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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer
Autoren: Kooky Rooster
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Gedanke, aber vielleicht hätte er sogar noch die Liebe kennenlernen dürfen, sich verlieben. Er hatte zu wenig erfüllenden Sex gehabt –
überhaupt
zu wenig Sex. Und außerdem – was war das bloß für ein einfallsloses Jenseits? War
das
totsein? Alles wie gehabt, nur dass er ganz alleine war? Müssten nicht irgendwo die ganzen anderen Toten sein, Engel, Dämonen, Götter, was auch immer?
    Plötzlich drang ein sattes Röhren an Nikos Ohr. Eher ein Brummen und Knattern, das sich langsam näherte, immer lauter wurde. Das war der Sound eines Motorrads! Eines
sehr schweren
Motorrads. Niko drehte sich um und – tatsächlich! Auf der Mittelspur cruiste eine chromblitzende Harley Davidson auf ihn zu und bremste knatternd ab. Sie hielt direkt vor ihm, auf dem mittleren Fahrstreifen und gegen die Fahrtrichtung, an. Sie wurde von einem Polizisten geritten, der lässig den Motor abstellte und den Schlüssel herumdrehte. Das war kein hiesiger Sesselfurzer mit verklemmtem Gang und Vorschriften im Blutkreislauf, sondern die Rambo-Variante. Ein amerikanisches Heldenepos auf zwei Beinen! Er hatte diese unsägliche verspiegelte Pilotenbrille auf, eine oberpeinliche, sorgfältig gestutzte Rotzbremse und einen Körper wie ein Stier. Der Cop wuchtete die Muskelberge aus dem ächzenden Sattel, die Uniform spannte und er spuckte einen Zigarrenstummel aus dem Mundwinkel auf die Straße. Als er auf Niko zu schlenderte, knarrten seine Lederstiefel. Er rückte die Sonnenbrille zurecht.
    „Nikolaus Scheiffler?“, donnerte die raue Stimme des Bullen. Niko klappte den Kiefer wieder hoch, schluckte schwer und nickte ehrfürchtig.
    „Sehr gut“, knurrte das Tier, ließ den Blick in die Ferne schweifen wie ein achtsamer Leibwächter und brummte über Nikos Schädel hinweg: „Ich bin Harry. Dein Schutzengel.“
    Niko prustete los und der Hüne warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    „Ach, kommen Sie schon, das kann doch nur ein Witz sein!“, stieß Niko belustigt hervor und schüttelte den Kopf. Wer trieb da Scherze mit ihm? Die Uniform des Bullen war noch nicht einmal ein Original – sah vielmehr so aus, wie aus einem drittklassigen Kostümladen geliehen.
Harry
 … sah aus wie jemand, der sich im Karneval als 80er Jahre Fernsehserien-Autobahncop verkleidet hatte. Sein Erscheinungsbild beeindruckte allein durch die Größe, die Muskellandschaft, den imposanten Kiefer und den lächerlichen Schnauzbart. Aber ein echter Polizist …? Das war einfach zu viel des billigen Klischees. Mal ganz abgesehen von dem bescheuerten Namen:
Harry
. Meine Güte! Schutzengel? Das war doch mehr als nur hirnverbrannt.
    „Ich glaube nicht, dass du im Augenblick viel zu lachen hast, Nikolaus Scheiffler“, stellte der Bulle im schlimmsten Machoslang, den Hollywood je erfunden hatte, klar.
    „Warum ist die Straße leer, gab es einen Unfall?“, fragte Niko unbeeindruckt. Auf dieses blöde Spiel wollte er sich gar nicht erst einlassen.
    Der Cop musterte Niko langsam von Kopf bis Fuß, rauf, runter, rauf, runter. Er zupfte einen Kaugummi aus der Brusttasche und pfriemelte ihn seelenruhig aus dem Stanniolpapier. Ohne Niko aus den Augen zu lassen, schob er sich das Kaugummiblättchen zwischen die strahlend weißen Zähne und kaute währen der eingängigen Musterung darauf herum, wie eine Kuh beim Widerkäuen. Das war einfach zu skurril.
    „Du hast dich verfahren!“, erklärte der Bulle in einem überheblichen Tonfall.
    „Woher wollen Sie wissen …“, begann Niko, bremste sich jedoch gleich ab. Der Cop stemmte die Hände in die Hüften, richtete den Gürtel und tippte mit dem Ringfinger warnend gegen den Schlagstock. Was sollte das denn bitte werden? Hatte der Kerl vor, Niko zusammenschlagen, nur weil ihm dieser eine Frage stellen wollte? Als der Bulle erkannte, dass sich Niko tatsächlich hatte einschüchtern lassen, grinste er triumphierend und bleckte die perfekte Zahnreihe. Mit ihr hätte er glatt Werbung für Zahnpasta machen können. Auch mit diesem Grinsen. Schließlich mahlte er weiter unappetitlich auf dem Kaugummi herum.
    „Und … äh …
jetzt
?“, fragte Niko und konnte den provokativen Unterton in seiner Stimme nicht vermeiden. Wenn Meister Oberklug zu wissen glaubte, dass Niko falsch war, vielleicht wusste er ja dann auch, welcher Weg der richtige war.
    „Hm, ja, das ist in der Tat etwas knifflig“, räumte der Polizist ein und brach das Machogehabe ab. Mit Daumen und Zeigefinger hob er die Polizeikappe vom Kopf und kratzte sich mit
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