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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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vielleicht würde er jetzt endlich antworten.
„Also? Heißt du Christian Müller?“
Er nickte hektisch.
„Gut, das habe ich mir schon gedacht. Wie heißt deine Oma?“
„Hanna Menden.“
Enttäuschung stieg in Rusana hoch. Das war der falsche Name. Aber es gab ja noch eine Chance.
„Und deine andere Oma?“ Sie verstärkte den Druck ihres Fußes ein wenig, um zu demonstrieren, wie wichtig ihr die Antwort war.
Christian keuchte auf und rief:
„Katrin Müller!“
Rusana nahm ihren Fuß aus seinem Schritt und starrte ihn an. Sie konnte es nicht glauben, aber bis jetzt passte alles. Es sah so aus, als hätte sie gerade den Jackpott geknackt. Unwillkürlich begann Rusana, Christian mit Marco zu vergleichen. Hatten sie Ähnlichkeiten? Christians braune Haare, die feucht schimmerten, waren dunkler als Marcos, genauso wie seine Augen. Sie hatte schon so lange nicht mehr in Marcos Augen blicken können, denn sie waren seit zweiunddreißig Jahren geschlossen, aber sie konnte sich noch immer an sie erinnern. An das helle braun und an das Funkeln in ihnen, wenn er sich freute. Christians waren um etliche Nuancen dunkler und hatten einen unglaublich warmen Ton. Sie waren faszinierend. Oh man! Hatte sie nach all den Jahren endlich die richtige Person gefunden? War Christian wirklich Marcos Enkel? Es sah so aus, aber sie wagte nicht, sich zu freuen. Noch nicht. Zuerst musste sie sein Blut kosten. Das Blut der Nachkommen aus einer Beziehung zwischen Vinetaner und Mensch schmeckte einzigartig. Es war mit keinem anderen Blut zu vergleichen.
    Christian atmete erleichtert auf, als Rusana ihren Fuß wegzog, doch sein Herzschlag wollte sich nicht beruhigen. Er fühlte sich völlig hilflos und verletzlich. Was wollte die Frau von ihm? Warum stellte sie diese Fragen über seine Familie?
Im Moment begutachtete sie ihn, als sei er eine aus der Erde gekrochene, neu entdeckte Spezies. Allerdings konnte er in ihren Augen keinen Wahnsinn entdecken, sondern nur Unglaube - und Trauer? Ja, Christian war sich sicher. Diese Erkenntnis schürte seine Angst jedoch noch mehr. Zeigten manche Irre nicht auch tiefe Trauer, kurz bevor sie ihre Opfer töteten, weil sie der Überzeugung waren, dass es sein musste?
Wie zur Bestätigung seiner sich überschlagenen Gedanken veränderte sich plötzlich ihr Blick. Ihre azurblauen Augen nahmen ein stürmisches Graublau an und ihre Haltung etwas Raubtierhaftes. Alarmiert riss er an den Handschellen und versuchte, seine Beine anzuziehen, um Rusana mit den Füßen von sich fernzuhalten, doch sie war schneller. Mit einer fließenden Bewegung setzte sie sich auf ihn, beugte sich vor und schlug ihre Zähne in seinen Hals. Er schrie auf. Vor Entsetzen und Schmerz. Ihr Biss tat höllisch weh und brannte, als würde jemand Säure auf seine Haut schütten. Er konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen schossen und mühte sich verzweifelt, Rusana abzuschütteln, doch sie ließ ihm keinen Spielraum. Mit ihrem Körper pinnte sie ihn am Boden fest und drückte mit einer Hand seine Schulter nach unten. Die andere Hand hatte sie in seine Haare vergraben und fixierte seinen Kopf. Christian konnte nur hilflos an seinen Handschellen ziehen und seine Beine bewegen, was ihm herzlich wenig nutzte. Sie war einfach zu stark. Plötzlich ließ der Schmerz nach, ebbte mehr und mehr ab, obwohl Rusanas Zähne noch in seinem Hals steckten. Das war mehr als angenehm und Christian hätte sich entspannt, wenn er nicht voller Panik gewesen wäre. Er fühlte sich eindeutig zu jung, um zu sterben. Egal, ob in der Realität, in einer drogenumnebelten Einbildung oder in einem Albtraum.
Auf einmal hörte Rusana auf, sein Blut zu trinken und er spürte, wie sie über die Bisswunde leckte. Das war ein irritierendes Gefühl und unter anderen Umständen hätte Chris es vielleicht sogar genossen. Sie richtete sich auf und blickte ihn abermals so merkwürdig an, als könne sie nicht glauben, was sie sah.
„Ich fürchte, wir beide werden eine Reise unternehmen müssen.“
„Reise?“, stieß Christian keuchend hervor, doch statt ihm zu antworten, beugte Rusana sich zur Seite und zog ihre Handtasche heran. Sie kramte darin herum und holte schließlich eine Plastikdose hervor, die sie öffnete und der sie ein rundes Pflaster entnahm. Zwischenzeitlich zerrte Christian wild an seinen Handschellen, doch damit erreichte er nur, dass seine Handgelenke schmerzten.
Während Rusana die Schutzfolie von der Klebeseite des Pflasters entfernte,
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