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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
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Bentinis Innern, und er kam allmählich seiner ganz persönlichen Lösung nah. Das mußte Baal sein! Seine Statue.
    Kein goldenes Kalb, aber das war auch in alter Zeit mehr ein Sinnbild gewesen. Baal…
    Seine Kehle war plötzlich zu. Staub schien sich zu einem Drahtgeflecht zusammengeballt zu haben, als ihm dieser Gedanke kam, der ihn nicht wieder loslassen wollte.
    Baal hier?
    Was aber hatte Amelia dann von Gina, seiner Geliebten, erzählt? Da konnte doch etwas nicht stimmen. Er war auch nicht in der Lage, sich gewisse Dinge zusammenzureimen.
    Die große Mumie bewegte sich. Es war nur ein Zucken in den Augen, aber deutlich erkennbar, denn das Licht hatte dort Reflexe hinterlassen, die anschließend von der schwammigen Masse aufgesaugt wurden.
    Offene Augen starrten ihn an.
    Plötzlich waren sie klar. Dunkle Pupillen, ein Blick, an den er sich erinnern konnte, auch wenn dieser schon lange, sehr lange Zeit zurücklag. Angst preßte seine Seele zusammen. Er wollte es nicht fassen, nicht glauben, und aus dem brüchig wirkenden Mund drang plötzlich eine alte, kratzige Stimme.
    »Ich grüße dich, Geliebter…«
    Er schrie nicht, obwohl er den Mund weit aufgerissen hatte, Bentini glaubte einfach nur, laut seine Pein hinauszuschreien, denn was er da gehört hatte, konnte er nicht begreifen.
    Gemeldet hatte sich die Mumie.
    Aber zugleich seine Geliebte Gina!
    ***
    »Sieht ja nicht schlecht aus, das Häuschen«, sagte Suko, als wir vor der breiten Treppe standen und der schwere Blütenduft zahlreicher Sommerblumen uns umwehte.
    »Zahlungskräftige Kunden gibt es eben immer«, sagte ich, »obwohl nicht viel Betrieb herrscht.« Ich deutete auf einen kleinen Parkplatz, auf dem nur ein Lancia abgestellt worden war.
    »Vielleicht sind die Herren zu Fuß gekommen.«
    »Kann auch sein.«
    »Laß es uns versuchen.«
    Suko machte den Anfang. Er stieg die sauber geputzten Stufen der Treppe hoch. Vor der weißen Tür blieb er stehen, rechts und links flankiert von zwei Blumenkübeln, aus dem bunte Gewächse hervorschauten. Die Tür hatte einen Spion in der Mitte, aber der richtige Spion hing schräg über uns, denn er war das Auge einer Video-Kamera, die jeden Gast begutachtete. Suko klingelte.
    Father Ignatius und ich hatten uns hinter ihm aufgebaut. Der Pater war ein wenig nervös. Immer wieder rieb er seine Hände. Er hörte auch nicht auf, als ich ihm aufmunternd zulächelte.
    Die Tür wurde geöffnet.
    Ein strahlendes Lächeln begrüßte uns. Die weißen Zähne und das dezent geschminkte Gesicht gehörten leider nicht zu der Frau, die von Bord gegangen war, es sei denn, die hätte sich innerhalb kürzester Zeit die Haare blond gefärbt.
    »Bon giorno«, sagte ich.
    Das Lächeln blieb, auch als die Frau uns leider erklärte, daß das Haus heute geschlossen blieb. »Wie?«
    »Wir machen Urlaub.«
    »Nur heute.«
    »Ja.« Sie nickte strahlend.
    »Das finden wir gar nicht gut. Man hat uns Ihr Haus empfohlen. Selbst bis London hat es sich herumgesprochen, daß Sie hier das Besondere zu bieten haben.«
    »Oh, danke für das Kompliment, aber ich muß leider dabei bleiben. Wir legen eine Pause ein. Am morgen sind Sie willkommen, meine Herren. Ich würde mich freuen, wenn ich mich um Sie«, sie warf mir einen heißen Blick zu, »persönlich kümmern könnte.«
    Ich schaute Suko an. »Morgen geht es nicht. Da sind wir wieder weg.«
    »Das ist schade, aber wir können für Sie drei leider keine Ausnahme machen.«
    »Wer leitet denn das Haus?«
    »Amelia.«
    »Können wir Sie sprechen?«
    »Nein, das geht nicht.« Das Lächeln war noch auf ihrem Mund, aber es wirkte verzerrt. »Wir werden…«
    »Da ist sie!«
    Ignatius hatte den Satz gezischt. In der Tat war im Hintergrund eine dunkelhaarige Frau erschienen, die einen Blick auf die Tür warf und stehenblieb.
    Ich hatte mich entschlossen, rasch zu handeln. Bevor sich die Blonde versah, drückte ich sie zur Seite, hörte noch ihr überraschtes »Oh« und ging einfach weiter.
    »Bitte, Signores«, sagte Amelia, die die Lage schnell überblickt hatte und auch nicht verhindern konnte, daß Suko die Tür von innen schloß, »es ist Ihnen doch gesagt worden, daß wir heute unseren freien Tag haben. Warum gehen Sie nicht?«
    Sie kam auf mich zu, ich ging ihr entgegen. Hinter mir hörte ich Father Ignatius. Zugleich blieben wir stehen. Das Gesicht der Frau zeigte eine gewisse Härte, und als ich in ihre Augen schaute, da glaubte ich, goldene Funken in den Pupillen tanzen zu sehen. Das räumte meine
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