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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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antwortete sie auf seine Frage:
„Genau, eine Reise. Wir brauchen dein Blut.“
„Mein Blut?“ Christians Stimme klang in seinen eigenen Ohren schrill. Er war entsetzt und starrte das Pflaster an, als sei es ein gefährliches Messer.
„Ja, aber keine Panik. Ich werde dich jetzt schlafen legen, damit du dich beruhigst. Sonst bekommst du noch einen Herzinfarkt.“
Ihre Hand schoss vor und im nächsten Moment peckte das Pflaster auf der Bisswunde. Christian verstand gar nichts mehr. Wieso verarztete sie ihn, wenn sie etwas von ‚Schlafen legen’ faselte? Er hatte mit einem Kinnhaken gerechnet, oder dass sie ihn mit irgendeinem Gegenstand bewusstlos schlagen würde, allerdings konnte das ja noch kommen. Doch alles was passierte, war, dass ihm auf einmal schwindelig wurde und er die Augen nicht mehr offen halten konnte. Er driftete weg, Schwärze umhüllte ihn und zog ihn unaufhaltsam in einen tiefen Schlaf.
Rusana beobachtete, wie Christians Lider zufielen und sich sein Körper entspannte. Sie lauschte eine Weile seinen tiefen, regelmäßigen Atemzügen und schüttelte schließlich ungläubig den Kopf. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie nach zweiunddreißig Jahren endlich einen von Marcos Nachkommen gefunden hatte. Christian musste einfach der Richtige sein, denn es passte alles. Er war mit hoher Wahrscheinlichkeit Marcos Enkel, denn seine Oma hieß Katrin Müller und durch seine Adern floss menschliches und vinetanisches Blut. Nur ein Punkt war noch unklar. Ruven hatte zu ihr gesagt, sie solle auf ihre Gefühle achten. Für Marco? Für Christian? Sie hatte ihren Bruder gefragt, was er damit meinte, doch er war ihr ausgewichen. Ruven hatte den Fluch im blinden Zorn ausgesprochen, genauso wie die Bedingungen, ihn zu brechen - und nun ganz offensichtlich Angst, ihr diese Bedingungen auseinanderzupflücken. Nun ja, der Punkt würde sich klären, wenn sie mit Christian in Vineta ankam. Jetzt musste sie erst einmal ein paar Klamotten für ihn packen und mit ihm von hier verschwinden. Außerdem hatte sie das kribbelige Bedürfnis, mit ihrer menschlichen Freundin in Passau zu telefonieren. Sie musste ihr unbedingt erzählen, dass ihre Suche endlich ein Ende gefunden hatte.
Bevor Rusana sich erhob, strich sie Christian eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn und flüsterte:
„Schlaf gut, Schakuta Ru.“
     
     

4. Kein Albtraum
    Christian rollte sich auf die Seite und zog im Halbschlaf die warme Bettdecke etwas höher. Sein Unterbewusstsein wartete auf das Klingeln des Weckers, doch dann fiel ihm ein, dass Samstag war. Er hatte frei. Behaglich kuschelte er sich tiefer in den samtweichen Zudeck und genoss die Freiheit, faulenzen zu können. Bilder seines verrückten Traumes tauchten vor seinen geschlossenen Lidern auf und er schüttelte eine wenig benommen den Kopf. Was hatte sein Gehirn da für einen verrückten Kram ausgebrütet? Er sollte mal wieder richtig Urlaub machen und abschalten. Christian begann zu grübeln. Es war doch nur ein Traum, oder? Er öffnete blinzelnd die Augen und musterte den fliederfarbenen Zudeck. So einen Bezug besaß er nicht, da war er sich sicher. Er fuhr hoch und sein Herz begann zu hämmern, als er die Gitterstäbe entdeckte. Er war eingesperrt! Hastig suchte sein Blick nach der Verrückten, doch sie war nicht zu sehen.
Er befand sich in einem geräumigen Raum, der einer Küchenzeile und einer Wohnecke Platz bot - und seinem Gefängnis. Der hintere Teil des Raumes war durch dicht beieinanderstehende Eisenstäbe abgetrennt. Christian sprang aus dem Bett, lief die wenigen Schritte bis zur Zellentür und rüttelte panisch daran. Er wollte hier raus! Doch die Tür, genauso wie die Stäbe, gaben keinen Millimeter nach. Christian ließ die Hände sinken und zwang sich, tief durchzuatmen. Er musste überlegt vorgehen.
Auf dem ausgezogenen Sofa außerhalb seiner Zelle lag eine zerwühlte Bettdecke, also hatte dort die Verrückte geschlafen. Die Verrückte! Wie hatte sie sich genannt? Rusana! Wo war sie? Egal, er musste hier raus, solange sie weg war. Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr und stellte überrascht fest, dass es bereits Mittag war. Was hatte Rusana ihm da für ein Zeug verpasst? Immerhin fühlte er sich gut und hatte keine Kopfschmerzen. Christian musterte die Fenster, durch die helles Sonnenlicht in den Raum fiel. Zwei größere befanden sich außerhalb seiner Zelle und ein kleineres innerhalb. Er würde hindurchpassen, aber leider war es durch Gitterstäbe
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