wohnung gezogen und zu seinem zwanzigsten Geburtstag erfüllte er sich den Traum einer richtigen, großen Party. Da er nicht genug Leute kannte, bat er alle Gäste, noch
irgendwen
mitzubringen. Es war sein Bruder gewesen, der Karin angeschleppt hatte. Ben war heimlich in Karin verschossen und hatte sich wohl erhofft, dass endlich etwas zwischen ihnen laufen würde – und dann hatte sie mit Niko rumgemacht. Bens Blick sprach ganze Enzyklopädien an Enttäuschung, als er am nächsten Morgen seinen Bruder und Karin nackt umschlungen vorgefunden hatte. Nikos Herz zog sich zusammen. Was war er bloß für ein Arschloch gewesen. Zwar hatte Karin ihn sehr offensiv angegraben, und Harry hatte schon recht, sie war eine
'scharfe Mieze' –
aber er hätte spätestens dann die Finger von ihr lassen können, als ihm bewusst geworden war, dass er sie seinem verliebten Bruder ausgespannt hatte.
    „Zu der Zeit hat es angefangen“, erklärte der Cop.
    „
Was
hat da angefangen?“, wollte Niko wissen.
    „Mein Alkoholproblem. Und die Sexsucht. Ich sage dir: Lass die Finger von Staubsaugern. Das endet gaaanz böse.“
    „Okay“, murmelte Niko enttäuscht. Es ging also immer noch um Harry.
    „Worauf ich hinaus will …“, begann der Cop und Stolz würzte seine Stimme, „… ich mach jetzt ein Programm. Zwölf Schritte. Wirklich gut. Ich bin fast durch. Jetzt geht es um die Wiedergutmachung.“
    „
Mmmohkay
“, presste Niko reserviert hervor. Gott, er war
wirklich
schlecht darin, auf solche Geständnisse zu reagieren. Darüber hatte sich Simon auch immer beschwert. Es machte es den Leuten schwer, sich ihm zu öffnen.
    „Nikolaus Scheiffler …“, sagte der Cop feierlich, blieb stehen und blickte Niko durch die verspiegelte Pilotenbrille entschlossen an, „… ich kann dich wieder auf diese Party bringen. Du bekommst die Chance, die letzten zehn Jahre noch einmal zu leben. Aber es gibt eine Bedingung.“
    „Ich muss schwul sein?“, folgerte Niko.
    „Hey! Kluges Bürschchen. Hast aufgepasst“, lobte der Cop und wuschelte Niko durchs Haar, als wäre dieser ein fünfjähriges Kind, das sich durch Niedlichkeit ausgezeichnet hatte. „Eigentlich geht es nicht ums Schwulsein an sich – aber es läuft darauf hinaus!“, meinte Harry.
    „Aha“, machte Niko und strich das Haar wieder glatt.
    „Billy …“, wechselte der Cop schon wieder das Thema. „… Billy ist in meiner Gruppe – er macht auch das Zwölf-Stufen Programm. Wie wir alle hat er wegen seiner Sucht ebenfalls Scheiße gebaut. Er hat da einen Schützling, an dem er was wiedergutmachen muss – so wie das auch mit uns beiden ist.“ Harry quetschte – um ihre Verbundenheit zu demonstrieren – Niko fest an sich und brach ihm mit den kräftigen Armen beinahe die Schulter. Autsch. „Also … auf deiner Party wird ein gewisser Raffael Hagen sein. Merke dir den Namen, Raffael Hagen!“
    „Okay, Raffael Hagen“, wiederholte Niko zerstreut. In seinem Kopf polterten tausend Gedanken durcheinander. Würde er tatsächlich wieder auf die Party seines zwanzigsten Geburtstags zurückversetzt werden? Ben wäre noch am Leben und Karin nie seine Freundin gewesen. Würde sich Niko an sein bisheriges Leben erinnern können? Oder hatte er gerade nur einen sehr abgedrehten Traum?
    „Gut!“ Der Bulle war zufrieden und stupste mit dem Zeigefinger empfindlich gegen Nikos Brustbein. Dann ließ er ihn los, so als wäre alles gesagt, und schob die Polizeikappe zurecht.
    „Und was soll ich mit diesem
Raffael Hagen
tun?“, fragte Niko überrumpelt. Das war nur eine von vielen Fragen, die er seinem Schutzengel stellen wollte. Harry warf ihm einen langen Blick zu, als prüfe er, ob die Frage auch wirklich ernst gemeint
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