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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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höre ich heute zum ersten Mal. Du kannst mir also einen vom Pferd erzählen. Vielleicht liegt er auch schon längst unter der Erde.“
„Tut er nicht. Aber er läuft momentan auch nicht gerade fröhlich durch die Gegend. Er ist der Grund, warum ich dich entführt habe, denn er braucht deine Hilfe.“
Christian musterte prüfend ihr Gesicht, ihre Augen. Suchte nach Anzeichen von Spott, doch er fand keine.
„Hilfe in Form meines Blutes?“
„So ist es. Ein Schluck wird reichen. Den wirst du entbehren können, ohne zu sterben.“
„Dann nimm mir doch einfach Blut ab und lass mich gehen.“
Rusana schüttelte bedauernd ihren Kopf.
„Das geht leider nicht. Das Blut muss frisch sein, sonst hilft es nicht.“
„Du bist doch durchgeknallt.“
Der Satz war Christian herausgerutscht und merkwürdigerweise tat es ihm leid, als er ihren verletzten Blick bemerkte. Das war beunruhigend. Diese Frau besaß eine Ausstrahlung, der er sich nicht entziehen konnte, obwohl er ihr nicht traute, nicht wusste, was sie war.
„Hör zu, Chris. Mir ist klar, wie diese Situation auf dich wirken muss. Wie wäre es, wenn wir jetzt frühstücken und ich dir alles von Anfang an erzähle. Woher ich komme, wer ich bin und warum dein Großvater Blut von dir braucht. Ich habe Kaffee, Brötchen und Aufschnitt besorgt. Du hast doch bestimmt Hunger, oder?“
Ja, das hatte er.
„Kann ich mir aussuchen, ob ich frühstücken oder doch lieber hier raus möchte?“
„Nein.“
„Schade. Dann also Frühstück.“
„Gut. Ich werde den Tisch decken.“
Sie deutete auf einen Holztisch, der zur Hälfte auf seiner Seite des Gitters stand. Über dem Tisch war eine Lücke zwischen den Gitterstäben, allerdings zu klein, um durch sie fliehen zu können. Bevor Rusana sich abwandte und zur Küchenzeile ging, um die Kaffeemaschine anzustellen, erklärte sie:
„Ich habe ein paar von deinen Klamotten mitgenommen. Die Tasche steht hinter dem Kopfende deines Bettes.“
Christian ergriff sie und ging ins Badezimmer. Er sah ein, dass er im Moment nicht fliehen konnte. Aber es würde sich bestimmt noch eine Gelegenheit ergeben. Auf keinen Fall würde er Rusana freiwillig zu seinem angeblichen Großvater begleiten.
     

5. Mordanschlag
    Rusana füllte den Kaffee in eine Warmhaltekanne, als Christian aus dem Bad trat und unschlüssig stehen blieb. Er hatte sein offenes Hemd gegen ein schwarzes Shirt getauscht, was Rusana ein wenig bedauerte, allerdings machte er auch so eine gute Figur. Er hatte sich nicht rasiert und seine dichten Haare standen an einigen Stellen widerspenstig ab, was seiner männlichen Ausstrahlung jedoch keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil.
„Setz dich doch, der Kaffee ist auch schon fertig.“
Christian folgte Rusanas Aufforderung und ließ sie nicht aus den Augen, als sie zu ihrer Seite des gedeckten Holztisches ging. Sie hatte sich umgezogen und trug nun eine Jogginghose und ein bauchfreies, eng anliegendes Top. Ihre langen Haare, die vorhin noch zu einem Zopf geflochten waren, hatte sie gelöst. Nun flossen sie wie Seide über ihre rechte Schulter. Diese Frau war eine Waffe, der die Männerwelt nichts entgegenzusetzen hatte. Und Rusana setzte diese Waffe erbarmungslos ein, da war Christian sich sicher. Sein Verstand warnte ihn, doch seinen Körper kümmerte das herzlich wenig und reagierte auf sie.
Rusana spürte ihre Wirkung auf Christian und triumphierte innerlich, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Sie hoffte, sein Vertrauen zu gewinnen, wenn er sie als Frau und nicht als Monster sah. Dass er seinerseits ein Prickeln in ihr auslöste, ignorierte sie geflissentlich. Sie tat das hier nur, um Marco zu helfen.
„Greif zu“, ermutigte sie ihn. “Immerhin habe ich dich gestern um dein Abendbrot gebracht.“
Christian zögerte kurz, doch dann griff er nach einem Brötchen und der Butter.
„Dann fang mal an zu erzählen, ich bin ganz Ohr.“
„Gut.“ Rusana nahm sich ebenfalls ein Brötchen. „Ich komme aus Vineta.“
„Und ich aus Atlantis.“
Rusana lachte leise.
„Du kennst also die Legende.“
Ja, er kannte sie. Christian hatte nicht geschaltet, als Rusana erwähnte, dass sie Vinetanerin sei, aber Vineta sagte ihm etwas.
„Sicher. Vineta soll die reichste Stadt Europas gewesen sein und vor Gold und Silber geglänzt haben. Leider waren die Bewohner hochmütig und gottlos, weswegen die Stadt vor eintausend Jahren durch ein Sturmhochwasser vernichtet wurde. Sie soll in der Nähe von Usedom gelegen haben oder, wenn ich mich recht
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