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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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erinnere, bei Barth. Angeblich erhebt sich die versunkene Stadt jeden Ostermorgen aus den Fluten und ist für einen kurzen Moment sichtbar.“
Christian stockte und überlegte kurz.
„Ach ja, und Glocken sollen zu hören sein.“
Rusana beugte sich etwas vor.
„Diese Stadt gab es wirklich, Chris. Sie lag vor Usedom bei Koserow und in einer anderen Dimension existiert sie noch immer.“
„Klar, und alle Vinetaner sind Vampire.“
„Ich bin kein Vampir! Wie du sehen kannst, macht mir das Sonnenlicht nichts aus und ich esse ganz normal, so wie du auch. Ich bin verwundbar und sterbe, wenn die Verletzungen zu schwer sind. Aber wenn alles gut geht, kann ich zweitausend Jahre alt werden.“
„Wow!“ Christian deutete mit seinem Messer auf ihren Mund. „Und wozu hast du diese beängstigenden Fänge?“
„Na ja, ein Mal in der Woche brauche ich schon ein wenig Blut, um zu überleben. Aber normalerweise jagen wir nicht. In Vineta leben Menschen, die uns ihr Blut zur Verfügung stellen.“
Christian ging auf Rusanas Erklärungen ein, obwohl er ihr kein Wort glaubte.
„Und diese Menschen leben freiwillig bei euch?“
„Ja, sie sind glücklich in Vineta. Außerdem sind sie bis ins hohe Alter vital und gesund, denn unsere ärztliche Wissenschaft ist eurer weit überlegen. Und bevor du fragst: Nein, wir mischen uns nicht in eure Entwicklung ein. Allerdings passiert es hin und wieder, dass Vinetaner und Menschen miteinander ins Bett hüpfen und die Nachkommen aus diesen Beziehungen sind etwas Besonderes. So wie du.“
Christian trank einen Schluck Kaffee.
„Du willst mir also weismachen, dass ich ein Mischling bin?“
Rusana nickte.
„So wie dein Großvater Marco.“
„Leben wir länger als normale Menschen?“
„Im Durchschnitt werdet ihr einige Jahre älter, seid ausdauernder und in der Regel bis ins hohe Alter gesund. Aber das war es auch schon. Erst mit eurer Verwandlung erlangt ihr die vinetanischen Eigenschaften.“
Christian fasste sich an seinen Hals und befühlte die Bisswunde.
„Keine Angst“, erklärte Rusana, „durch einen einfachen Biss werdet ihr nicht verwandelt.“
„Habt ihr meinen angeblichen Großvater verwandelt?“
„Ja, auf seinen eigenen Wunsch hin hat mein Bruder Ruven ihm den Gefallen getan. Marco ist jetzt achtundsiebzig, sieht aber nicht älter aus, wie du.“
Also Konkurrenz. Christian schüttelte leicht seinen Kopf. Warum dachte er so etwas? Wo er Rusana doch kein Wort glaubte.
„Wollen die Menschen, die bei euch leben, nicht auch verwandelt werden?“
„Es ist streng verboten, Menschen zu verwandeln.“
„Warum?“
„Weil im Gegensatz zu euch Mischlingen nur fünf Prozent die Verwandlung überleben.“
„Und warum braucht mein Großvater Blut von mir?“
„Mein Bruder hat ihn verflucht und nur das Blut von einem seiner Nachkommen kann ihn von dem Fluch befreien.“
Christian ließ das Brötchen, in das er gerade beißen wollte, sinken.
„Ich möchte dich wirklich nicht beleidigen, aber wir sollten jetzt zusammen einen Psychiater aufsuchen.“
„Ich brauche keinen Seelenklempner!“, erklärte Rusana vehement und lehnte sich angriffslustig vor.
Im Gegenzug lehnte sich Christian mit einem beschwichtigenden Lächeln zurück. Die Bewegung rettete ihm das Leben, denn im selben Augenblick gab es einen lauten Knall und etwas zischte dicht an seiner Stirn vorbei und bohrte sich in die Wand seitlich von ihm. Eine Kugel! Obwohl sein Verstand noch nicht begriffen hatte, dass durch das Fenster hindurch auf ihn geschossen wurde, sprang Christian auf - und die nächste Kugel streifte seinen linken Oberarm.
„Auf den Boden!“, schrie Rusana und rannte zur Tür.
Christian benötigte ihre Aufforderung nicht, um sich mit einem Hechtsprung unterhalb des Fensters in Sicherheit zu bringen. Er sah, wie Rusana die Tür aufriss und nach draußen stürmte. Wollte sie sich erschießen lassen? So ein Mist! Er konnte nicht einmal aus seiner Zelle raus. Und überhaupt, wer ballerte da draußen rum? Er starrte angespannt zu der weit geöffneten Tür. Sollte da jetzt jemand hereinkommen, würde er eine ausgezeichnete Zielscheibe abgeben. Seine Hilflosigkeit verfluchend, krabbelte Christian auf allen vieren ins Badezimmer und suchte sich ein Fleckchen, wo er vor einem Schuss durch die angelehnte Tür oder dem Fenster möglichst sicher war. Er griff nach einem Handtuch und presste es auf die stark blutende Wunde. Er hätte nicht gedacht, dass Streifschüsse so höllisch brannten und bluteten. Er lauschte
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