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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer
Autoren: Kooky Rooster
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mich so sehr dich zu sehen.“ Benjamin ruderte hilflos mit den Armen und warf Nikos Freunden einen verzweifelten Blick zu.
    „Er hat irgendwas geschmissen“, erklärte Simon über die Musik hinweg. Er war Nikos bester Freund und seine, bereits mit Mitte zwanzig einsetzende, zukünftige Halbglatze war noch eine wilde blonde Lockenpracht. Niko hatte unablässig an Simons Haar gezupft und mit leuchtenden Augen gebrabbelt: „Dieses Haar, dieses Haar, ich hab ganz vergessen, was für wunderschönes Haar du hattest.“
    „Pilze“, mutmaßte Klaus. Er war noch schlank und fit, befand sich mitten im Training zu einem Marathon. Ein drahtiger, sportlicher Typ. Noch. In wenigen Jahren würde er Vater von drei Kindern sein und bei jedem davon zehn Kilo zugelegt haben. „Lass dich anfassen, meine Güte, wie schlank du bist, wie muskulös! Klaus, du bist ein richtiger Athlet!“, hatte Niko ihn vorhin mit glänzenden Augen umschwärmt.
    „Oder LSD“, meinte Fredi, der heute noch genauso aussah wie damals. Genau so! Wann auch immer dieses
'Damals'
gewesen sein sollte, auf jeden Fall – er sah verdammt noch einmal – genauso aus. Überhaupt nicht verändert.
    „Er rennt seit einer Stunde herum und faselt in heller Begeisterung: Die Tapete! Der Kühlschrank! Der Tisch! Als wären sie alte, verschollen geglaubte Bekannte. Du hättest erleben müssen, wie er über sein Lieblings-Pornoheft ausgeflippt ist. Er ist herumgelaufen und hat allen erzählt, wie viele Stunden er über dieser oder jener Frau gewichst hat und dass
das
noch
richtige
Frauen waren! Richtige! Damit hat er vor den Mädels herumgewedelt und ihnen erzählt, er habe ganz vergessen, wie geil die
'Miezen'
sind. Die haben mittlerweile Panik vor ihm“, schilderte Klaus.
    „Mal abgesehen davon, dass er die Leute anschaut, als wären sie Jesus Christus. Und zwar jeder Einzelne. Er flippte vorhin völlig wegen meiner Haare aus, das hättest du sehen müssen. Ich hab ihn noch nie so aus dem Häuschen erlebt. Melanie ist panisch abgehauen, nachdem er ihr erzählte, dass sie eine echt scharfe Braut sei, die in Zukunft nur die Creme de la Creme bumst. Pummel-Melli! Kannst du dir das vorstellen? Die ist hysterisch in Tränen ausgebrochen und hat das Weite gesucht. Wie kann er ihr nur so etwas sagen!“ Simon schüttelte den prächtigen Lockenkopf.
    „Er verrät uns aber nicht, wer hier diese Drogen vertickt …“, beschwerte sich Fredi.
    Niko löste sich aus der Umarmung seines Bruders und warf seinen Kumpels einen belustigten Blick zu.
    „Ihr habt ja gar keine Ahnung!“, erklärte er in väterlichem Tonfall und schüttelte über seine jungen Freunde den Kopf. „Seht mal her!“ Niko machte ein paar große Schritte von Ben weg, dann wieder auf ihn zu, ein paar Schritte nach links, dann nach rechts. Dabei hob er die Knie an wie eine Comicfigur bei einer fröhlichen Wanderung. „Seht ihr das? Seht ihr das?“, rief Niko euphorisch. Irritierte und mitleidige Blicke ruhten auf ihm. „Ich kann gehen, wohin ich will. Selbständig. Es ist
meine
Entscheidung. Wenn ich ein Bier will – seht her, seht her – dann …“, Niko marschierte mit übertriebenen Bewegungen in die Küche und öffnete dort den Kühlschrank. Er fischte eine der kalten Flaschen heraus und öffnete sie mit den Zähnen, wobei alle Zuschauer das Gesicht verzogen. Niko setzte an, gluckerte ein paar große Schlucke daraus, setzte ab, rülpste und sagte: „Seht ihr? Ich kann mir selbständig ein Bier holen.“
    „Ähm, ja Niko …“, murmelte Ben und warf seinen Freunden einen hilflosen Blick zu.
    „Boah!“, stieß Niko in heller Begeisterung aus und alle fuhren zu ihm herum. „Das Etikett! Ich hab ganz vergessen, wie dieses Etikett aussah!“ Niko hielt die gewöhnliche Bierflasche in der Hand wie den heiligen Gral und bestaunte sie mit funkelnden Augen. Einer Eingebung folgend, riss er den Kühlschrank auf und grapschte ein Lebensmittel nach dem anderen heraus. „Die Milch, oh Mann, ja genau! … Boah, da ist noch das alte Gesicht drauf!“ Niko wackelte mit einer Kinder-Schokolade.
    „LSD“, gab Fredi fachkundig von sich. „Definitiv LSD.“
    „Aber Niko nimmt doch nie etwas“, murmelte Ben, der seinen Bruder nicht wiedererkannte.
    „Ein Mal ist
immer
das erste Mal“, wusste Fredi.
    „Immerhin ist er glücklich“, murmelte Klaus.
    „Und er geht niemandem mit seinen zynischen Kommentaren auf den Zeiger“, bestätigte Fredi.
    „Wir sollten nur aufpassen, dass er nicht in die
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