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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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auseinander.“
„Was?“
„Mach schon, ich beweise dir, dass ich eine Vinetanerin bin und über Kräfte verfüge, die Menschen nicht besitzen.“
„Vinetanerin?“, murmelte Christian. Damit konnte er nichts anfangen.
„Bieg die Stäbe auseinander“, wiederholte Rusana. „Du wirst es nicht schaffen, aber ich.“
Christian zögerte. Er kam sich ein wenig lächerlich vor, doch schließlich trat er an die Stäbe und versuchte sie mit aller Kraft auseinanderzubiegen. Erfolglos! Rusana sah ihm schmunzelnd zu, und als er zurücktrat, legte sie ihre Hände an derselben Stelle auf die Eisenstäbe, wo er sie berührt hatte. Sie holte tief Luft, konzentrierte sich und drückte die Stäbe auseinander, die im Zeitlupentempo nachgaben. Kaum außer Atem ließ Rusana die Hände sinken und blickte Christian triumphierend an. Dieser starrte ungläubig von den Gitterstäben zu ihr. Als sie plötzlich ihren Mund öffnete, wie ein wütender Hund ihre Lippen zurückzog und sich vor ihre normal aussehenden Eckzähne lange spitze Reißzähne schoben, wich er entsetzt zurück. Genau wie am Abend zuvor änderte sich Rusanas Augenfarbe in ein dunkles graublau und sie stierte ihn an wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung. Jetzt war Christian dankbar für die Gitterstäbe zwischen ihnen.
„Willst du sie berühren?“, Rusanas Stimme klang tief, fast wie ein Knurren.
Er sollte diese horrorhaften Fänge befühlen? Christian schüttelte mangels Stimme entschieden seinen Kopf. Er war doch nicht verrückt.
Rusana verwandelte sich zurück.
„Glaubst du mir jetzt?“
Christian räusperte sich. Er konnte nicht leugnen, was er gesehen hatte, aber sein Verstand glaubte es nicht und suchte nach einer Erklärung.
„Du ... du bist ... hat man dich gentechnisch verändert? Bist du irgendwelchen durchgeknallten Wissenschaftlern entwischt?“
Rusana setzte eine beleidigte Miene auf, aber in Wahrheit belustigte sie Christians verzweifelter Erklärungsversuch. Jetzt, wo ihre deprimierende Suche vorbei war, fühlte sie sich lebendig wie seit Jahren nicht mehr. Es machte einfach Spaß, Christian zu ärgern und zu beobachten, wie seine dunkelbraunen Augen mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Faszination noch dunkler wurden. Aber dennoch wünschte sie sich, er würde ihr glauben und die Angst vor ihr verlieren. Es wäre einfacher für sie beide. Ihr Blick wanderte über seinen Körper und sie fragte sich, ob seine Augen noch dunkler werden würden, wenn ihre Hand sanft über die leichten Wölbungen seiner Muskeln glitt, über seine Brust, seinen Bauch ... Rusana trat einen Schritt vom Gitter zurück und schüttelte ihren Kopf. Was dachte sie da nur? Wo kamen diese Gefühle her? Nun ja, sie hatte die letzen zweiunddreißig Jahre mehr oder weniger wie eine Nonne gelebt und nun stand dieses Prachtexemplar von Mann vor ihr. Ruvens Worte fielen ihr ein: „Achte auf deine Gefühle“. Ja, das sollte sie wohl.
    Rusanas Musterung machte Christian noch nervöser als er sowieso schon war. Er konnte den Ausdruck ihres Gesichtes nicht deuten. Er glaubte in ihren Augen Verlangen, Sehnsucht und Unsicherheit zu sehen, war sich jedoch nicht sicher - und einordnen konnte er diese Emotionen erst recht nicht. Schließlich hatte seine Exfreundin ihm oft genug vorgeworfen, dass er kein Frauenexperte war. Wie sollte er da eine Verrückte verstehen. War Rusana verrückt? War sie psychisch krank? Und vor allem: Was hatte sie vor?
Als Rusana zurücktrat und abwesend ihren Kopf schüttelte, stellte er leise die Frage, die ihn am meisten beschäftigte:
„Werdet ihr, oder du, mich umbringen?“
Rusana blickte ihn verwirrt an.
„Wieso sollten wir das tun?“
„Du hast gesagt, ihr braucht mein Blut.“
Rusana ging ein Licht auf. Sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, wie ihre leicht dahergesagte Ankündigung in seinen Ohren klingen musste. Wahrscheinlich hatte er sich bereits die schlimmsten Horrorszenarien ausgemalt, wie sie ihn qualvoll ausbluten ließ. Sie trat wieder näher zum Gitter:
„Niemand möchte, dass dir etwas geschieht, Chris. Weder ich, noch mein Bruder und schon gar nicht dein Großvater.“
„Mein Opa?“ Zu dem Misstrauen in Christians Augen gesellte sich Zorn. „Das ist wirklich ein schlechter Scherz. Mein Opa ist vor einem Jahr gestorben.“
„Das tut mir leid, aber naturgemäß hat doch wohl jeder Mensch zwei Großväter, oder? Ich rede von Marco Richter, deinem Opa väterlicherseits.“
„Den habe ich nie kennengelernt und seinen Namen
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