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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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meinem Geburtstag keine peinlichen Sachen ausdenken müsst. Ich bin nicht da.“
„Du willst kneifen und nicht halb nackt den Bürgersteig fegen?“
Christian blieb stehen und starrte seinen Freund an.
„Sehe ich so aus?“
„Natürlich, du kannst es dir doch leisten.“ Tims Mundwinkel verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen und er zog Chris weiter. „Die gesamte Frauenbelegschaft und ein Kollege freuen sich schon darauf.“
„Erst recht ein Grund, abzuhauen. Mir ist im Moment einfach nicht nach solchen Späßen.“
Mittlerweile hatten sie ihre Wagen erreicht, die sie auf dem Parkplatz hinter dem Ludwig-Jahn-Stadion abgestellt hatten. Tim blieb an seinem Golf stehen und meinte:
„Ich weiß, aber in einem Monat kann sich deine Laune ja noch bessern. Musst du Samstag arbeiten?“
„Morgen? Nein, zum Glück nicht. Warum?“
„Weil du morgen zum Essen zu uns kommst. Wir werden auch Lydia einladen.“
Christian schüttelte entschieden seinen Kopf.
„Ich habe wirklich keinen Bock, mich morgen von euch verkuppeln zu lassen. Ich möchte einfach nur ein ruhiges Wochenende genießen und mal wieder Zeit für mich haben.“
„Na gut. Aber nächstes Wochenende kommst du nicht drum rum. Lydia ist wirklich in Ordnung.“
„Und rattenscharf?“
„Auf jeden Fall.“
Christian lächelte halbherzig und gab Tim zum Abschied einen Klaps auf den Oberarm.
„Wir sehen uns Montag in der Firma. Grüß Lilian und deine Tochter von mir.“
„Mach ich. Schönes Wochenende, Chris.“
Tim hob grüßend eine Hand und stieg in seinen Wagen.
Chris ging zu seinem eigenen und betrachtete den Mond, der wie eine riesige Laterne am Himmel hing. Er tauchte die Umgebung in ein diffuses Licht und schaffte  eine unheimliche Atmosphäre. Die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm. Apropos Film. Chris fand, dass es Zeit wurde, an den gemütlichen Teil des Abends zu denken. An Pizza, ein oder zwei Bierchen und einen guten Film. Er wollte einfach nur abschalten und die Welt die Welt sein lassen. Noch bevor er losfuhr, rief er bei seiner Lieblingspizzeria an. Bier stand bereits im Kühlschrank und ungesehene Blu-rays lagen zur Genüge neben dem Fernseher.
Christian brauchte nur fünf Minuten bis zu seinem kleinen, gemieteten Häuschen am Ende einer Sackgasse. Er fuhr in die Garage und beeilte sich, ins Haus zu kommen, da er noch duschen wollte, bevor die Pizza geliefert wurde.
     

2. Rusana
    Noch eintausend Meter bis zur Abfahrt Herford - Bad Salzuflen. Es wurde Zeit, die Überholspur zu verlassen. Rusana setzte den Blinker und zwängte ihren Golf zwischen zwei Lastkraftwagen auf die rechte Spur, um die Ausfahrt nicht zu verpassen. Es war Freitagabend und offenbar versuchte jeder Pendler und Brummifahrer Deutschlands, oder zumindest Nordrhein-Westfalens, über die A2 nach Hause zu gelangen, um das Wochenende zu genießen. Das Gewusel ging Rusana auf die Nerven und sorgte dafür, dass ihre Stimmung noch tiefer in den Keller rutschte. Der einzige, mickrige Lichtblick war, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatte: Herford. Allerdings glaubte die Vinetanerin nicht, dass ihre Suche in dieser Stadt enden würde. Nach zweiunddreißig Jahren hatte Rusana kaum noch Hoffnung, die Person zu finden, die den Fluch brechen konnte. Den Fluch, den ihr Bruder über Marco ausgesprochen hatte. Dabei waren zweiunddreißig Jahre gar nicht so lange, wenn man bedachte, dass ihre Rasse bis zu zweitausend Jahre alt wurde. Eigentlich war sie mit ihren achtundneunzig Jahren noch ein junger Hüpfer und sollte das Leben genießen. Aber nein, sie fiel von einer Depression in die nächste und fühlte sich alles andere als lebendig. Die hoffnungslose Suche hatte sie ausgelaugt. Warum musste die gesuchte Person auch Müller heißen? Es gab tausende Müllers. Als sie zuletzt im Online Telefonbuch den Namen Müller aufgerufen hatte, gab es alleine in Deutschland weit über zweihunderttausend Treffer. Selbst wenn sie davon die gewerblichen ausschloss, blieben noch einhundertsiebenundneunzigtausend Treffer. Irre! Warum musste Marco vor neunundfünfzig Jahren unbedingt mit einer Katrin Müller ins Bett steigen und ungewollt Nachwuchs zeugen? Hätte er sich für sein erstes Stelldichein nicht eine Frau mit einem selteneren Namen suchen können? Das würde ihr die heutige Suche nach Marcos Nachkommen, die ihn von dem Fluch befreien konnten, erheblich erleichtern. Einer würde schon reichen, egal ob Sohn, Tochter, Enkel oder Enkelin, aber sie waren nicht auffindbar. Alles, was sie
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