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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer
Autoren: Kooky Rooster
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war.
    „Keine Ahnung.“ Der Bulle zuckte mit den Schultern. „Fick ihn, lass dich ficken, blas' ihm einen, lass dir einen blasen, was auch immer euch Spaß macht.“ Niko schnaubte angewidert und verzog das Gesicht. Was hatte er sich da bloß eingebrockt! Panik stand in kleinen Grüppchen in seiner Seele herum und sammelte sich für einen Großangriff.
    Der Cop schritt mit federndem Gang auf die geduldig dahockende Harley Davidson zu, wuchtete sich elegant in den Sattel und startete das Metallmonster. Laut knatternd setzte es sich in Bewegung. Harry drehte eine Runde, um die Fahrtrichtung zu wechseln, rollte auf Niko zu und bremste direkt neben ihm ab.
    „Jetzt weiß ich wieder, was du tun sollst: Du sollst ihn lieben!“, rief der Cop über den Lärm des Motors hinweg, dann ließ er den Chromgaul aufbrüllen und brauste davon. Bald war sein Umriss nur noch ein glitzernder Punkt in der flirrenden Luft über dem Asphalt.
    „Lieben“, murmelte Niko. Das hatte er schon bei Karin nicht gekonnt, wie sollte er es bei diesem ihm völlig unbekannten Raffael Hagen fertig bringen? Einem …
Mann!
Was passierte, wenn Niko es nicht schaffte? Endete er dann als Gemüse – so wie auf diesen Fotos?
    Kacke!

Seniorenbarbi
     
    Niko hatte ganz vergessen, wie klein seine erste Wohnung gewesen war – sein geliebtes Königreich, die einzigen vier Wände, die je nur ihm gehört hatten. Für ganze sechs Monate. Vier Wochen vor dieser Party war er hier eingezogen und fünf Monate später löste er den Mietvertrag auf und zog bei Karin ein. Eine logische Entscheidung, denn ihre Wohnung war größer, sauberer, perfekt organisiert und in besserer Lage. Obwohl Nikos erste Wohnung ein trostloses Loch gewesen war, hatte er sie geliebt und in seinen Erinnerungen mit billiger Nostalgie gezuckert.
    Jetzt war alles so frisch, neu und faszinierend. All diese hässlichen Dinge, denen er damals keine Bedeutung beigemessen hatte, kamen ihm auf einmal vor wie Relikte aus einer goldenen Zeit. Wie die geschmacklose, sich ablösende Tapete – deren furchtbares Muster ihm plötzlich wie das Schönste auf der Welt erschien – die Risse, in denen er die Silhouetten von Tieren, Gesichtern oder Gegenständen zu erkennen glaubte. Nun durfte er das alles wieder genießen. Den altersschwachen Kühlschrank, der mehr schwitzte als kühlte, die Maserung des Küchentischs, den er von seinem Großvater geerbt hatte. Überhaupt waren die Möbel in dieser Wohnung ein Sammelsurium an Spenden von Verwandten, Bekannten und Freunden gewesen – und ein bisschen Sperrmüll. Er hatte sogar das Bett seines alten Kinderzimmers hierher übersiedelt, auf dem noch die Sticker irgendwelcher Fußballspieler und Zeichentrickhelden klebten.
    Noch faszinierender jedoch war, wie sehr sich die Leute verändert hatten. Nikos Wahrnehmung lief in die verkehrte Richtung – ihre Zukunft war seine Vergangenheit. Seine Freunde hatten plötzlich volles Haar, waren schlank, Paare knutschten, die sich vor Jahren getrennt hatten, manch einer war noch ein Mauerblümchen, eine graue Maus, die sich später, wie Niko wusste, zu einem strahlenden Schwan entfalten würde. Es war alles überwältigend, die Begeisterung darüber, wieder hier zu sein, lief der Erinnerung an diese Zeit den Rang ab. Damals hatte er nicht zu schätzen gewusst, was er hatte. Sowohl die Wohnung, seinen eigenen Körper als auch die Leute betreffend.
    Plötzlich rief jemand: „Benni ist da!“
    Nikos Herz machte einen Satz. Benni? Ben war da? Den er so schmerzlich vermisste und der sich vor einem Jahr um einen Baum gewickelt hatte? Halt! In diesem Universum lebte Nikos Bruder noch! Zumindest für viele Jahre. Niko bahnte sich einen Weg durch die tanzende, in der kleinen Wohnung herumstehende oder sitzende Menge, um seinen Bruder zu begrüßen.
    Oh Gott, war dieser jung! Gerade einmal siebzehn! Ben hatte noch keinen gleichmäßigen Bartwuchs und seine Statur war so unglaublich schmächtig. Er würde einmal ein kräftiger Mann werden, lange Haare und einen Jack Sparrow-Bart tragen. Gab es diesen Piraten überhaupt schon in den Kinos? Niko stürmte auf seinen Bruder zu und riss ihn in die Arme. Er drückte ihn an sich, als wolle er ihn zerquetschen. Es war das erste Mal, dass er Ben umarmte.
    „Benni, Bennilein, ach Benni! Ich hab dich so vermisst!“ Tränen der Freude kullerten über Nikos Wangen, er schniefte seinem Bruder ins Ohr und nuschelte: „Du musst mir so viel von dir erzählen. So viel … Gott, ich freu
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