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Das Trumpf-As der Hölle

Das Trumpf-As der Hölle

Titel: Das Trumpf-As der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Die Lampe war so eingestellt, dass ihr Strahl nur auf die untere Gesichtshälfte des Mannes fiel. Und besonders die Lippen wurden von dem Schein eingefangen. Es waren dünne, blasse Lippen. Durch das Licht bekamen sie einen leicht bläulichen Schimmer, und als die Tür des kleinen, fensterlosen Raumes aufgestoßen wurde, verzogen sich die Lippen zu einem kalten, dünnen Lächeln.
    Er kam. Wieder ein Opfer, dachte der Mann mit den bläulich schimmernden Lippen, doch seine Stimme klang freundlich, als er den Abkömmling aufforderte, sich zu setzen.
    »Bitte, nimm Platz!«
    »Danke, Sir!«
    Der Mann mit den dünnen Lippen hieß Arsenius. Sir, hatte der andere gesagt. Ja, man zollte ihm Respekt. Es schien sich herumgesprochen zu haben, dass er etwas Besonderes war, dementsprechend wurde er behandelt, eine logische Konsequenz.
    Arsenius hörte, wie ein Stuhl über den rauhen Betonboden schabte. Der andere räusperte sich, sein Schatten war zu sehen, unbeweglich, aufrecht, die Hände lagen auf den Knien, die Arme waren angewinkelt.
    »Du willst es also wagen«, stellte Arsenius nüchtern fest. Sein Mund bewegte sich kaum beim Sprechen.
    »Ja, Sir.«
    »Hat man dir gesagt, um was es geht?«
    »Nein, Sir.«
    »Um ein Kartenspiel.«
    »Ich beherrsche nicht alle, Sir.«
    »Mein Kartenspiel ist einfacher als irgendeines sonst auf dieser Welt. Es ist ein Spiel mit nur einer Karte. Hast du verstanden?«
    »Natürlich, Sir.«
    »Sollen wir sofort beginnen?«
    »Ja, Sir.«
    »Hast du noch eine Frage?«
    »Die habe ich allerdings, Sir. Was geschieht mit dem Gewinner und dem Verlierer?«
    Da lachte Arsenius. »Das ist eine Sache, die natürlich schwer zu erklären ist. Es kann nur einen Gewinner geben.« Während des Sprechens hatte er seine Hand bewegt und die Lampe rechts von ihm erfasst. Sie ließ sich sehr leicht drehen. Ein Griff nur, und es klappte. Arsenius drehte stärker. Ein wischender heller Schein, und im nächsten Augenblick leuchtete die Lampe den Mann an, der Arsenius gegenübersaß.
    Er trug Gefängniskluft. Einen Einheitsdrillich, waschfest, strapazierfähig. Die Augen hielt der Mann geschlossen. Über seiner hohen, weiß schimmernden Stirn mit den zahlreichen Schweißperlen begannen dunkle krause Haare. Der Mann war ein Mischling. Er hatte eine Haut wie Milchkaffee. So einer fehlte noch in Arsenius' Sammlung. »Du bist also bereit?« stellte der Hellseher fest.
    »Das bin ich, Sir.«
    »Dann wollen wir mal schauen«, murmelte Arsenius und versenkte seine Hand in der rechten Tasche seines langen Mantels. Er holte eine Karte hervor. Die war größer als die normalen Spielkarten, sicherlich besaß sie die doppelte Größte. Verdeckt legte sie der Mann auf den Tisch, der zwischen ihm und dem Mischling stand.
    Die Rückseite der Karte schimmerte rötlich. Ein feines Wabenmuster war eingezeichnet, und es verschwand, als Arsenius seine Hand auf die Karte legte.
    »Wir spielen mit dieser einen Karte«, erklärte er flüsternd. »Nur mit dieser Karte.«
    Der Mischling war überrascht. »Kann… kann es wirklich nur einen Sieger geben?«
    »Natürlich.«
    »Und… und meine Chancen stehen…«
    »50 zu 50«, erklärte Arsenius. »Wie es sich bei einem Spiel mit zwei Partnern gehört.«
    Der Mischling beugte sich vor. Seine Hände umklammerten den Rand des Tisches. Plötzlich lag ein gehetzter und gleichzeitig hoffnungsvoller Ausdruck in seinen Augen. »Komme ich dann hier heraus?«
    Arsenius lachte. »Wieso denn das?«
    »Man spricht davon. Die Freunde sagen, wenn einer von uns gegen Sie gewinnt, Sir, dann hat er die Freiheit errungen.«
    Arsenius erwiderte nichts. Nur das Lächeln klebte wieder auf seinen Mundwinkeln. Seine Hand lag auf der verdeckten Karte. Die Finger trommelten einen Takt auf den Tisch.
    »Sir…« Die Stimme des Farbigen klang flehend. »Bitte, geben Sie Antwort. Ich will es wissen.«
    »Du bist zu neugierig«, erklärte Arsenius kalt. »Aber ich bin kein Unmensch. Nimm es einfach an, dass du, wenn du gewinnst, hier aus dem Knast kommst.«
    »Das wäre, das wäre…« Der Mischling atmete tief ein. Seine Augen begannen zu leuchten, die Lippen zuckten, er schüttelte den Kopf, und für einen Moment wusste er nicht, was er sagen sollte. Arsenius beobachtete ihn mit kalten Blicken. Auf seinem glatten Gesicht spiegelten sich die Gedanken nicht wider, aber hinter seiner Stirn arbeitete es.
    »Wann können wir anfangen, Sir?« Der Gefangene war schrecklich aufgeregt. Er hatte seine Chancen durchgerechnet, sie
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