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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
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sich der Kreis geschlossen.«
    Die Sätze munterten ihn zwar nicht auf, aber er war wieder konzentrierter. »Du willst mich haben? Ich soll dem Götzen dienen?«
    »Nein, ich werde dich töten!«
    Das Gesicht des Mannes verzerrte sich, als er nickte. »Ja, das glaube ich dir. Und ich werde dir auch sagen, daß es mir nichts, aber auch gar nichts ausmacht, getötet zu werden. In der Schande kann ich nicht weiterleben und meiner Berufung nachgehen. Bitte, ich stehe dir zur Verfügung. Du kannst mich umbringen.« Er breitete die Arme aus, um sich für den Tod bereit zu zeigen.
    Die Mumie, eine Mischung aus Götze und Frau, bewegte die Augen. Der schwammige Ausdruck darin war verschwunden. Ein goldener Schimmer hatte ihn überlagert. Wieder kam dem einsamen Mann der Vergleich mit seiner Tochter in den Sinn. Auch sie hatte ihn aus fast den gleichen Augen angeschaut, und er mußte nun erleben, wie sich die unheimliche Gestalt hinter dem Altar bewegte.
    Diesmal waren es nicht nur der Mund oder die Augen, der gesamte Körper geriet zuerst in gewisse Zuckungen, bis er es geschafft hatte, sich zu drehen.
    Für Bentini hatte es keinen Sinn, einen Fluchtversuch zu unternehmen.
    Er mußte abwarten, vielleicht konnte er sich noch wehren, durch Gebete oder durch…
    Seine Gedanken stockten, als er einen schleifenden Schritt hörte.
    Danach den zweiten, den dritten, und die unheimliche Gestalt ging schwerfällig, als bestünde sie aus Stein, an der Rückseite des Altars entlang, bis sie an den Rand des Lichtkreises geriet.
    Dort blieb sie stehen.
    Bentini hatte den Kopf gedreht. Zum erstenmal sah er sie in voller Größe, und er zeigte sich nicht einmal mehr erschreckt. Er hatte gewußt, was auf ihn zukam.
    Die seltsame Kleidung, die auf ihn gewirkt hatte wie ein dreieckiger Bienenstock, geriet ebenfalls in Bewegung, und er konnte sehen, daß die Gestalt zwei Arme hatte. Bisher waren sie nur unter dem schweren Umhang versteckt gewesen.
    Nein, das war kein Umhang. Er hatte sich geirrt. Es war der Körper, er war nur eben so gewachsen wie ein Umhang, denn da waren zwei Personen zu einer geworden.
    Tief holte er Luft.
    Sie schmeckte bitter, auch nach Metall und nach altem Schleim. Sie klebte an seinem Gaumen, an der Zunge, auch in der Kehle. Es mochte daran liegen, daß die Mumiengestalt diesen alten, auch widerlichen Geruch abstrahlte. Er begleitete sie als unsichtbare Wolke bei ihren Schritten. Als sie jetzt wieder in den Schein des Lichts geriet, da fiel die helle Blässe von der Seite her gegen ihr Gesicht, und er glaubte plötzlich, zwei Gesichter zu sehen, die miteinander verschmolzen waren.
    Einmal das des Baals.
    Aber er hatte eigentlich kein Gesicht. Die Knochen wollte Bentini nicht als solches ansehen. Dazwischen oder darunter, vielleicht auch darüber, schimmerte etwas anderes, als hätte man es mit wenigen Pinselstrichen dünn gezeichnet. Ginas Gesicht!
    Nicht einmal gealtert. So jung wie sonst, von einem goldenen Flair umgeben.
    Der Anblick bannte den Mann. Bentini konnte sich ihm einfach nicht entziehen. Denn zugleich mit ihm stiegen die Erinnerungen in ihm hoch.
    Erinnerungen, die er mit in den Tod nehmen sollte…
    ***
    Die Schüsse zerrissen die Stille, aber wir lagen auf dem Boden. Der Pater war von Suko umgerissen worden, denn er hätte nicht so blitzartig reagieren können.
    Die tödlichen Geschosse wischten über uns hinweg, trafen Wände, wurden zu Querschlägern, und ich drehte mich derweil auf dem glatten Marmor, um meine Beretta zu ziehen.
    »Töte sie, Lorenzo!«
    Amelias Stimme kippte über. Sie hatte alle Rücksicht fahren lassen, zu dicht standen wir an der Lösung, und Lorenzo war der Mann mit den ebenfalls goldenen Augen.
    Wie gefärbte Eiskristalle waren sie und die Mündung der Waffe auf mich gerichtet. Schüsse fielen.
    Ich hatte nicht geschossen. Mein Freund Suko war schneller gewesen, bevor Lorenzo auf mich hatte anlegen können.
    Das geweihte Silber traf ihn gleich zweimal in die Brust, und die Wucht schleuderte ihn zurück. Er prallte mit dem Rücken gegen einen hohen Blumentopf, riß ihn um, blieb aber selbst auf den Beinen, so daß wir zuschauen konnten, wie die beiden fremden Kräfte in seinem Körper miteinander kämpften.
    Plötzlich rann das Gold aus seinen Augen. Es schoß nicht hervor, es floß nur wie gelber Sirup, zischte über sein Gesicht und zerstörte es wie Säure.
    Er brüllte.
    Die Mädchen waren zusammengelaufen. Sie standen im Hintergrund.
    Einige jammerten, andere schrien, und
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