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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit
Autoren: Terry Pratchett
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Trick… nicht wahr?«
»Mich trifft der Schlag!«
»Uns alle wird der Schlag treffen, wenn er es wirklich ist!« Es kehrte wieder Ruhe ein, und kurze Zeit später begann jemand zu
    sprechen.
    »Gut. Gut. Bringt ihn fort, meine Herren. Sorgt dafür, dass er es im Keller gemütlich hat.«
    Schritte. Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen.
Eine nörgelnde Stimme sagte: »Wir könnten ihn einfach ersetzen…« » Nein, das können wir nicht. Unser Gast ist glücklicherweise nicht mit
    viel Intelligenz gesegnet.« Die Stimme des ersten Sprechers zeichnete sich durch eine besondere Qualität aus. Sie klang so, als sei es nicht nur undenkbar, sondern geradezu unmöglich, eine andere Auffassung zu vertreten. Sie war an die Gesellschaft von Zuhörern gewöhnt.
    »Aber er ist ihm zum Verwechseln ähnlich…«
    »Ja. Bemerkenswert, nicht wahr? Nun, wir sollten vermeiden, dass alles noch komplizierter wird. Wir sind eine Leibwache der Lügen, meine Herren. Nur wir stehen zwischen der Stadt und der Vergessenheit, deshalb müssen wir diese Chance nutzen. Vetinari mag bereit sein, die Menschen in dieser Stadt zu einer Minderheit werden zu lassen, aber um ganz ehrlich zu sein: Es wäre… bedauerlich, wenn er einem Mordanschlag zum Opfer fiele. Chaos würde seinem Tod folgen, und Chaos lässt sich nur schwer steuern. Außerdem wissen wir, dass es Leute gibt, die sich für gewisse Dinge interessieren. Nein. Es gibt einen dritten Weg. Ein langsames Dahingleiten vom einen Zustand in den anderen.« »Und was wird mit unserem neuen Freund geschehen?«
»Oh, unsere Angestellten sind sehr einfallsreich. Sie wissen sicher, wie
    man mit jemandem verfährt, dessen Gesicht nicht mehr gebraucht wird.«
    Gelächter folgte diesen Worten.
    Die Atmosphäre in der Unsichtbaren Universität war ein wenig gespannt. Die Zauberer eilten von Gebäude zu Gebäude, blickten dabei immer wieder zum Himmel empor.
    Das Problem waren die Frösche. Nicht etwa die Froschregen, die Ankh-Morpork nicht mehr so häufig heimsuchten, sondern ganz spezielle Baumfrösche aus den Regenwäldern von Klatsch. Die kleinen, bunten, fröhlichen Geschöpfe sonderten eins der scheußlichsten Gifte auf der ganzen Scheibenwelt ab. Deshalb kümmerten sich Studenten im ersten Semester um das Vivarium, in dem die Frösche glücklich ihre Tage verbrachten – so wurde nicht zu viel Bildung vergeudet, wenn etwas schief ging.
    Hin und wieder nahm man einen Frosch aus dem Vivarium und setzte ihn in ein kleines Glas, wo er für kurze Zeit zu einem sehr glücklichen Frosch wurde, um dann einzuschlafen und im großen Himmelsdschungel zu erwachen.
    Auf diese Weise gewann man eine Substanz, die man zu Tabletten verarbeitete. Und diese Tabletten bekam der Quästor, um seine geistige Gesundheit zu erhalten. Besser gesagt: Sie sorgten dafür, dass er scheinbar zurechnungsfähig blieb, denn nichts war so einfach in der guten alten Unsichtbaren Universität. Der Quästor hatte den Verstand unwiederbringlich verloren und halluzinierte praktisch die ganze Zeit über, doch in einem erstaunlichen Anflug von lateralem Denken hatten sich die anderen Zauberer Folgendes überlegt: Das Problem konnte aus der Welt geschafft werden, wenn sie ihn irgendwie dazu brachten, dass er sich einbildete, geistig völlig gesund zu sein. *
    * Das ist eine weit verbreitete Halluzination bei vielen Personen.
    Im Großen und Ganzen funktionierte es gut, von einigen Anfangsschwierigkeiten abgesehen – so hatte sich der Quästor einmal stundenlang eingebildet, ein Bücherschrank zu sein. Inzwischen hielt er sich permanent für einen Quästor, und es gab nur eine unangenehme Nebenwirkung: Er war auch davon überzeugt, fliegen zu können.
    Viele Leute im Universum haben törichterweise geglaubt, die Gravitation einfach ignorieren zu können, vor allem nach der Einnahme des lokalen Äquivalents von getrockneten Froschpillen. Dies führte dazu, dass die elementare Physik zusätzliche Arbeit leisten musste und es unten auf der Straße zu einem Verkehrsstau kam. Wenn sich ein Zauberer einbildet, fliegen zu können, sieht die Sache ein wenig anders aus.
    »Quäästor! Komm sofort runter!«, rief Erzkanzler Mustrum Ridcully durch ein Megaphon. »Du weißt doch, dass du nicht bis über die Mauern aufsteigen sollst!«
    Der Quästor schwebte dem Rasen entgegen. »Du wolltest mich sprechen, Erzkanzler?«
    Ridcully winkte mit einem Blatt Papier. »Neulich hast du mich darauf hingewiesen, dass wir einen Haufen Geld für die Graveure
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